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18.03.2019
All Verlag

Hombre 1

Hombre 1

Das Setting in einer postapokalyptischen Welt ist wohl hinreichend bekannt. Zerstörte Zivilisation mit Resten von Gebäuden und technischem Gerät.

Dazu eine in die archaische Vergangenheit zurück geworfene Menschheit. So das allgemeine Bild davon.
Und genau diese erwartete Welt bieten die beiden Comicschaffenden Ortiz und Segura mit einem eindrucksvollen Epos, in dem es von diesbezüglichen Elementen nur so wimmelt. Härter als Storm von Lawrence, brutaler als Jeremiah von Herman und rasanter als Hans von Rosinski, wenn man mal ähnlich geartete Comicserien zum Vergleich heranzieht!

Hombre ist ein Protagonist, der sich dieser grausamen Welt mehr oder weniger notgedrungen anpasst. Für selbstlose hehre Heldentaten ist hier wenig Platz. Zerschlissen, gedemütigt und um sein Leben kämpfend ist er zu allem entschlossen! Und doch ist seine humane Seite immer wieder zu sehen, die vor allem den schwächsten Opfern dieser wilden Welt gilt; ein letzter Rest Verantwortung und Widerstand gegen die eigene Verrohung und der totalen Hingabe an die Barbarei.
In der ersten Story nimmt er ein Baby unter seine Fittiche, das er gegen alle Widerstände beschützt. Er erblindet bei einem Streit und ist auf die Führung einer jungen Frau angewiesen. In den folgenden Episoden ist er mit wechselnden Begleitern und Begleiterinnen unterwegs, die jedoch nie über kurze Einsätze hinaus beständiges Personal sind. Die Handlungen sind auf Spektakel angelegt, in denen Punks, Piraten und andere Freaks ein düsteres Bild der vorherrschenden Zustände dokumentieren.
 
Die Zeichnungen sind grandios! Vor allem in den großformatigen Sequenzen ist das Können von Ortiz gut zu sehen. Sie sind hyperrealistisch, facettenreich und äußerst fantasievoll. Alles hat eine faszinierende, fremdartige und doch wohlbekannte skurrile Schönheit und ist dynamisch zu Papier gebracht. Die mit üppigen Proportionen sehr aufreizend dargestellten „Weiber“ sind ziemlich plakativ und vordergründig. Hombre, mehr Antiheld, hat ein eher unsympathisches Äußeres und ist so auch in diesem Comic  unmissverständlich von den idealen Helden wie z.B. Storm oder Thorgal und deren ebenmäßigen Physiognomie zu unterscheiden. Die Episoden sind abwechslungsreich und spannend! Ein Hauch Sarkasmus, aber auch ein wenig philosophische, lakonische und humorvolle Anteile lockern das doch sehr auf Düsternis angelegte Werk punktweise auf. Ein Klassiker!
Für Liebhaber von krasser Action, kaputter Umgebung und skurriler Typen ein echtes Highlight. Graphisch von höchstem Niveau und erzählerisch ohne allzu langweilende Stereotypen.

Hombre 1
Text: Antonio Segura, Zeichnungen: Jose Ortiz
200 Seiten
All Verlag
34,80 Euro

Autor: Rolf Pressburger