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17.05.2019
Neue Comics bei comicplus+ im Frühjahr 2019

Arno Gesamtausgabe + Quintett 3

Arno Gesamtausgabe + Quintett 3

André Juillard, der Zeichner von Arno: Was mir am Historiencomic gefällt, ist weniger die Geschichte als das Pittoreske, das Ambiente, die Kostüme und die Architektur. Die neue comicplus+ Gesamtausgabe "Arno" stammte aus der Feder von Jacques Martin ("Alix"), dem Altmeister des Historiencomic. Zu ihm war Zeichner André Juillard durch die Vermittlung von Jean-Pierre Dionnet, dem Chefredakteur von Métal Hurlant, gekommen.

Martins Comic setzt zeitlich ein mit dem Italienfeldzug Napoleons von 1796/97. Das Ende sollte - den Wünschen des Autors nach - bei seiner Verbannung und dem Tod auf Sankt Helena liegen. Der junge Musiker, auf dessen Spiel der Eroberer aufmerksam wird, trägt den Namen Arno Firenze.
Arno, das ist der Fluss, der durch Florenz, auf Italienisch „Firenze“, fließt. Doch 1797 sind wir nicht in der Toskana, sondern in Norditalien. Juillard zeigt wenig von Venedig - den Canal Grande, die Lagune. Aber das, was auf diesen wenigen Seiten passiert, hat Einfluss: Wenn Jean Dufaux und Griffo fünfzehn Jahre später ihren Comic "Giacomo C." in die Welt setzen, spürt man den Vorgänger deutlich.
Überhaupt wirkte Juillard in diesen Jahren stilbildend. Man bewunderte allgemein die "klassische Eleganz" seines Strichs. Junge Comiczeichner, nicht nur in Frankreich, versuchten ihm nachzueifern.
Juillard: „Was mir am Historiencomic gefällt, ist weniger die Geschichte als das Pittoreske, das Ambiente, die Kostüme und die Architektur.“
Zum Inhalt: Venedig, Juli 1797. Siegreich zieht General Napoleon Bonaparte in die Stadt an der Lagune ein. Doch während ihm die Vertreter der alten Republik ihre Unterwürfigkeit demonstrieren, plant eine Gruppe von Verschwörern seinen Tod. Ihr Kennzeichen ist ein rotes Pik. Der Musiker Arno Firenze kann einen Anschlag der Gruppe verhindern. Dadurch erringt er die Aufmerksamkeit des Generals. Ein Jahr später gehört er zum Tross der Künstler und Wissenschaftler, die Napoleon auf seinen Ägyptenfeldzug begleiten. Diese Reise wird das Leben aller Beteiligten verändern.
Ein Klassiker der Historiencomics, nach 30 Jahren wiederaufgelegt in einer schönen Gesamtausgabe, die in einem umfangreichen Anhang die Hintergründe der Serie beleuchtet.

Die ebenfalls neu erschienene Gesamtausgabe QUINTETT 3 ist der Abschlussband einer eindrucksvollen Studie über das Wesen von Wahrnehmung und Wahrheit. Ergänzt wird die Serie durch den bisher nicht auf Deutsch erschienenen Band 6, in dem Luc Revillon und Frank Giroud den Faden aufgreifen und dem Leser einiges Neues zu bieten haben.
Zum Inhalt: Sechzehn Jahre nach den Ereignissen in Pavlos stoßen Alban Méric und sein Geliebter Manolis in Berlin auf eine Truhe aus dem Besitz von Oberst Villemombles. In ihr finden sie beunruhigende Dokumente, die sie selbst und Mérics ehemalige Spielpartnerin aus dem Quintett, die Sängerin Dora Mars, betreffen. Was ist in Pavlos hinter den Kulissen geschehen, während die Musiker mit ihrem persönlichen Schicksal haderten?
Autor Frank Giroud über Quintett: "In Quintett sind die verschiedenen Standpunkte nur die Fassade. Mich interessierte die Frage von Angeborenem und Erlerntem. Das wird aber erst in Kapitel 5 deutlich."
Dass bei den Ereignissen von Pavlos Manipulation im Spiel sein könnte, ahnt der Leser zuvor nur aus den die Kapitel einrahmenden Seiten, auf denen zwei Menschen miteinander reden, die wir dem Geschehen nicht zuordnen können. Auch Giroud manipuliert. Er fordert den Leser auf, aus den subjektiven Beschreibungen die "Wahrheit" herauszufiltern.
Insofern ist "Quintett" auch eine spannende Detektivgeschichte. Es ist weit mehr als das, wie man rasch merkt - für alle handelnden Figuren ein persönliches Drama, für den Leser eine kunstvoll konstruierte Erzählung mit einem völlig überraschenden Ende. Aber das ist man vom Autor von "Zehn Gebote" ja nicht anders gewohnt.  Quelle: comicplus+

Autor: Michael Hüster