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05.12.2022
Neuauflage in der Edition 52

Backlist: Andreas Eikenroths Woyzeck

Backlist: Andreas Eikenroths Woyzeck

Andreas Eikenroth beschreibt sein Werk wie folgt: WOYZECK ist ein ewig aktuelles Drama über Liebe, enttäuschte Hoffnung, Ausbeutung und Unterdrückung.

Dazu kommt dann noch ein ganzes Stück Wahnsinn. Und natürlich "ein guter Mord, ein echter Mord, ein schöner Mord." Kein leichter Stoff, aber sehr guter Stoff.

Das folgende PPM-Interview mit dem Autor entstand im Juni 2019.

PPM: Wie entstand die Idee zu deiner Comic-Inszenierung von Georg Büchners WOYZECK?
 
Andreas Eikenroth: Nun, ich lebe in Gießen. Für Büchner war die Stadt, zusammen mit Darmstadt, die Kulisse für sein Drama; die Figur des Doktors in Woyzeck hat wohl ihr Vorbild in dem Gießener Doktor Wilbrand, der zu Büchners Studienzeit in Gießen lehrte. Ich laufe also täglich durch Woyzeck-Land. Zudem arbeite ich mittlerweile mein halbes Leben lang am hiesigen Stadttheater. Seit dieser Zeit bin ich Woyzeck sehr oft begegnet; in den verschiedensten Schauspiel-Inszenierungen, als Oper, als Tanz und sogar als Puppenspiel. Da war es einfach nur eine Frage der Zeit, bis ich Woyzeck zeichnerisch umsetzen musste, er hat sich mir ja quasi aufgedrängt.
 
 
PPM: Beschreib mal bitte kurz, worum es in WOYZECK geht...
 
Andreas Eikenroth: WOYZECK ist ein ewig aktuelles Drama über Liebe, enttäuschte Hoffnung, Ausbeutung und Unterdrückung. Dazu kommt dann noch ein ganzes Stück Wahnsinn.
Und natürlich "ein guter Mord, ein echter Mord, ein schöner Mord." Kein leichter Stoff, aber sehr guter Stoff.
 
PPM: Du hältst dich schon recht genau an das Szenario. Im Gegensatz zu Büchner hatdeine Geschichte aber ein echtes Ende. Was war deine Intention, Büchners offenes Ende zu vermeiden?
 
Andreas Eikenroth: Das WOYZECK nur ein Fragment ist, liegt ja schlicht daran, dass Büchner mit 23 Jahren an Typhus starb. So gibt es nun eben verschiedene Handschriften von ihm, eine latente Endfassung und eben viele Möglichkeiten, wie man all die Teile zusammenfügen kann. Ich finde die Figuren und die Geschichte so stark, dass sie ein echtes Ende verdient haben. Und wer weiß, vielleicht hätte es Büchner genauso gemacht, wie ich es gezeichnet habe.
 
 
PPM: Auffällig ist, dass du bei WOYZECK ausschließlich mit ganzseitigen Panels arbeitest.
Fast schon im Bilderbogenstil. Du nennst es grafische Inszenierung. Was hat dich diese
Form wählen lassen?

 
Andreas Eikenroth: Da WOYZECK ja als Schauspiel konzipiert wurde, wollte ich eine theatralische Herangehensweise an den Stoff. Also habe ich jede Seite so wie ein Bühnenbild, eine Kulisse eingerichtet durch welche die Handlung dann von oben nach unten fließt.
 


PPM: Wie schaffst du es, neben deinem Job am Theater auch noch Comics zu zeichnen?
 
Andreas Eikenroth: Das frag' ich mich auch manchmal ;) Aber die ganz wilden Partyzeiten sind ja langsam vorbei, da bleibt schon tagsüber etwas Zeit. Und wenn ich mich nicht irre, verbringt der Deutsche im Schnitt knapp 4 Stunden täglich vor der Glotze oder im Netz. Zeit muss also vorhanden sein. Kommt halt drauf an, was man damit macht.
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PPM:  Andreas, vielen Dank für das Interview.

www.andreas-eikenroth.de
 
https://www.facebook.com/EikenrothAE/

Autor: Michael Hüster