News - Meldungen


23.06.2021
Zwerchfell Verlag

REQUIEM – Interview mit Albert Mitringer

REQUIEM – Interview mit Albert Mitringer

REQUIEM von Albert Mitringer ist soeben im Zwerchfell Verlag erschienen. REQUIEM ist der Epilog einer Heldenreise, die sich mit Humor und Versatzstücken der Fantasy auf den Weg zur Vorgeschichte macht. Ein besonderes Epos mit bestechender Feder in Szene gesetzt.

Und darum geht es in Albert Mitringers REQUIEM:
In einer trostlosen, toten Welt, bevölkert von Dämonen und Monstern, sucht ein gefallener Krieger nach seiner letzten Ruhestätte. Eine vorbeiziehende gemeine Wanderkrähe erweckt in dem Verstorbenen eine ferne Erinnerung an sein verflossenes menschliches Dasein. Beseelt vom Bedürfnis, mehr über sich selbst zu erfahren, folgt er dem Flug der Krähe durch die garstigen und gefährlichen Totenlande. Es liegt eine lange Reise vor ihm, aber mit jedem Schritt werden ihm Bruchstücke aus seiner früheren Existenz bewusst. Doch ein streitsüchtiger Ziegendämon hat sich an seine Versen geheftet, fest entschlossen, den Suchenden zum Duell herauszufordern.

Einen barock schraffierten Comic von beinahe 200 Seiten zeichnet man ja nicht mal eben am Feierabend. Oder doch? Albert, erzähl uns ein bisschen was über deine Arbeit? Was hat dich dazu bewegt, Comiczeichner zu werden?
Albert: Ich wollte eigentlich immer Pilot werden. Comics zu zeichnen, erschien mir irgendwie als etwas Unmögliches und ich habe es nie als realistisch empfunden, die Kapazität und Willenskraft zu haben, tatsächlich Bücher zu machen. Allerdings wusste ich, dass ich es zumindest mal probieren wollte. Ich wollte dem Ganzen eine ernsthafte Chance geben, bevor ich zur Flugschule gehe. Als dann drei Jahre später LILA, meine erste Graphic Novel, auf dem Tisch lag, dachte ich mir: ”Na gut, dann bleibt es dabei und irgendein Albert in einem Parallel-Universum ist dann statt mir ein Buschpilot in Australien.”

Durch deine Erzählstruktur und deinen milden Meta-Humor wirkt REQUIEM durchaus “modern”, aber eigentlich ist dein Comic schon klassische Fantasy. Die Heldenreise, böse Dämonen und Ungeheuer, eine unfreundliche Landschaft und mittendrin ein Held, der vielleicht gar keiner ist. Kannst du uns etwas über den Entstehungsprozess von der Geschichte und dem Konzept erzählen?
Albert: REQUIEM war am Anfang eine große Ansammlung an Ideen, die ich mir in der Zeit, in der ich “Dungeons and Dragons” spielte, auf die Seite gelegt habe. Beim Rollenspiel war es immer unglaublich interessant (und manchmal auch unglaublich frustrierend), dass man als sogenannter “Game-Master” gewaltige Geschichten zusammenstellen kann, aber deine Protagonisten (aka die Spieler) unterm Strich von dir unabhängig sind und machen können was sie wollen. Ich bin REQUIEM konzeptuell ähnlich angegangen und habe versucht, die Geschichte so zu gestalten, als wären die Charaktere in ihr unabhängig von meinem Willen. Ich habe mich somit hauptsächlich um die “Bühne” gekümmert und versucht, die Persönlichkeiten, die vorkommen, so gut es geht einfach durchzuspielen.

Zwerchfell: Stichwort: Die vielbeschworene Heldenreise: Warum glaubst du, ist diese Struktur auch in seiner millionsten Neuerzählung für Leser*innen immer noch spannend?
Albert: In der Heldenreise geht es ja meistens darum, ein kataklysmisches Ereignis zu verhindern, und der Held ist der Underdog, der erst durch seine Abenteuer zu einer mentalen und physischen Größe heranwächst, die es ihm erlaubt, der gestellten Herausforderung zu begegnen. REQUIEM dreht das ganze Prinzip auf dem Kopf. Es gibt keinen bösen Magier mehr oder eine Sekte an Wahnsinnigen, die versucht, das Ende der Welt herbeizubeschwören. Die Welt ist bereits geendet und unser Held ist so stark, dass er sogar dem Tod die Stirn geboten hat und als Untoter das Land durchstreift. Es geht nun darum, den Weg zurück zum Anfang zu finden, sich wieder daran zu erinnern, mit was für einer Motivation man eigentlich aus seiner Heimat aufgebrochen ist, um Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld zu verfolgen und was das eigentlich bedeutet in einer Welt, die in sich zusammengebrochen ist.

Dein erstes Comicbuch LILA umfasst 90 Seiten. Bei REQUIEM hast du gleich mal verdoppelt. Arbeitest du bereits am nächsten Schritt und schielst auf die 360? Oder können wir von dir erstmal was Kleines erwarten?
Albert: Momentan arbeite ich mit einem guten Kollegen und ein paar Studenten aus der Schweiz an einem Videospiel, was unglaublich spannend ist. Das wird mich voraussichtlich bis zum Ende des Jahres beschäftigen, doch ich habe bereits zwei Ideen für neue Geschichten im Hinterkopf am Köcheln, die ich unbedingt umsetzen möchte. Eine davon ist was Kürzeres, die andere wirkt nach was Großem. Ich werde wahrscheinlich im Sommer entscheiden, welches “Schmankerl” (Köstlichkeit auf Österreichisch) ich als erstes zubereiten werde.

Albert Mitringer *1991, lebt in Wien und hat seinen Abschluss in Grafik und Werbung, an der Universität für Angewandte Kunst gemacht. Davor hat er die Kunstschule Wien besucht und seine Diplomarbeit “LILA”, als Graphic Novel veröffentlicht. Albert arbeitet nach wie vor im Kino, aber das stört ihn nicht im Geringsten.

Die Veröffentlichung des Interview-Auszugs mit Albert Mitringer erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Zwerchfell Verlags!
Das komplette Interview gibt es auf der Homepage des Zwerchfell Verlags

Autor: Michael Hüster