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08.09.2020
Cartoonist Uli Stein verstorben – Die Maus war seine Lieblingsfigur

Mit Uli Stein verliert die Cartoonwelt einen tollen Künstler und Menschen

Mit Uli Stein verliert die Cartoonwelt einen tollen Künstler und Menschen

Uli Stein, Deutschlands erfolgreichster Cartoonist, verstarb am 28.8.2020, im Alter von 73 Jahren, unerwartet in seinem Haus bei Hannover, wie seine Stiftung für Tiere in Not jetzt mitteilte.

12 Millionen Bücher, die in viele Sprachen übersetzt worden sind (u. a. auch in chinesisch!), unzählige Kalender und mehr als 80 Millionen Postkarten sind von ihm unters Volk gebracht worden.

Als Satireschreiber für den Rundfunk kam er zum Zeichnen von Cartoons, und seine Handschrift und sein Humor wurden schnell unverwechselbar, seine Figuren zu Charakteren, die auf mehr als 1500 Artikeln inzwischen zum deutschen Alltag gehören.

In Gedenken an Uli Stein, nachfolgend ein Auszug aus meinem Interview mit dem Cartoonzeichner von 2006.

Back to the roots: Wie und wann haben Sie mit dem Zeichnen
angefangen? Wo sind die ersten Werke veröffentlicht worden?


Uli Stein: Die ersten Cartoons habe ich in Schweizer Zeitschriften veröffentlicht und in der chaotischen Hamburger Kiezpostille „St. Pauli-Nachrichten“. Das war Mitte der
Siebziger, meine ich mich zu erinnern.

Vor Ihrem Leben als Cartoonist gab es noch ein Lehrer-Studium. Danach waren Sie als freier Fotograf und Journalist tätig...

Uli Stein: Ich habe mal angefangen, Lehramt zu studieren, aber gegen Ende des Studiums festgestellt, dass meine Begabungen doch woanders liegen. Habe dann den ganzen Kram unmittelbar vor dem Staatsexamen hingeschmissen und mich ins
Fotografieren und Schreiben gestürzt.

Haben Sie schon als Kind bzw. Jugendlicher davon geträumt, Cartoonist zu werden? Gab es bereits „Frühwerke“ in Ihren Schulheften?

Uli Stein: Ich habe permanent gescribbelt und in meine Schulhefte gezeichnet, aber zu dieser Zeit nie im Leben daran gedacht, das mal irgendwann zu meinem Beruf zu
machen.

Zitat von Ihrer Homepage www.ulistein.de : „Der Mann mit der Maus startete nicht gerade überzeugend in seine Cartoonisten-Karriere: Eine Vier im Zeichnen!“ Scheint so, als wären Ihre Lehrer keine Uli Stein-Fans gewesen ...

Uli Stein: Ja, da stimmte ich mit den Lehrern nie überein. Galt es beispielsweise einen Wald zu malen, war man zensurmäßig immer gut beraten, wenn man mit einem Schwamm voll grüner Farbe so unkontrolliert und grobmotorisch wie möglich über das Blatt sudelte. Das war aufgrund des künstlerischen Ausdrucks automatisch eine Eins. Meine Vorstellung vom Bild eines Waldes war stets eine gänzlich andere: Auf einem Waldbild hat man gefälligst Bäume zu sehen und zu erkennen, Unterholz, Gebüsch, ja vielleicht sogar hier und da Pilze. Davon ließ ich mich einfach nicht abbringen und das war schon mal a priori „Mangelhaft“! Verstieg man sich in aufgeräumter Stimmung vielleicht noch zu einem Astloch aus dem ein Eichhörnchen lugte, war ein „Ungenügend“ so sicher wie das Amen in der Kirche! Und damit war auch bis zum Abitur eine jammervolle Zensur im sogenannten Kunstunterricht vorprogrammiert.

Sie sind Deutschlands erfolgreichster Cartoonist. Gibt es so etwas wie
einen Erklärungsversuch für den eigenen Erfolg?


Uli Stein: Ich habe keine Ahnung (und wenn ich sie hätte, würde ich sie auch nicht an die große Glocke hängen) aber auch keine Zeit, groß darüber nachzudenken.

Neben anderen Publikationen mit Themenschwerpunkten wie Autos, Garten, Sport, Mäuse, Tierleben, Geburtstag, Weihnachten und Neujahr erfreuen sich auch Ihre Bücher mit schwarzem Humor großer Beliebtheit (Vorsicht Steinschlag, Das schwarze Buch, Meine schwarzen Tage). Mussten Sie auch schon Kritik von Leserseite zu den manchmal bitterbösen Gags einstecken?

Uli Stein: Ja, das kommt schon vor, dass die Gutmenschen ihre Lichterkette aus der Hand legen und sich ihre Betroffenheit von der Seele schreiben. Und das ist ja auch völlig in Ordnung. Ich bekomme ja auch Beschwerdebriefe von Hausfrauen, Polizisten, Ärzten, Haarlosen, Ehemännern, Autofahrern, Kurzsichtigen, Hundebesitzern, Köchen usw. usw., die sich in meinen Cartoons nicht angemessen dargestellt sehen und das ist genauso okay. Humor ist nun mal eine sehr persönliche Angelegenheit und man kann natürlich nicht erwarten, dass alles bei allen die gleiche Reaktion hervorruft.

Gibt es unter Ihren Cartoon-Protagonisten Lieblingsfiguren, die Ihnen besonders ans Herz gewachsen sind?

Uli Stein: Klar! Die Maus!

Ich werde den Abend beim Italiener nie vergessen, zu dem Uli Stein mich und meine Familie im Jahre 2006 eingeladen hatte. Als Dank für das vorstehende Interview (Auszug), dass ich mit ihm für das „Comic! Jahrbuch 2007“ geführt hatte. Ich war damals schwer beeindruckt, dass so ein berühmter Cartoonist sich so darüber gefreut hat. Uli Stein war nicht nur ein genialer Cartoonist. Wir haben Uli Stein auch als einen sehr netten und umgänglichen Zeitgenossen kennengelernt. Nach dem Treffen schloss sich noch ein mehrfacher Briefaustausch an. Mit Uli Stein verliert die Cartoonwelt einen tollen Künstler und Menschen.

Bilder Copyright: Catprint Media GmbH

Autor: Michael Hüster