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14.06.2019
Don Pedro +++ Francis Drake +++ Robinson +++ Winnetou u. a.

Helmut Nickel verstorben

Helmut Nickel verstorben

Am 5. Juni starb Helmut Nickel im hohen Alter von 95 Jahren. Die meisten, die ihn näher kannten, haben es aber erst in den letzten Tagen erfahren.

Neben Hansrudi Wäscher war Helmut Nickel der bedeutendste deutschsprachige Comiczeichner der 50er und 60er Jahre. Seine erste Comicarbeit war die Serie 3 MUSKETIERE. Später setzte er mit DER GRAF VON MONTE CHRISTO einen weiteren Dumas-Roman als Comic um. Von Willi Kohlhoff übernahm er HOT JERRY und ergänzte das Heft mit dem heute sehr geschätzten Konquistadorencomic DON PEDRO. Von der SF-Reihe TITANUS konnten nur drei Ausgaben von Nickel erscheinen, dafür lief umso länger die Erfolgsserie ROBINSON. Diese auf Defoes Klassiker aufbauenden Abenteuer um einen Weltreisenden hatte er ebenfalls von Willi Kohlhoff übernommen. Das gilt auch für den jugendlichen, stets zu skurrilen Scherzen aufgelegten Sidekick des Helden, Xury. Nach den Vorschlägen seiner Frau Hilde fügte er Gracia als dauerhafte Begleiterin Robinsons hinzu. Die bisher genannten Serien schrieb und zeichnete der Künstler für den Gerstmayer Verlag.
 
Für den Lehning Verlag gestaltete er zunächst für das Magazin Harry Die bunte Jugendzeitung den Comic FRANCIS DRAKE und die überaus einfallsreiche Serie PETERS SELTSAME REISEN, in der ein Junge Abenteuer mit Comicfiguren und literarischen Gestalten erlebt. Als 1962 die Karl May-Rechte frei wurden, entstand Nickels hochanerkannte WINNETOU-Adaption, die er bereits in New York  zeichnete, denn der studierte und leidenschaftliche Völkerkundler hatte dort eine Anstellung am bedeutenden Metropolitan Museum als Kurator für Waffen und Rüstungen bekommen, die er bis zu seiner Pensionierung 1989 ausübte. Danach übersiedelten die Nickels nach Marco Island, Florida, wo der leidenschaftliche Ethnologe maßgeblich am Zustandekommen eines Museums für die Calusa-Indianer beteiligt war.

Erntete er seinerzeit für seinen schlecht bezahlten Comicjob von den ignoranten Verlegern nur Kritik, falls es überhaupt ein Feedback gab, wurde er später, in der Comicszene, umso mehr verehrt und anerkannt. 2011 verlieh man ihm in München den Peng!-Preis für sein Lebenswerk. Eine umfassende Ausstellung begleitete diese Würdigung. Nickel hatte sich sehr über diese  Anerkennungen gefreut. Er erkannte endlich, dass seine Mühen auf fruchtbaren Boden gefallen waren. Danach wurde er zu weiteren Comicfestivals eingeladen, auch nach Erlangen. Und obwohl diese Events für ihn sehr anstrengend waren, signierte er geduldig seine Werke und fügte nach den Wünschen der Fans eine Zeichnung hinzu. Trotz gesundheitlicher Einschränkung gelang ihm 2015 ein eindrucksvoller Abschluss der ROBINSON-Serie (Band 126, erschienen im Ewald Verlag).

2017 starb Helmut Nickels Frau Hilde, mit der er sehr verbunden war und zuletzt auf einem Alterwohnsitz in Naples, Florida lebte. Nun musste der herausragende Künstler und außergewöhnliche Mensch ihr folgen.

Gerhard Förster und Detlef Lorenz

Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Förster

Autor: Michael Hüster