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31.07.2019
Schreiber & Leser

Corrida auf den Champs-Elysées

Corrida auf den Champs-Elysées

Nestor Burma streift wieder durch die Gegenden von Paris, um abermals einen Mord aufzuklären.

Der kongenial von Nicolas Barral adaptierte und umgesetzte Roman von Léo Malet führt durch etliche Viertel und Ecken der Stadt; durch nächtliche Straßen zu eleganten Anwesen, zu Fuß, befahren, und mit beträchtlichem Aufwand an Grips.
Obwohl sie einen erfolgreichen Neustart ihrer Karriere mit einem gelungenen Film hinlegte, findet Nestor die Actrice Lucie Ponceau in ihrem Bett tot auf. Er ging mit seinem Freund direkt nach der Premiere zu ihr nach Hause, um zu gratulieren. Sie war nicht bei der Vorstellung dabei, es hieß, sie sei schüchtern. Doch hat sie sich tatsächlich das Leben selbst genommen? Zwar deutet vieles darauf hin, dass sie sich eine Überdosis Opium verabreichte, doch sie war nicht süchtig. Und warum direkt nach einem gelungenen Comeback? Nestor nimmt sich der Ungereimtheiten an und kommt einer ganz anderen Sache auf die Schliche.
Es sind wieder viele Figuren im Spiel, die sich im Laufe der Story um die Handlung bemühen. Da ist eine junge Dame, die eines nachts nackt in Burmas Bett liegt, ein junger forscher Reporter, eine weitere erfolgreiche Schauspielerin, ein erfolgloser Produzent, ein Unterweltboss, und es gibt weitere Tote!

In gewohnt lässiger und selbstironischer Manier fühlt Nestor allen auf den Zahn und bekommt wieder mal ein paar Faustschläge ab, verteilt aber auch. Der Schauwert beschränkt sich nicht nur auf wunderbar gezeichnete Szenen in Paris, in Kneipen, auf den Flair der Straßen und den klassischen Karossen. Die Darstellungen der Brücken, der Häuserreihen, der Villen und der Autos sind präzise und  detailreich. Alles ist farbenprächtig koloriert. Die Erzählweise ist linear aus der Sicht des Detektivs aufgebaut. Passende Kommentare zu Geschehnissen und eigenen Befindlichkeiten mit eingeschlossen. So erfährt der Leser quasi in „Echtzeit“ die Bemühungen um Aufklärung, ist immer an der Seite des cleveren Schnüfflers und direkt in der Handlung. Es gibt ein paar spannende Wendungen. Sehr interessante Protagonisten aus dem Umfeld der Filmindustrie würzen auch den visuellen Eindruck. Der Charme alter Filme, als Handlung und Verwicklung noch vorrangig vor Action waren, ist auf jeder Seite wohltuend zu finden. Wer ist der Mörder? Warum die Morde? Und so rätselt der Leser bis zum Schluss mit; denn der Verdächtigen gibt es mehrere. Ein Gärtner ist diesmal aber nicht mit dabei - um es mal in ähnlich lakonischer Schnoddrigkeit wie bisweilen Nestor Burma auf den Punkt zu bringen.

Corrida auf den Champs-Elysées

Text und Zeichnungen: Nicolas Barral
96 Seiten
schreiber und leser
18,80 Euro

Autor: Rolf Pressburger