News - Meldungen


22.01.2020
Hirnstorff Verlag

Solange ich atme – Von dem Versuch, aus der DDR über die Ostsee in die Freiheit zu gelangen

Solange ich atme – Von dem Versuch, aus der DDR über die Ostsee in die Freiheit zu gelangen

Die erfolgreiche Reiseautorin Carmen Rohrbach schildert in dieser autobiografischen Graphic Novel ihren Fluchtversuch aus der DDR im Jahre 1974.

Im Alter von 27 Jahren versucht sie, gemeinsam mit ihrem Freund über die Ostsee schwimmend das Land zu verlassen. Nach zwei Nächten und eine Tag in ständiger Angst, zu ertrinken oder entdeckt zu werden, werden beiden schließlich von einer Grenzpatrouille aufgegriffen. Es folgen zwei Jahre Haft. Dann wird Carmen Rohrbach ausgewiesen.
Die Autorin über das Werk: „Es war ein elektrisierender Moment, als ich die Graphic Novel erstmals in Händen hielt, zeigt sie doch einen wichtigen Abschnitt meines Lebens. Ich war überrascht, wie authentisch es gelungen ist, meine Kindheit, Jugend, die Flucht und Gefangenschaft darzustellen. Beim Betrachten war mir, als würden meine Erinnerungen lebendig werden…"
Carmen Rohrbach studierte Biologie in Greifswald und Leipzig. In Seewiesen, am Max-Planck-Institut für Verhaltensforschung promovierte sie über die Mongolische Wüstenrennmaus, Meriones unguiculatus. Danach erforschte sie ein Jahr lang das Leben der Meerechsen auf den Galapagos-Inseln. Carmen Rohrbach ist eine der bekanntesten Reiseschriftstellerinnen der Gegenwart. Geboren in Bischofswerda, aufgewachsen in Freyburg an der Unstrut. Sie wurde nach einem Fluchtversuch und zweijähriger Haft aus der DDR freigekauft und arbeitete am Max-Planck-Institut Seewiesen. Inzwischen hat sie fast die halbe Welt erkundet, immer allein, höchstens in Begleitung von Dromedar, Pferd oder Esel. Das Abenteuer-Gen wurde ihr schon in die Wiege gelegt, ebenso das Fernweh, die Sehnsucht nach neuen Erfahrungen und Begegnungen.
© Autorenporträt Carmen Rohrbach: Hirnstorff – Verlag

Zeitlich setzt die Graphic Novel 1974 in Halle-Neustadt ein. Carmen Rohrbach sucht nach einem Ausweg aus der DDR. Zusammen mit ihrem Freund Jürgen, einem Tauchlehrer, plant sie eine Flucht über die Ostsee. Einzige Hilfsmittel sind ein Schlauchboot, Taucheranzüge, Schwimmmasken und Schnorchel.
Die sehr detailliert geschilderte Flucht wird immer wieder durch Rückblenden in Carmens Vergangenheit unterbrochen. Man erfährt etwas über ihre Kindheit in der Familie, Schulzeit und Jugend. Nach und nach entdeckt Carmen das Leben, die weite Welt und die Tiere, wenn zunächst zum Teil auch nur aus Büchern. Das fördert aber weiter ihren ohnehin schon vorhandenen Freiheitsdrang.
An der Ostsee angekommen, geht es schließlich auf den gefährlichen Weg in den Westen. Geplant wurde, die mehr als fünfzig Kilometer entfernte Küste Dänemarks zu erreichen. Nach zwei Nächten und einem Tag werden Carmen und Jürgen von der DDR - Marine aufgegriffen. Es folgen unendliche Verhöre, schließlich die Inhaftierung und diverse Verlegungen in andere Gefängnisse, die Carmen so einiges abverlangten. Doch ihr Freiheitsdrang blieb ungebrochen und halfen ihr, die schwere Zeit zu überstehen. Schließlich erfolgte der Freikauf durch die Bundesrepublik Deutschland.
Der Comic-Künstler und Illustrator Daniel Haas sowie Simon Traschinsky, der die Buchvorlage Rohrbachs für diesen Comic adaptierte, legen ein beeindruckendes Debüt vor, das den Freiheitsdrang der Autorin, ihre Gefühlswelt und die Liebe zur Natur auf ganz besondere Weise erlebbar macht.
Autorin und Zeichner/Szenarist gelang es zudem, eine spannende Geschichte zu schaffen. Vor allem die Schilderung der Flucht ist dramatisch, immer wieder unterbrochen von Episoden aus dem Leben von Carmen. Sehr interessant, gerade auch für Leser, die nicht in der DDR aufgewachsen sind. Und ebenfalls bemerkenswert ist der bedrückende Bericht über die Lebensumstände in den DDR-Gefängnissen. Daher kann ich für „Solange ich atme“ eine Leseempfehlung geben!!!

With a little thanks to my friends! ;-)

Leseprobe

Autor: Michael Hüster