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07.03.2022
1972 – 2022: 50 Jahre ZACK

Ein Interview mit ZACK-Chefredakteur Georg F.W. Tempel

Ein Interview mit ZACK-Chefredakteur Georg F.W. Tempel

Seit Oktober 2020 (ZACK 256) hat das Magazin eine neue verlegerische Heimat: Die Blattgold GmbH.

Dabei handelt es sich um das Redaktionsbüro von Georg F.W. Tempel und Katrin Tempel, dass bereits 2005 gegründet wurde und sich auf die Entwicklung und/oder redaktionelle Betreuung von Zeitschriften und Magazinen für Verlage wie Burda, Funke Mediengruppe oder Klambt spezialisiert hat.

Zu den Comic-Serien, die seit der Übernahme der ZACK-Chefredaktion von Georg F.W. Tempel erschienen sind, gehören u.a.: Giant, Die Bank, Harmony, Spaghetti, Haute Cuisine, Die Mai-Morde, Sauvage, Rani, Rhonda, Bonneville, Mortensens Abenteuer, Mic Mac Adam, SOS Lusitania, Turpin, Die jüdische Brigade, Der Krieg der Liebenden, Aida Nur, Die Flintenweiber, Terence Trolley und Das Mädchen von der Weltausstellung.

PPM stellte Georg F.W. Tempel einige Fragen rund um ZACK.

 


PPM: Hattest du in den 70ern selbst Berührungspunkte zum Koralle - ZACK?  Welche Phase hast du damals ggf. miterlebt? Welche ZACK-Serien fandest du am besten?
 
Georg F.W. Tempel: Was für eine Frage! Natürlich war ich ZACK-Fan der ersten Stunde. Mit meinen 12 Jahren war ich damals genau die Zielgruppe des Heftes. Soweit ich mich erinnere war ich vom ersten Heft an dabei. Was für eine Abwechslung. Davor gab es ja nur „Felix“, „Fix & Foxi“, „Micky Maus“ und die ganzen Williams-Superhelden. Und von allen Serien mochte ich am meisten „Andy Morgan“.

PPM: Du bist ja nun auch schon seit Oktober 2009 beim aktuellen ZACK als Chefredakteur dabei. Weißt du noch, wie du damals zu ZACK gekommen bist?

Georg F.W. Tempel: Klaus Schleiter, der damalige Verleger von „ZACK“, und ich hatten bereits im Frühjahr 2009 erste Gespräche geführt, da absehbar war, dass meine Zeit bei Egmont zu Ende gehen würde. Und er wollte den Chefredakteur des Magazins wechseln. Da wir uns schon seit einigen Jahren kannten, waren wir uns auch recht schnell einig.

PPM:  Und wie kam es dann zur Übernahme des Magazins durch Blattgold, der Firma von dir und deiner Frau?

Georg F.W. Tempel: Der Mosaik Verlag stand im Jahr 2020 vor neuen Herausforderungen mit dem „Mosaik“-Magazin, was zu größerer Bindung von Arbeitskapazitäten im Bereich Grafik, Lizenzen und Logistik führte. Klaus stand damals vor der Wahl, neues Personal einzustellen, das Heft einzustellen oder es abzugeben. Deshalb machte er mir das Angebot, das Magazin zu übernehmen.

PPM: Schildere doch bitte mal, wie man sich die Arbeit als Chefredakteur eines Comicmagazins vorstellen muss?
 
Georg F.W. Tempel: Das spannendste ist sicherlich das Suchen von Lizenzen und deren Einkauf. Das bringt den meisten Spaß. Der Rest ist Verwalten und Organisieren: Wer macht wann welche Übersetzung? Absprachen zu redaktionellen Beiträgen. Heftabläufe planen. Zeitpläne koordinieren, damit auch alles rechtzeitig in der Grafik bzw. in der Druckerei ist etc. Und wenn man dann auch noch der Verleger in Personalunion ist, kommen so nette Aufgaben wie Kalkulationen, Kontakte zu Vertrieb und Abo-Service, Ideen zu neuen Produkten usw. hinzu. Wobei mir Kalkulationen aber auch Spaß machen, da mir mein BWL-Studium da ganz gut hilft.

PPM: Was waren deine bisherigen Highlights in gut 10 Jahren als Chefredakteur?  Was hätte besser laufen können? Was war richtig blöd?  
 
Georg F.W. Tempel: Tatsächlich muss ich zugeben, dass ich meine absoluten Comic-Highlights in meiner Egmont-Zeit hatte. Da hat nichts mehr herangereicht. Sorry. Schade war, dass es mit einem 14-tägigen „ZACK“ nichts geworden ist. Da hatte ich schon sehr viel Energie reingesteckt und geplant und kalkuliert und verschiedene Umfangs- und Preisvarianten durchgespielt, aber alle - vom Abo-Service über den Comic-Vertrieb bis zum Grosso-Vertrieb - haben mir dringend davon abgeraten. Also habe ich die Idee zu Grabe getragen.
Was auch blöd läuft, sind Dinge eher steuerlicher Natur. Im internationalen Geschäftsverkehr gibt es das sog. Doppelbesteuerungsabkommen, wodurch in unserem Fall die Lizenzen betroffen sind. D.h., wir - und eigentlich alle Comic-Verlage - benötigen von der dt. Finanzbehörde eine Bestätigung, dass unsere Partner ihre Steuern in ihrem Heimatland zahlen. Liegt die vor, können wir Lizenzsummen zu 100% auszahlen. Wenn nicht, müssen wir ca. 20% vom Lizenzbetrag abziehen und ans Finanzamt abführen. Dieses Geld können die Verlage dann beim eigenen Jahresabschluss wieder geltend machen. Viele - gerade kleinere - ausländische Partner scheuen aber den Aufwand, diese Bestätigung bei der dt. Finanzbehörde zu beantragen, wollen aber doch den vollen Lizenzbetrag ausgezahlt haben. Das wollen wir aber wiederum nicht, da wir das Geld auf alle Fälle abführen müssen, sollte es bei einer Geschäftsprüfung moniert werden. Mit anderen Worten, in diesen Fällen würde uns die Lizenz ca. 120% kosten. Mit diesen Verlagen können wir dann leider nicht mehr zusammenarbeiten, was sehr schade ist.

PPM: In 2021 hast du begonnen, verschiedene Goodies als Leserbindung auf den Markt zu bringen (Alben, Blechschilder, ZACK-Club-Pin). Wie ist das von den Fans angenommen worden?

Georg F.W. Tempel: Sehr gut. Bei keinem der Produkte haben wir Geld drauflegen müssen. Mir reicht es schon, wenn ich eine bessere Leser-Blatt-Bindung bekomme und die Mittel dazu sich selbst finanzieren. Im Moment funktioniert das sehr gut. Wir bekommen auch ständig Nachfragen, wann das nächste Spezial-Album käme und welchen Inhalt es haben würde.

PPM: Was ist für das Jubiläumsjahr in Sachen besondere ZACK-Produkte angedacht?  

Georg F.W. Tempel: Neben zwei oder drei weiteren Spezial Alben - Bd. 4 wird „Patrick Leman“ von Christian Denayer sein - planen wir unsere erste Serie, die nicht allein über das Heft, sondern ganz regulär über den Comic-Fachhandel vertrieben wird. Gerade habe ich die Verträge für eine „Johnny Focus“-Gesamtausgabe unterschrieben, die in diesem Herbst starten soll. In vier HC-Bänden werden darin alle knapp 400 Comic-Seiten mit Attilo Micheluzzis Reporter veröffentlicht werden. Darunter auch eine ca. 33-seitige Geschichte, die Micheluzzi nicht beendet hat. Zwei Drittel davon sind deutsche Erstveröffentlichungen.
Außerdem soll es eine Art Jubiläumsschachtel geben, eine „ZACK Box“, in der sich neben den vier Spezial Alben - Vaillant, Focus, Morane und Leman - die Jubiläumsausgabe, also die Nummer #4/22, mit einem Variantcover (das Layout ist am Koralle-ZACK der 1975er Jahre angelehnt), ein von Christian Denayer signierter und limitierter Druck zum Patrick Leman-Album sowie ein „ZACK Pocket“ befinden. Bis auf das Pocket ist auch alles bereits in trockenen Tüchern. Für das Taschenbuch, das zwischen 56 und 72 Seiten Umfang haben wird und in schwarzweiß sein soll, verhandle ich noch wegen der Rechte. Ich hoffe, dass es klappt und wir drei bis vier Tanguy & Laverdure-Kurzgeschichten abdrucken können. Wenn nicht, fällt mir etwas anderes ein. Die Box wird auf 122 + 12 Exemplare limitiert (Das Erscheinungsjahr ‘72 + 50 Jahre ZACK) und soll 99 Euro kosten.
Und womöglich gibt es noch die eine oder andere Überraschung in diesem Jahr.

PPM: Welche Helden werden im Jubiläumsheft präsent sein? Gibt es einen erweiterten Umfang - ein SUPER ZACK?

Georg F.W. Tempel: Das Heft hat einen klassischen Anstrich. Neben den Fortsetzungen von „Harmony“, „Rani“ und „Die Bank“ finden sich die daneben „Tanguy & Laverdure“, „Dan Cooper“, „Johnny Focus“ und der brandneue „Bob Morane“ im Heft. Dementsprechend ist nicht nur das Cover im Retro-Design der Ausgabe von 1972 layoutet, sondern das Heft hat auch eine Umfangserweiterung von 16 Seiten.

PPM: Wie geht es mit ZACK selbst in Sachen Comics weiter?

Georg F.W. Tempel: Nachdem wir im letzten Jahr fast schon ein Feuerwerk an neuen Serien abgeschossen haben, müssen wir zuerst einmal schauen, dass diese auch fortgesetzt werden. Aber daneben gibt es auch neue Starts wie „MADI. Once upon a time in the Future“, ein Science-Fiction-Epos aus der Feder von Duncan Jones und Alex di Campi, das mit diversen Zeichnern umgesetzt wurde. Das 240-Seiten Werk gehört zusammen mit den Filmen „Moon“ und „Mute“ zu Jones’ „Mooniverse“, kann aber völlig unabhängig von den Filmen genossen werden. Außerdem habe ich gerade die Zusage zu „Bootblack“ von Mikael erhalten. Ein Zweiteiler, der den Geist von „Giant“ atmet und im Amerika nach dem 2. Weltkrieg angesiedelt ist. Und schließlich wird auch „Aleksis Strogonov“ von Emile Bravo und Jean Regnaud kommen. Eine Art russischer Tintin.

PPM: Wie würde oder müsste ein ZACK Magazin heute aussehen, wenn du das Heft nur für dich selbst nach deinem Geschmack machen würdest?

Georg F.W. Tempel: Das Heft würde ganz genauso aussehen. Im Moment gefällt mir „ZACK“ sehr gut.

PPM: Was wünscht du dir für die ZACK-Zukunft?

Georg F.W. Tempel: Ein langes Heft-Leben, treue Leser, spannende Produkte und viel Spaß - sowohl für die Leser als auch für mich.

PPM: Danke für die Statements!

Autor: Michael Hüster