„Es ist nicht jeder Hase und jede Elster das, was sie scheinen.“So eine bemerkenswerte Erkenntnis kommt dem kleinen Mann mit dem großen Zylinder eines Tages in den Sinn.

Just zu Beginn des 19. Jahrhunderts werden reisen Algernon und sein Freund William McKennan mit der Kutsche zu einem ersten Patienten. Sie lernten sich im Studium kennen und wurden Freunde. Als sie in einen Schneesturm kommen machen sie Rast in einer Votivkapelle, einer Dankeskapelle, wo ein Mönche inmitten hunderter Kerzen gerade dafür betet, dass Schiffe nicht im Sturm zerschellen. Der Kutscher weiß eine Geschichte zu erzählen, dass, sobald eine Kerze erlischt, eins untergeht. Doch er weiß auch von der Errettung eines Matrosen unter mysteriösen Umständen. Am Zielort angekommen erfahren sie von einer einäugigen Alten, dass sie zu spät kommen. Sie übergibt Algernon unter eigenartigen Andeutungen einen Edelstein. Eines Tages erkrankt Algernon mit großen Schmerzen. Obwohl sich seine Freund und die Haushälterin um ihn kümmern ist er eines Tages verschwunden. Der Leser entdeckt ihn ein paar Seiten später wieder in unwirtlicher Gegend. Was sucht er in den Klüften, in diesem Gebäude, das er aufsucht  … ?

Es ist eine düstere Geschichte, die sich der Szenerist Mathieu Galliè ausgedacht hat. Ganz im Stil der melancholischen Romantik lässt er die Protagonisten ein Abenteuer bestehen, das voller Geheimnisse daher kommt. Ausführlich charakterisierte er Algernon und Freund in einer verzweigten Story, die immer wieder neue Wendungen aufweist. In der gesamten Handlung legt er auch schon zu Beginn kleine Hinweise aus, die später zur Auflösung wieder aufgegriffen werden. Scheinbar unbedeutende Kleinigkeiten, die aber unerlässlich für das Gesamte sind! Die Dialoge sind ausführlich und stringent zugleich. Das Erzähltempo ist genau den Bedürfnissen so einer Geschichte angepasst!

Die Zeichnungen sind meistens im Dämmerlicht und mit viel Halbschatten zu Papier gebracht. Die Figuren ausdrucksstark, allerdings ein wenig in Richtung gewollter Verzerrtheit getrimmt. Mit wechselhaften Farben von erdig bis smaragdgrün stellt der Zeichner Sorel die jeweilige Atmosphäre dar.

Eine Comic im weiten Feld der Märchen, Legenden und Mythen. Algernon Woodcock ist einer jener Glücklichen, der davon mehr Bruchstücke zu Auge bekommen darf, als viele andere. Hervorragend konzipierte Geschichte mit zwar düsteren aber vollkommen dem Thema angepassten Zeichnungen.
Sehr unterhaltend, spannend und überraschend!

Algernon Woodcock 1 - Das Feenauge
Text: Mathieu Galliè, Zeichnungen: Guillaume Sorel
128 Seiten
Finix
29,80 Euro