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20.10.2023
Cross Cult

Die Prinzessinnen: Fantasy-Antiheldinnen

Die Prinzessinnen: Fantasy-Antiheldinnen

Ein Interview mit Christian Endres: Der Fantasy bin ich bereits in ganz jungen Jahren verfallen…

Christian Endres berichtet als freier Journalist für den Tagesspiegel, GEEK! und ZACK regelmäßig über Comics. Darüber hinaus betreut er bei Panini die Comics mit Spider-Man, Batman, den Avengers, Wonder Woman und Conan als Redakteur. Doch der Würzburger schreibt auch selbst: Seine Science-Fiction-Erzählungen werden z. B. in „c’t – magazin für computertechnik“ und „Spektrum der Wissenschaft“ veröffentlicht. Für seine Arbeit wurde er mit dem Deutschen Phantastik Preis, dem Kurd-Laßwitz-Preis und dem Literaturpreis Klimazukünfte 2050 ausgezeichnet. Bei Cross Cult ist 2023 sein Fantasy-Roman „Die Prinzessinnen: Fünf gegen die Finsternis“ erschienen. Darin kämpften sich mehrere Königstöchter als knallharte Söldnerinnen-Truppe durch eine Welt voller Magie, Monster und Mistkerle.

PPM stellte Christian Endres Fragen rund um seinen neuen Roman.

PPM: Wie ist es zur Kooperation mit Cross Cult gekommen?
Ich kenne Markus Rohde, der sich als Programmleiter um die Romane bei Cross Cult kümmert, schon recht lange. Er mochte frühere Werke von mir, und wir sprachen in den letzten zehn Jahren immer wieder mal darüber, zusammen ein Buchprojekt zu machen, es ergab sich jedoch nie. Bis ich die „Die Prinzessinnen: Fünf gegen die Finsternis“ schrieb und an Markus schickte. Er war begeistert, auch die anderen im Verlag waren nach einem Meeting Feuer und Flamme, und so ging das Buch seinen Weg – und wurde sogar zum Spitzentitel im Halbjahresprogramm, was mich wahnsinnig gefreut hat.

PPM: Ist im Romanbereich das Genre Fantasy dein Favorit? Wie kam es dazu?
Der Fantasy bin ich bereits in ganz jungen Jahren verfallen, über Zeichentrickserien wie „He-Man und die Masters of the Universe“, „Disneys Gummibärenbande“ und „Die Schlümpfe“. Etwas später kamen „Magic“-Sammelkarten und Bücher dazu: Tolkien, Conan, Fafhrd und der Graue Mausling, der Witcher, Hobb, Gaiman, Pratchett. Im Laufe der Jahre hat sich der Krimi zu meinem Lieblings-Genre entwickelt, und Science-Fiction spielt ebenfalls eine große Rolle in meinem Leben. Aber ich konsumiere – und schreibe – auch nach wie vor gern Fantasy. Zuletzt haben mich beim Lesen z. B. „Magie und Milchschaum“ von Travis Baldree und „Meister der Dschinn“ von P. Djèlí Clark begeistert.

PPM: Haben dich eigentlich auch Comics beeinflusst?
Auf jeden Fall. „Hellboy“ ist nicht nur ein ewiger Lieblingscomic von mir, sondern auch ein großer Einfluss auf mein Schaffen, gerade wenn es um Fantasy, Legenden und Monster im Verbund mit pulpiger Action geht. Außerdem bin ich ein großer Fan von „Usagi Yojmbo“ und „Lone Wolf & Cub“ – das ganze Umherwandern, die vielfältigen Geschichten in einem mittelalterlichen Setting, der variable Rhythmus der Abenteuer und die schnellen, blutigen Samurai–Kämpfe haben die „Prinzessinnen“ sicherlich geprägt. Und ich glaube, der lockere Umgang mit Sex und Schimpfwörtern hat ein bisschen was von „Saga“ …

PPM: Welche Zielgruppe hattest du für deinen Roman „Die Prinzessinnen: Fünf gegen die Finsternis“ im Auge?
Beim Schreiben geht es mir erst mal nur darum, das bestmögliche Buch zu verfassen, das meinen Vorstellungen entspricht. Aber klar, irgendwann macht man sich über die Zielgruppe Gedanken. „Die Prinzessinnen: Fünf gegen die Finsternis“ bietet – so hoffe ich – rasante Fantasy für alle, die Spaß an cooler Fantasy und taffen Antiheldinnen haben. An Geschichten über Freundschaft und Selbstverwirklichung, fetter Action, blutigen Kämpfen, flotten Sprüchen, derbem Humor und einem modernen, augenzwinkernden Blick auf das Genre. Ich bin immer happy, wenn ich die Prinzessinnen im Buchladen in der Nähe von „The Witcher“ erspähe, denn das passt perfekt.


PPM: Wie muss ich mir das Entstehen eines Romans vorstellen? Gibt es, wie z.B. im Comic oder Film, ein Art Entwurf/Gerüst, ein Storyboard, dass du dann ausarbeitest?
Es gibt verschiedene Methoden. Die einen planen lieber im Vorfeld, die anderen schreiben drauf los und sehen, was passiert. Ich erstelle inzwischen immer vorab einen kompletten Handlungsentwurf. Den breche ich dann in einzelne Szenen herunter. An diesem Gerüst orientiere ich mich beim eigentlichen Verfassen des Romans. Natürlich ändert sich unterwegs einiges, was okay und wichtig ist. Doch im Großen und Ganzen weiß ich, wohin ich möchte und wie ich dahin komme.

PPM: Wie lange hast du für den Roman gebraucht?
Ich habe anderthalb bis zwei Jahre an der Erstfassung von „Die Prinzessinnen: Fünf gegen die Finsternis“ gearbeitet, aber eben nicht fulltime, sondern unterbrochen von meinen Jobs als Redakteur und auch gut ein Dutzend Kurzgeschichten. Anfang 2022, nachdem ich zwischenzeitlich noch einen Science-Fiction-Krimi geschrieben hatte, habe ich noch mal 100 Seiten im ersten Drittel des ersten Abenteuers der Prinzessinnen komplett umgeschrieben. Ich zähle beim Schreiben von Fiction keine Arbeitsstunden, das würde mich nur kirre machen, und am Ende braucht eine Geschichte eben solange, wie sie braucht.

PPM: Ist schon eine Fortsetzung in Arbeit?
Mehr als das: Anfang November erscheint „Die Prinzessinnen: Helden und andere Dämonen“! Darin werden die Prinzessinnen zur Leibwache von Prytos, der hercules-mäßigen Heldenlegende aus dem Götterkrieg. Seine Unsterblichkeit und Unbesiegbarkeit haben nachgelassen, sein Ego und seine Überheblichkeit sind davon allerdings unbeeindruckt. Die Prinzessinnen haben also alle Hände voll zu tun, Prytos aus Schwierigkeiten mit Gegnern und Ungeheuern aller Art raus zu pauken. Und oft würden sie ihm am liebsten selbst den Hals umdrehen …

PPM: Gibt es eine Hörbuchfassung und ist eventuell auch eine Comic-Adaption geplant?
Im Juni ist das Hörbuch des ersten Bandes bei RB Media erschienen, gesprochen von „Galileo“-Moderatorin Funda Vanroy. Auch vom zweiten Roman wird es ein Hörbuch geben. Außerdem kommt dieses Jahr als kleines Dankeschön an alle Fans noch eine Gratis-Weihnachtsgeschichte über meine fünf Söldnerinnen am Nordpol, die ebenfalls vertont wird. Oh, und zum ersten Band habe ich für „meinen“ Comic- und Buchladen hier in Würzburg eine Story geschrieben, die sogar in meiner Heimatstadt und im Laden einsetzt, und die Händler Gerd als Gratis-Hörbuch-Podcast eingelesen hat.
Damit es eine Comic-Adaption gibt und mit der Netflix-Adaption vorangeht, muss der Roman vermutlich erst noch die Bestsellerliste knacken (grinst). So ein Comic wäre aufgrund meiner lebenslangen Verbindung zur neunten Kunst natürlich mega – ich könnte mir die Gang auch super in einem Manga vorstellen. Und in einem Anime. Aber das reicht jetzt an Größenwahn, oder?

PPM: Wie sieht es so Merchandise-mäßig aus?
Bisher gibt es kein Merch. Ich habe zwar schon mit Leuten über ein Prinzessinnen-Rollenspiel und sogar ein Kochbuch geplaudert, aber das waren keine offiziellen Anlässe oder Perspektiven. Wenn jemand da draußen ein RPG oder Actionfiguren produzieren will, wisst ihr ja, wie ihr mich erreicht.

PPM: Wo werden die Fans dich zu Signieraktionen oder Lesungen antreffen können?
Dieses Jahr leider nirgends mehr. Signierte Exemplare von „Die Prinzessinnen“ gibt es hier in Würzburg aber in Hermkes Romanboutique – auch zum Bestellen aus der Ferne. Da wird der Vorrat immer mittels PPM und meinem treuen Signierstift aufgefüllt (falls ich das an dieser Stelle sagen darf?).

PPM: Vielen Dank für deine Antworten und weiterhin viel Erfolg!
Danke! Und war mir ein Vergnügen.

Autor: Michael Hüster