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22.11.2024
Georg F.W. Tempel: So lange ich noch Spaß an der Materie habe, wird es also weitergehen

PPM stellte ZACK-Chefredakteur Georg F.W. Tempel Fragen rund um ZACK

PPM stellte ZACK-Chefredakteur Georg F.W. Tempel Fragen rund um ZACK
Du bist 2009 bei ZACK eingestiegen. Wie hat sich die Produktion von ZACK-Alben seitdem entwickelt?

Als ich 2009 bei Mosaik das ZACK übernahm, haben wir die Produktion von Doppelalben zurückgefahren und dafür verstärkt Einzelalben veröffentlicht wie etwa „Dantès“, „Damocles“, „Grand Prix“ oder „Hasta la victoria“ sowie Sammelbände wie „Solo“ oder „Freddy Lombard“. Dann haben wir damit begonnen, die bei Carlsen, Ehapa und Seven Island erschienenen „Michel Vaillant“-Bände neu aufzulegen, die ab einem gewissen Zeitpunkt mit redaktionellen Seiten von Gerhard Förster ausgestattet waren. 
2012 hat Klaus Schleiter die Veröffentlichungen zurückgefahren bzw. eingestellt, weil die Verkäufe nicht kostendeckend waren.
Seit 2020 veröffentlichen wir die ZACK Spezial-Reihe, die auf 555 bzw. 777 Exemplare limitiert und nur direkt über uns zu beziehen ist. Diese Bände spielen schon bei der Erstauslieferung ihre Kosten wieder ein und sind – je nach Titel – relativ schnell vergriffen. Wir verdienen damit also Geld. Deshalb habe ich 2022 beschlossen, es noch einmal mit Alben im Handel zu versuchen, und gebe mir etwa drei Jahre Zeit, um zu sehen, ob das nun besser läuft. Im Gegensatz zur Mosaik-Zeit haben wir nun eine eigene Website für die Alben (www.zack-edition.de), bewerben sie in ZACK und anderen Comic-Publikationen und geben einen regelmäßigen Newsletter heraus.

In diesen Tagen erschien zusätzlich neben dem ZACK-Magazin ein ZACK Sonderheft 1. Wie entstand die Idee? Kam das reguläre Magazin mit den Tintin Geschichten so gut an? D.h., wurden deutlich mehr Magazin an den Mann/die Frau gebracht?
  
Wie ich im Editorial des Sonderhefts geschrieben habe, hatte ich bereits 2009 die Idee, ZACK auf 14-täglich umzustellen, was aber wegen diverser „Probleme“ scheiterte. Die Überlegung, ZACK öfter als nur einmal im Monat zu veröffentlichen, sowie der Erfolg der Jubiläums-Ausgabe 300 mit nichts als abgeschlossenen Kurzgeschichten im Inhalt haben dann zum Sonderheft geführt. Und auch dieses scheint sich – wenn man den ersten Zahlen glauben darf – erneut sehr gut zu verkaufen.

Du hast im CF ja schon angekündigt, dass in jeden Fall ein zweites Sonderheft wegen großer Nachfrage nach Heft 1 erscheinen wird...und, gerade von dir im CF verkündet, kommt in jedem Fall noch eine dritte Ausgabe: geplant ist ein langes, abgeschlossenes Fantasy-Abenteuer ...
  
Nicht falsch verstehen: Ja, es wird auf alle Fälle ein zweites Sonderheft im Mai 2025 mit weiteren abgeschlossenen Kurzgeschichten erscheinen. Darunter erneut einige Storys aus dem „77 ans Tintin“-Band sowie andere von zwei bekannten Zeichnern. Wenn dieses Heft genauso erfolgreich ist wie das erste, kann es ein drittes Heft im November 2025 geben, dessen Inhalt mit einem abgeschlossenen Fantasy-Abenteuer geplant ist. Aber warten wir erst einmal den kommenden Mai ab. Eine erste Euphorie kann auch schnell wieder verflogen sein ...

Wie beurteilst du den künftigen Markt für Franko-Belgier? Die "Generation ZACK" wird immer älter und dürfte irgendwann als Zielgruppe wegfallen. Für Verleger dürfte das auch bedeuten: jetzt oder nie mehr. Also soweit irgendwie möglich, den Output erhöhen...eine Xte Gesamtausgabe der Klassiker wie Blueberry, Cooper, Vaillant, Rick Master, Bruno Brazil usw. kauft vermutlich bald niemand mehr...
  
In der Tat dürfte sich der Markt der ZACK-Zielgruppe schon verkleinern, da darf man sich nichts vormachen. Es mag sich makaber anhören, aber Abo- und Vorbestellungskündigungen, die von Witwen verschickt werden, sind keine Seltenheit mehr. Zwar steigen die Verkaufszahlen von ZACK immer noch leicht an, und Alben mit klassischen Serien verkaufen sich auch noch ganz gut, aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ein endliches Thema ist. Da ich aber in einem Alter bin, wo andere sehr ernsthaft ihrem Ruhestand entgegenfiebern, ist mir das etwas egal, da irgendwann auch für mich das Verleger-Dasein zu Ende sein wird.

Wie sehen deine Planungen für 2025 aus? 

Die Seitenbelegung für ZACK ist bis Juni 2025 komplett. Hier dürfen sich die Leser – neben den Fortsetzungen aller begonnener Serien – auf die One-Shots „Erectus“ von „Dantès“-Zeichner Eric Juszezak und „Altes Versprechen“ – ein Comic über den Profi-Fussball – vom Spanier Pedro Rodríguez freuen. In Frankreich ist der Band als „Un dernier tour de terrain“ erschienen. Dann geht es mit Martin Freis Western – ehemals „Die Frau mit dem Silberstern“ – „Die Ballade der Carol Welsh“ weiter, und es startet der Zweiteiler „Der Buckelige von Mont Faucon“ von „Jonathan Lassiter“-Zeichner Eic Stalner. Ich hoffe, dass für viele Fans von Julie Wood ein Wunsch in Erfüllung gehen wird, wenn im Juli 2025 die neuen Abenteuer mit der Motorradfahrerin aus dem Vaillant-Universum beginnen.

Im Albenbereich will ich vor allem alle begonnenen Serien fortsetzen, da es nichts Schlimmeres für Leser gibt, als wenn sie zu lange auf eine Fortführung warten müssen. Neu wird der One-Shot „Gunung Darah“ von Peter Nuyten sein, sowie eine Reihe mit sehr klassischem Material, die „Jean-Michel Charlier präsentiert“ heißen wird. Die Sammler der ZACK Spezial-Reihe dürfen sich auf die Gesamtausgabe von „Leutnant Burton“ von Liliane und Fred Funcken freuen, und als Lachbox 6 gibt es ein Wiedersehen mit „Häuptling Feuerauge“.
  
Wie siehst du deine Zukunft bzw. die von ZACK? Du bist von Försters Comic-Rente zwar noch eine Ecke entfernt, aber man wird nicht jünger ... :-)

Wie bereits oben erwähnt, könnte ich theoretisch Ende 2025 in Rente gehen. Aber was mache ich dann? Meine Schallplattensammlung digitalisieren? So lange ich noch Spaß an der Materie habe, wird es also weitergehen.

Autor: Michael Hüster