Auch die Geschichte des vorliegenden Abenteuers spielt in seiner Haupthandlung im Kriegsjahr 1944. Autor und Zeichner schufen eine komplexe Story, nicht nur vor diesem Hintergrund!
Im Jahre 1776 nähte eine schwarze Hausangestellte heimlich unter eines der weißen Sterne auf der amerikanischen Flagge einen aus schwarzer Baumwolle. Das sollte ihr selbstbewusster und zorniger Beitrag zur Anerkennung der schwarzen Bevölkerung sein. Entdeckt wird diese Sache erst mit dem Auffinden des Tagebuchs der Näherin im Jahr 1944. Leider befindet sich die Flagge nun in Händen der Nazis. Sie soll zurückerobert werden, um ihre Aufzeichnungen nachzuprüfen. Dazu werden drei in Frankreich stationierte schwarze Soldaten berufen, die aufgrund ihrer Hautfarbe eigentlich nicht an der Front kämpfen dürfen. Und so fragen sich die drei auch zweifelnd, ob das ernst gemeint ist, dieses patriotische Unternehmen.
Es ist sehr aufschlussreich zu lesen, wie die diskriminierenden Zustände in der Armee auch noch in jenen Tagen vorhanden waren. Es herrschten zum Teil offen ausgetragene Ressentiments unter den Soldaten; Schwarze hatten es schwer, ehrenvolle Aufgaben zu übernehmen und im Kampf Anerkennung zu erlangen. Umso überraschender die Delegation der drei zu den Monuments Men, einer Einheit des Kunstschutzes. Als Sonderermittler geraten sie natürlich in Kriegshandlungen und reisen durch halb Westeuropa, um ihre Mission zu erfüllen. Doch der von Geheimdiensten ausgemachte Besitzer der Flagge ist scheinbar nicht aufzufinden. Und so irren sie suchend und forschend umher und begeben sich zwangsläufig in Lebensgefahr. In Rückblenden erfährt der Leser zudem Einzelheiten über die Zeit und das Leben von Angela, der Näherin.
Yves Sente hat hier eine äußerst spannende Geschichte geschrieben. Der Aufbau der zwei Handlungssträngen ist schlüssig und rund, Hintergründe werden verständlich und zur rechten Zeit in den Ablauf eingebaut, und die Charakterisierung der Hauptprotagonisten gibt eine individuelle Persönlichkeit jedes einzelnen preis. Kriegsdrama, amerikanische Geschichte, das historische Streben der Schwarzen nach Anerkennung, und eine ungewöhnliche Mission mit tragischem Ausgang! Dazu das unmenschliche Kriegsgebaren seitens der Nazis, die hier auch schon mal überzeichnet als Teufel in menschlicher Gestalt auftreten. Das alles in einer epischen Handlung, in der Heldentum auf nicht völlig unbekannte Weise dargestellt wird; nicht ganz ohne Pathos, das hier allerdings nicht im Vordergrund steht. In einem kurzen, aber tragisch konzipierten Epilog wird der Grund, warum der schwarze Stern nicht in amerikanischen Annalen auftaucht, fiktiv dargelegt.
Der Zeichner Steve Cuzor gestaltete die Seiten sehr realistisch und detailgenau. Hervorragend nicht nur seine Bilder, die Winterlandschaften mit kühlen, dunstigen und kontrastreichen Motiven darstellen. Es ist ein meisterliches grafisches Werk, das in keinster Weise standardisiert wirkt. Die Farbgebung ist oft zwar eintönig, „in einem Farbton gehalten“, doch das hat Struktur und ist kein Abbild fehlender Fantasie: Je nach Szene oder Schauplatz dominieren Braun-, Blau-, Ocker oder Olivtöne. Eine Kriegsgeschichte mit nicht nur der Action zuliebe dargestellten Kampfhandlungen oder langatmigem dokumentarischem Erzählton. Sehr unterhaltsam, da hier eine Story erzählt wird, die mit wahren Fakten vermischt ist, aber auch einiges an erzählerischen Einfällen mit überzeugender Dramaturgie übrmittelt!
Ein Stern aus schwarzer Baumwolle
Text: Yves Sente, Zeichnungen: Steve Cuzor
176 Seiten
All - Verlag
29,80 Euro
Autor: Rolf Pressburger