PPM fragte bei Stephan Hagenow nach.
Ich kenne Einar von früher nicht. Erzähl mal bitte von der damaligen Einar-Serie…
S.H.: Wir wollten damals bei Gringo-Comics als Gegengewicht zu den überteuerten Produkten der übermächtigen Konkurrenzverlage ein preiswertes Heft anbieten. (Sozusagen Luke Skywalker vs Darth Vader) Gleichzeitig war es ein Versuch das Piccoloheftformat erneut zu beleben. Meine Karriere startete ja Ende der 80 iger Jahre mit Piccoloheften. (Utopische Welt+ Jarro).
Einar war damals auf 21 Piccolohefte angelegt und in sich abgeschlossen. Die Cliffhanger-Piccolos waren in S/W und kosteten ca. 2€ das Stück. Das ist inzwischen auch schon wieder über 15 Jahre her.
Nach Beendigung von Einar war ich dann ja mit Kommissar Fröhlich + Edelporno-Gag-Samurella gestartet... die übrigens dies Jahr auch ein Comeback erleben soll. Dann natürlich voll in Farbe, damit sie noch etwas leckerer daher schlendert. (wieder bei Markus Janda.) Natürlich brüllend komisch und politisch völlig unkorrekt, man muss ja schließlich dezent seriös bleiben.
Wann kam dir die Idee zu einem komplett neuen Relaunch?
S.H.: Ich glaube ja nicht an Zufälle, darum vermeide ich diesen Begriff möglichst. Ich hatte inzwischen meinen neuen erstmals unverwechselbaren eigenen Hagenow-Look bei Kommissar Fröhlich entwickelt und auch etabliert.
Es fehlte aber irgendwie ein dynamisches Gegengewicht zu meiner ironischen Krimiserie. Ich hatte dann (wohl durch Führung des Universums) im Net ein paar vereinzelte alte Einar-Piccoloseiten in Farbe entdeckt, die damals mein Gringo-Verleger Holger Bommer eingefärbt hatte. Es war also wieder an der Zeit für eine konventionelle Abenteuerserie im neuen Gewand für Jung + Alt. Irgendwas in Richtung Andrax natürlich. (Schließlich bin ich die Action-Power Silver-Age-Generation)
Wie lange hast du für Band 1 gebraucht?
S.H.: Lange ist für mich bekanntermaßen ein Fremdwort. Ich brauche nie für etwas lange, da ich meist sehr konkrete und phantasievolle Vorstellungen habe. Von der alten deutschen Riege gibt es ja nur noch mich und Jürgen (Geier) Speh, die konstant hohe Qualität in sehr kurzer Zeit abliefern können. (40 Jahre Berufserfahrung sind eben durch nix zu ersetzen.)
Die meiste Arbeit bei Einar 1 war somit eher Brainstorming. Ich musste inhaltlich irgendwie an die alten Piccolos anknüpfen und wusste erst nicht recht wie, da der Held im Abschluss-Piccolo 21 ja das Zeitliche segnete.
Dann fing ich an, mir mehr erzählerischen Spielraum zu schaffen, indem ich auch leicht übersinnliche Elemente hinzufügte. Überhaupt wird es bei Einar einige inhaltliche Abweichungen zu gewöhnlichen historischen Serien geben. Entertainment steht bei mir an absolut erster Stelle. (Stan Lee ist da für mich wie ein Götzenbild, sozusagen mein persönlicher Obi Wan Kenobi.)
Momentan gehen wir jedenfalls bei Gringo-Comics von einem halbjährlichen Erscheinungsmodus aus, also zumindest alle 6 Monate 1 Band. Wir wollen Einar recht schnell vorantreiben, die unerbittlich lästige Darth-Vader Konkurrenz (Unschwer zu erraten, wenn ich damit meine) lässt uns eh kaum Asthma-Luft zum atmen.
Kommissar Fröhlich-Fans brauchen aber nicht zu weinen... auch damit geht es natürlich weiter. Band 15 erscheint im Herbst 2020. Dann in einem dynamischeren Layout.
Die Rückkehr von Einar, der zunächst unter Gedächtnisverlust leidet, lässt an XIII denken, nur das Einar schon im Laufe von Band 1 sich an so einiges erinnern kann…
S.H.: Der Gedächtnisverlust war eigentlich die einzige Möglichkeit, die alten Figuren wieder halbwegs glaubwürdig zusammenzufügen. Besonders wichtig war mir hierbei natürlich die kriegerische Sexy-Amazone Weeneh-Tha, die die Handlung hauptsächlich vorantreibt... auch in den Nachfolgebänden.
Die Erinnerungen treten nach und nach in den Vordergrund als unverzichtbares Spannungselement. Momentan werkel ich an Band 2, der ja schon zu Erlangen 2020 erscheinen soll. Mit Band 3 starte ich dann so ab Mai 2020... die recht spannende Story steht ebenfalls bereits.
Du zeichnest Einar in einem sehr reduzierten Strich...
S.H.: Mir war es sehr wichtig wie mein neuer Stil in Richtung Dynamik funktioniert. Bei Kommissar Fröhlich konnte ich ihn leider nur zu ca. 70% ausspielen, wegen der vielen Dialogszenen. Bei Einar gibt es hingegen jetzt auch viele Passagen, wo ich verstärkt erzählerisch nur mit Bildern (sprich Posen) arbeite. Mein ehemaliger Job als langjähriger, termingeplagter Shootingboard-Artist für's TV ist mir da sehr hilfreich.
Spätestens bei Band 2 werden die Leser sagen: EINAR ROCKT!!! (Der Band lässt wahrlich keine Action-Wünsche offen.) Kein Wunder, bei Idolen wie Jack Kirby+ Gene Colan... von denen ich zumindest versuche die Energie zu übernehmen.
In Band 1 ist gerade Winter im Wikingerland. Warum läuft Weeneh-Tha fast unbekleidet und Bauchfrei herum?
S.H.: Ähh... du redest hier mit dem Samurella-Schöpfer, oder?! Sex-Sells!!! (Vermutlich noch im Jahr 4000!) In Band 2 wird der Rock von Weeneh-Tha sogar noch kürzer! Außerdem ist sie eine toughe Kriegerin, die würde sicher auch noch mit einer Lungenentzündung kämpfen und ihre Gegner verspotten! Naja, der eigentliche Grund ist aber, dass mich Mini-Röcke beim Zeichnen einfach wachhalten! Wir reden hier ja immerhin von 100 Seiten Büchern.... und wie fast jeder Mann bin auch ich naturbedingt triebgelenkt!
Worum geht es in Band 1? Einar strandet mit einem Schiff in der Nähe eines Wikinger-Dorfes. Die Bewohner misstrauen dem Fremden und legen ihn nicht sehr gastfreundlich in Ketten. Schließlich erinnern sich die Bewohner, aufgrund einer gewisse Ähnlichkeit des Fremden, an den Sohn des ehemaligen Dorfchefs. Doch der Sohn ist eigentlich tot…
Seine damalige Gefährtin weiß es genauer: bei dem Fremden handelt es sich tatsächlich um ihren damaligen Lebensgefährten Einar. Er kann sich von seinen Ketten befreien und so kann das Abenteuer Fahrt aufnehmen. Einar und seine ehemalige Gefährtin, aber auch die Dorfbewohner, die dem Neuankömmling immer noch skeptisch gesonnen sind, müssen sich einem alten Feind stellen, um ihre Existenz zu sichern. Es kommt zu einem Kampf auf Leben und Tod…
Stephan Hagenow hat mit Einar einen künstlerisch sehr interessanten Comic geschaffen. Der reduzierte Zeichenstil und die teilweise nur durch Bilder visuell erzählende Story fand ich sehr kurzweilig. Man darf gespannt sein, wie der erfrischend neue Stil des Autors, vom Leser aufgenommen wird.
Hier noch ein paar exklisive Bilder aus dem kommenden Band 2:
Autor: Michael Hüster