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06.01.2020
Schwarzes Schaf

Vielzeichner Stephan Hagenow präsentiert seinen 14. Kommissar Fröhlich

Vielzeichner Stephan Hagenow präsentiert seinen 14. Kommissar Fröhlich

Stephan Hagenow gehört sicher zu den produktivsten deutschen Comic-Zeichnern. Und so tut sich auch aktuell wieder so einiges in seiner Norddeutschen Comic-Schmiede. Brandneu erschienen: der 14. Kommissar Fröhlich mit dem Titel "Schwarzes Schaf".

Für diesen Band hat sich Stephan wieder eine spannende Geschichte ausgedacht, in der er zeichnerisch auf weitere Reduzierung setzt. In der Geschichte gerät der labile Dirk Stolz, Bruder von Polizistin Birgit Stolz, erneut mit dem Gesetz in Konflikt. Bei einem Juwelenraub tötet er zwei Menschen und befindet sich auf der Flucht. Ungewollt wird Birgit Stolz somit in die dramatischen Geschehnisse hineingezogen und muss sich nun für eine Seite entscheiden. Aber auch Fröhlich hat neben dem Juwelenfall private Probleme. Seine Tochter Magda wird nach einer Gerichtsverhandlung auf unbestimmte Zeit in eine psychiatrische Klinik eingewiesen…

PPM befragte Stephan zu seinem aktuellen Comic-Schaffen.

Hallo Stephan. Was hast du im neuen Fröhlich - Band verändert bzw. weiterentwickelt? Wie geht es mit dem Wikinger-Comic weiter? Gibt es schon einen Erscheinungstermin? Ist der Zeichenstil so wie bei Fröhlich?

Stephan Hagenow: Es ist jetzt einfach so, dass sich mein neuer Stil ohne größeres Zutun von allein entfaltet. Das ist quasi erst die explosive Spitze des Hagenow-Eisberges. Das Bauchgefühl hat endlich die Hand und den Verstand abgelöst um eine weitere dröge Monotonie zunichte zu machen. Es ist jetzt ein intuitives Arbeiten, wie ich es in dieser Form bisher noch nie mit soviel Mut praktiziert habe. Ich bin vom Zeichner zum recht wagemutigen Künstler mutiert. Der Autor steht im Vordergrund und soll vom Bild (So minimalistisch wie nur möglich) kraftvoll gestützt werden.
Somit funktionieren meine Arbeiten nur noch im direkten Zusammenspiel... da sich die volle Energie erst beim Lesen entlädt. Der grade erschienene Kommissar Fröhlich Band 14 ist da ein besonders schönes Beispiel, da hier die Polizistin Birgit im Vordergrund agiert. (Meine vermutlich bisher femininste Arbeit.)
 
Vergleichsmöglichkeiten an denen man mich noch visuell messen kann... existieren somit fast nicht mehr. Inzwischen hab ich mich auch wieder deutlich von Hugo Pratt entfernt, der noch am Anfang als Inspiration diente...um meine Neudefinition etwas anzuschieben.
 
Es sind momentan höchstens noch alte Jack Kirby + Gene Colan - Arbeiten die mich wegen ihrer Kraft und Dynamik inspirieren.
Nach nun fast 40 Jahren im Dienste des Mediums spüre ich zum ersten Mal so etwas wie Freude an meiner Arbeit. Die neue eher grafische Richtung gibt mir zudem sehr viel Spielraum für kreative Experimente.
 
Es ist einfach spannend nicht zu wissen was als nächstes kommt. Für mich ist das die wahre Kreativität. Sicherheitsdenken war nie wirklich mein Ding. Das Leben soll ein Abenteuer sein, das ist meine Lebensphilosophie. Heute mit fast 56 mehr denn je... jenseits eines vorgegebenen ständigen Deja Vue Publikumsgeschmacks.
 
Ich arbeite inzwischen mit einer ähnlichen Besessenheit, wie es vermutlich damals Giraud getan hatte, als er sich ziemlich konsequent in Moebius verwandelt hatte. Es geht auf einmal eine Tür auf, die den meisten anderen auf ewig verschlossen bleibt. Das ist erstmal so etwas wie ein positiver Schock, aber dann weiss man was zu tun ist, und ist nach dem etwas abrupten Erwachen nicht mehr zu halten.
 
Im Gerhard Förster - Interview war ich  noch von 300 Seiten Jahresoutput ausgegangen... inzwischen kann ich diese Aussage revidieren. Ich gehe jetzt eher von 400 Seiten aus, was also 4 Büchern a 100 Seiten entspricht. (2 Kommissar Fröhlich Bände+ 2 Einar- der Wikinger Bände.)
 
Richtig unproduktiv war ich zwar nie, aber das ist hier jetzt nochmal eine ganz andere Dimension an Aufwand. Da dürfte es auf diesem Planeten höchstens noch eine Handvoll Gleichgesinnter geben, wenn überhaupt.
 
Mir blieb sogar noch etwas Zeit über, um für das Wiener Kriminal-Journal Comicmagazin eine 20-seitige S/W Shortstory mit Fröhlich+Magda anzufertigen, welche im Februar 2020 erscheint. (Siehe 3 Seiten im Anhang.)
Der Herausgeber heisst übrigens Walter Fröhlich... somit war es geradezu eine Verpflichtung für mich.:-D
 
Ab Ende November 2019 wird Einar-der Wikinger 1 erscheinen. Inzwischen habe ich bereits Kommissar Fröhlich 15 (im neuen Layout) fertiggestellt und sitze bereits an Einar 2, der zu Erlangen 2020 erscheinen soll. Ich spüre schon bei den ersten Seiten von Einar 2 eine künstlerische Weiterentwicklung. Dieser Band ist jetzt deutlich straffer und actionlastiger angelegt, da hier eine Einleitung nicht mehr notwendig ist.
 
Die Stile bleiben bei Fröhlich und Einar zwar gleich, aber dadurch, dass bei Einar eher die Dynamik im Vordergrund steht, unterscheiden sich die zwei Serien trotzdem irgendwie. Von einer drohenden Ideenarmut bei dem gewaltigen Output ist bei mir in den nächsten Jahren auch nicht auszugehen, da ich immer mehr Ideen kriege, je mehr ich arbeite, bei Odin.

Autor: Michael Hüster