Rattenwelt ist die Fortsetzung der Heftkurzserie "Rattenfalle" (ebenfalls bei Gringo Comics zu haben), welche in 6 Heften die Erlebnisse von Culver und Hooker nach der Katastrophe schildert, die wiederum in ein Inferno mündet. Stephan Hagenow beweist hier seine Meisterschaft im atmosphärischen Erzählen apokalyptischer Geschichten.
PPM stellte Stephan Fragen rund um sein neues Werk.
PPM: Wie kam es zur Fortsetzung von Rattenfalle?
SH: Da muss ich jetzt etwas weiter ausholen. Aaaaalso es war einmal vor langer langer Zeit... so Anfang 2000. Da kam ich auf den Trichter, meinen damaligen Erfolg bei Schwermetall wieder ins Leben zu rufen. Allerdings mit neuen Outlaws und auch nicht in den Schächten, sondern oberhalb wo alles verseucht und zerstört ist.
Das war die Geburtsstunde von Mac Trap, Zyklop usw...und der imaginären Figur Bachus. Das war erstmal auf vier A5 Softcover-Bände in S/W in Graustufen angelegt, die sich auch bei Gringo recht gut verkauft hatten. Die Reihe lief dann unter dem Titel " Rattenmeute"!
Dann kamen noch 3 weitere Hardcoverbände in A5 hinzu unter dem Titel " Mac Trap". Ursprünglich sollte die Reihe dann damit eigentlich abgeschlossen sein.
Wieder etliche Jahre später entdeckte ich dann zufällig auf dem Dachboden Farbkopien von dem damals zwar fertiggestellten Band Rattenfalle 2, der aber damals nie bei Alpha erschienen war, weil er dem Verleger damals wohl etwas zu abgehoben und kaputt war. Heute wäre das allenfalls Mainstream, aber damals war es halt noch wirklich gewagt und die Verleger eher „scheue verschüchterte Rehlein“.
Jemand bei Gringo kam dann vorletztes Jahr auf die Idee ´Back to the Roots‘ zu gehen und nochmal eine 6-teilige Heft-Reihe unter dem ersten Titel " Rattenfalle" in Pulp-Form herauszubringen. Die ersten 4 Hefte bestanden somit aus den damaligen Rattenfalle Alben 1+2 und die Hefte 5-6 waren dann neuangefertigtes Material um die Reihe dann wieder mal abzuschließen.
Das war dann ebenfalls von nur kurzer Dauer, denn der Autor in mir war jetzt wieder angefixt und sah, welches Potential in der Reihe steckt. Mit den jetzigen gereiften Autorenfähigkeiten konnte ich nun erstmals ein richtig komplexes Universum mit viel Tiefgang daraus zaubern.
So entstand dann das ultimative "RATTENWELT". Es war allerdings keine leichte Geburt. Ich verbrachte das letzte Jahr hauptsächlich mit dem Schreiben, wodurch dann Hunderte von Seiten entstanden. Davon fertigte ich dann eine ca. 12seitige Synopsis an, um meinem Gringo-Verleger meine umfangreiche Endzeit-Vision aus lauter kaputten Typen schmackhaft zu machen.
Das muss sehr überzeugend gewirkt haben, denn nur 2 Tage später hatte ich die Zusage!
Rattenwelt entspricht jetzt also in dieser Form zu 100% meiner Vorstellung. Ich bin mit dem A5 Format sehr zufrieden, da es meiner Meinung nach perfekt zur Thematik passt und auch kommende drastische Gewaltszenen etwas entschärfen wird. Rattenfalle ist jetzt jedenfalls ein richtiger Autoren-Comic!
PPM: Wie bist du thematisch vorgegangen?
SH: Ich führe jetzt sozusagen die unterschiedlichen Serien seit der Entstehung von Rattenfalle (damals noch für Schwermetall) zu einer Story zusammen. Es existieren verschiedene Outlaw Helden-Gruppen, die separat voneinander agieren und sich vermutlich niemals im Verlauf der Odyssee begegnen werden. Die ganze Welt ist ja inzwischen wie eine nukleare mexikanische Wüstenlandschaft, die nur noch aus kleineren Gruppen besteht, die im Konkurrenzkampf um die letzten Ressourcen stehen.
PPM: Die agierenden Gruppen sind?
SH: Zum einen eben die ursprünglichen Aasgeier-Helden Culver (namentlich übernommen aus dem Roman Domain von James Herbert, dem dies Buch ja auch gewidmet ist.) und Hooker. Die beiden agieren nach wie vor in den Schächten und erleben dort auch weiterhin ihre bizarren Abenteuer.
Die zweite Helden-Gruppe besteht dann aus Mac Trap, Zyklop und Rollmops, die oberhalb der Erdoberfläche ihre Abenteuer per Helikopter bestehen muss.
Black+ Decker wären tatsächlich noch eine weitere Gruppe. Die zähle ich allerdings nicht zu den Helden, da die nun wirklich rein böse sind.
Ich verschmelze jetzt beide Welten zu einer Serie, was mir deutlich mehr inhaltlichen Spielraum verschafft. Der gereifte Autor Hagenow kann jetzt somit viel intensiver in die Materie eintauchen um der Endzeitwelt und den damit verbundenen moralisch äußerst zweifelhaften Akteuren mehr Tiefe zu verleihen.
Der Leser erfährt jetzt im Laufe der Story auch, wie es zu der Ratten-Katastrophe kam, da ich verstärkt mit Rückblenden arbeiten werde. Auch werden nach und nach die bereits existierenden Nebenfiguren hinzugefügt. Ich schätze mal so 1-2 Figuren pro Buch um das Ganze noch etwas lebendiger zu gestalten.
Am Ende von Buch 1 taucht ja z.B. der Erleuchter Willard Fleshbone mit seiner Kutten-Sekte auf, der schon durch seine pure Anwesenheit der Serie einen sehr morbiden Anstrich gibt. Immerhin ist er ein skrupelloser Kannibale, der auch problemlos über Leichen geht. Da wird so einigen Lesern das Lachen im Halse stecken bleiben, denke ich.
Wenn dann noch das imaginäre Wesen Bachus (Lieblingsfigur meines Verlegers) auftaucht, wird es komplett verrückt.
Eine zerstörte Welt wie diese ist natürlich von starkem Misstrauen, Wahnsinn und teils faschistischem Millitarismus geprägt, auch untereinander traut hier keiner dem anderen…
Neben einer ziemlich morbiden Grundstimmung kommt somit auch viel rabenschwarzer Humor ins Spiel, der Rattenwelt auch etwas Comedy ala Garth Ennis verpasst.
Geplant sind 2 Bücher pro Jahr... und das Ganze ist auf insgesamt 20 Bücher in A5 angelegt
PPM: Vielen Dank für den sehr detaillierten Einblick in deine Endzeitserie RATTENWELT!!!
Autor: Michael Hüster