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24.09.2021
Sprechblase 245

Teaser zu „Walter Neugebauers WINNETOU“

Teaser zu „Walter Neugebauers WINNETOU“

Gerhard Förster berichtet in diesem Beitrag von den Gründen, warum sich der für Ende November angekündigte Buch-Nachdruck der Winnetou-Serie aus Fix und Foxi sehr verzögert hatte und dass das späte Erscheinen auch Vorteile mit sich bringt.

Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Förster.

Es geht um die drei verschiedenen Comicversionen des Buches und um die vielen, sehr attraktiven  Extras, die es enthält. Bildbeispiele zeigen Neugebauers Kunst und in „vorher/nachher“-Vergleichen wird die aufwendige digitale Bearbeitung der oft schwierigen Originaldrucke demonstriert.

In dem Artikel wird aber auch über den Künstler berichtet und wie sein Werk zustande kam. Einen Ausschnitt davon wollen wir im Folgenden veröffentlichen:

„Walter zeichnete wie unsereiner schreibt. Aber er hat dabei geflucht wie nur was.“

Diese Worte stammen von Gisela Italiaander, der einstigen Lebensgefährtin des 1992 verstorbenen Walter Neugebauer. Sie ist heute 85 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann Kurt Italiaander, einem weiteren verdienstvollen Kauka-Zeichner, in Bayern. Man muss diese sehr liebenswürdige, positive, bescheidene und sehr humorvolle Frau einfach ins Herz schließen. In den alten Tagen setzte sie sich bei Rolf Kauka oft – jung und frech – intensiv für Zeichner ein, denen Unrecht widerfuhr. Es gab große Konflikte, dennoch trägt sie Kauka nichts nach und sieht vor allem seine Verdienste.
 

 

2012 war ich bereits mit Frau Italiaander in Kontakt, doch nun nahm ich auch ein umfangreiches, telefonisches Interview auf. Der Teil, der Winnetou betrifft, erscheint in dem Buch, der ausführlichere Teil, der sich auf andere Bereiche bezieht, ist für eine der nächsten SB-Ausgaben vorgesehen.

Die Winnetou-Serie entstand unter einfachsten Bedingungen, auf engstem Raum. Walter und Gisela Künstner, wie sie damals noch hieß, lebten in einer winzigen Wohnung. Sie hatte stets seine Seiten getuscht, bei realistischen Comics wie Winnetou allerdings nur die Hintergründe. – Frau Italiaander meint, dass Neugebauer am besten war, wenn er unter Druck stand. Dann zeichnete er in kürzester Zeit (oft fluchend), was immer gerade gebraucht wurde, und das in Top-Qualität: „Das kostete ihm überhaupt keine Mühe.“ Wenn genug Zeit war, passierte jedoch kaum etwas. Interessant ist auch die Begründung, warum Neugebauer nicht selbst getuscht hat: „Der Grund war, weil es ihn genervt hat, etwas zweimal zeichnen zu müssen.“

Mit Winnetou begann der Höhenflug von Fix und Foxi ...

... der laut Frau Italiaander in Auflagenzahlen von bis zu 450.000 verkauften (!) Exemplaren pro Ausgabe mündete. Sie sagt, sie weiß das so genau, da das damals ein Grund zum Feiern war. Die längste aller Bandwurmserien (241 Seiten) erstreckt sich von Fix und Foxi Nr. 377–425 (1963–1964) und umfasst den kompletten, dreibändigen Winnetou-Zyklus Karl Mays. Mit Old Surehand I (Nr. 518-532) bekam der Kassenschlager 1965 noch einen Aufguss. Doch Old Surehand II kam nicht mehr zustande. Am Ende des ersten Teils hatten die Frankobelgier mit Pit und Pikkolo schon begonnen, das Schiff zu entern und unter ihrer Flagge zu weiteren Beutezügen zu segeln. Die etwa bis 1972 anhaltende Hochphase hatte auch mit der Qualität der hauseigenen Funnys zu tun, die weder vorher noch nachher so amüsant und gut gemacht waren. Nie wieder waren aus meiner Sicht so starke Künstlerpersönlichkeiten am Werk.

„Keiner bringt mit so wenig Aufwand so viel Atmosphäre rüber wie Neugebauer“

... meint Franz Gerg, selbst ein hervorragender Zeichner (Max & Luzie – siehe den Beitrag in SB 244) und glühender Fan von Neugebauers Winnetou. Und weiter: „So mirnixdirnix hat er aus Karl May einen waschechten Western gemacht. Das hat kein anderer Karl-May-Comic und keine Verfilmung geschafft. Und er hat Winnetous altmodischen Haarschopf in einer Weise gezeichnet, die heute noch cool aussieht. Seine locker hingeworfenen Kaktuslandschaften bei Old Surehand haben mich förmlich umgehauen! Wenn Winnetou in der Nacht von einem Baum befreit wird, dann sieht das einfach toller aus als bei anderen Zeichnern. Und Neugebauer war durchgehend gut, da war kein Qualitätsabfall! Ich sage diese Dinge nicht leichtfertig. Als Comicfan habe ich schon sehr viel gesehen und bin nicht leicht zu beeindrucken, aber Neugebauer schafft das immer wieder.“

© Artwork: 2021 Walter Neugebauer

Autor: Michael Hüster