News - Rezensionen


28.03.2022
Dantes Verlag

Arn

Arn

Der Szenerist González ist ein spanischer Schriftsteller und Drehbuchautor und legt mit diesem Werk seinen ersten Ausflug in die Graphische Literatur vor. Der Zeichner ist kein Unbekannter. Er arbeitete schon mit diversen amerikanischen Autoren wie Garth Ennis und Warren Ellis zusammen.

Über Seiten hinweg ist nicht eindeutig auszumachen, wohin die Handlung zu gehen gedenkt. Wie zusammengelegte Episoden ohne Bindung erscheinen die Seiten zunächst; es wird erzählt, wie Arn schon als Lausbub seinen eigenen Weg geht, hier mal aneckt und dort durch List Erstaunen auslöst. Dass er Bewunderer, aber auch heimliche Nutznießer seiner unbändigen Art hat, etwas Neues zu schaffen, das eine bessere Welt als Ziel hat. Er ist ehrgeizig und sein Begehren ist ein Reich zu erbauen, in der verschiedene Arten von Menschen ihren Platz und ihre Ehre haben sollen. Unter seinen Freunden und Protegierten sind Elfen, Wassernixen, ein Zauberer und so was wie Piraten. Die Handlung reicht von seiner Kindheit bis zu seinem Tod und zeigt Probleme, Widrigkeiten und Erfolge in seiner Biografie. Schlussendlich bleibt die Erkenntnis, dass der Weg kein Ende hat, dass die Wirklichkeit nicht immer so ist wie erwünscht und dass aus Träumen Albträume hervor gehen können …

Auf den Seiten gibt es sehr viel zu lesen und zu schauen! In manchmal überbemühten bedeutungsschweren Metaphern, wortstarken Andeutungen, aber auch banalen Umschreibungen wird dem Text eine gewisse Schwere beigegeben, die eine Tiefe des Ausgedrückten ausweisen wollen.

Die farblosen Zeichnungen sind passend gleichermaßen schwer, und beeindruckend in ihrer visuellen Kraft; fast genauso viele Schwarzanteile wie weiße lassen sie massiv und mächtig erscheinen. Grandiose ganz- und doppelseitige Illustrationen sind eines genauen Anschauens würdig. Detailfreudig und äußerst fantasievoll zeigen sie monumentale Hintergründe wie Schiffe, Bauten und Personen. Die üppige erotische Ausstattung von Nixen und Elfen sind eher nebensächlich, aber ebenso aufwändig dargestellt. In der grafischen Gestaltung liegt das Beachtenswerte dieses Comics, wohingegen die Story doch ein wenig undefiniert, undifferenziert daher kommt aufgrund der Zerrissenheit der episodenhaften Erzählung.

Im Gesamten ist dieser Band eine abgeschlossene außergewöhnliche Geschichte zwischen Fantasy- und Piratenabenteuer. Großartig gezeichnet und mit vielleicht ein wenig zu viel Text, der nicht immer zur Stringenz beiträgt. Trotzdem gut unterhaltend, obwohl ein groß angelegter Spannungsbogen fehlt. Weil eine Hand voll extravaganter Protagonisten das gewisse Etwas mit einbringt!

 


Arn
Text: Házael González, Zeichnungen: Raoulo Cáceres
72 Seiten
Dantes Verlag
16,00 Euro

Autor: Rolf Pressburger