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30.09.2022
Beim All Verlag ist gerade Band 1 der Franka – Gesamtausgabe erschienen

Ein Interview mit Henk Kuijpers (Teil 1)

Ein Interview mit Henk Kuijpers (Teil 1)

Franka ist eine äußerst attraktive Detektivin und stets in Begleitung ihres Hundes Boris anzutreffen. Sie löst ihre Fälle in der Welt der Kunst, der Mode oder des Films, wo der Leser spannende Kriminalfälle mit erotischem Flair erlebt.

Die Serie wird in erster Linie von starken Frauencharakteren dominiert, Verbündete wie auch Gegner von Franka gehören nahezu ausnahmslos dem schönen Geschlecht an. Insgesamt sind aktuell 25 Alben entstanden. Die Gesamtausgabe erscheint beim All Verlag, die Einzelalben ab Band 23 gibt es beim Finix Verlag.

PPM: Wie fing alles an? Wie sind Sie zum Comic-Zeichnen gekommen?
Kuijpers: Ich habe schon immer gern gezeichnet, schon als ich ein kleiner Junge war. Wenn meine Mutter Käse eingekauft hatte, wollte ich immer das Transparent–Verpackungspapier haben, um etwas abzuzeichnen. Ich habe mir das Zeichnen selbst beigebracht. So mit 13 habe ich in den Ferien angefangen, Skizzen zu machen und Geschichten zu zeichnen. Im Alter von 16–17 Jahren konnte ich schon relativ gut zeichnen, nur noch nicht in einem schnellen Rhythmus. Das ging dann später immer besser, als ich mich dann den ganzen Tag mit dem Zeichnen befasste. Nach dem Soziologie–Studium, ich war 26 Jahre alt, wollte ich einmal richtig Comics machen. Ich habe aus Spaß einen Entwurf produziert und bin damit zu PEP gegangen. PEP war damals so wie ZACK in Deutschland. Nach fünf Minuten hat man gesagt, dass mein Comic gut ist, ich könnte sofort anfangen, eine Geschichte zu machen. Das war 1973, da hatte ich in den Jahren zuvor sozusagen schon meine Lehrjahre absolviert. Ich konnte also auf einer relativ professionellen Stufe einsteigen, weil ich schon sehr lange geübt hatte. Ich dachte daran, die Arbeit nebenbei in den Abendstunden zu machen, nicht als Full–Time–Comiczeichner so wie jetzt, sondern nur so als Hobby. Ich habe das mehr als Spaß gesehen, nicht als seriösen Job. So bin ich Zeichner geworden.

PPM: War das ihr Traumjob?
Kuijpers: Nein, damals nicht. Das ist so, als ob man immer Musik gemacht hat, dann zu einer Band geht und die einen mitspielen lassen, und auf einmal ist man Musiker fürs Leben.

PPM: Hatten Sie Vorbilder? Welche Zeichner haben Sie beeinflusst?
Kuijpers: Ich habe in meiner Jugend viel Robbedoes [= Spirou] gelesen. Die Bände habe ich noch alle hier stehen. Franquin, Tillieux und Macherot, das waren meine Zeichner–Helden. Zu meinen Lieblingscomics zählen Johann & Pfiffikus und Anatol. Anatol (eine Maus) ist in Holland fast eine Kultfigur. Am Anfang war ich sehr von Franquin beeinflusst. Es gibt sogar eine Zeichnung von Franka in Spirou-Uniform. Sie ist entstanden, als ich im März 1981 gleichzeitig in EPPO [dem Nachfolger von PEP] und in Spirou vertreten war.

PPM: Von den frühen Geschichten, die Sie in ihrer Jugend und als Student gezeichnet haben, ist davon später etwas in die Franka–Alben eingeflossen?
Kuijpers: In die ersten drei bis vier Bücher ist ziemlich viel davon eingeflossen. Ich konnte viele vorher gezeichnete Sachen übernehmen, habe sie aber alle noch mal überarbeitet. So war das am Anfang häufi-ger, viele Ideen oder Vorlagen konnte ich wieder verwenden.

PPM: Was war die erste Veröffentlichung in einer Zeitschrift?
Kuijpers: Das war eine kurze Geschichte über den Weihnachtsmann! Im Sommer hatte ich bei PEP angefangen und war damit beschäftigt, meine erste längere Geschichte mit Franka zu zeichnen. Zu Weihnachten entstand dann diese Kurzgeschichte, um schon mal eine Arbeit abzuliefern. Sie erschien Ende 1973 in PEP Nr. 51. Die erste Franka–Geschichte (Das Kriminalmuseum) erschien dann ab Ende 1974 [PEP 44/1974 bis 16/1975].

PPM: Wie ist Franka entstanden?
Kuijpers: Ich hatte eine Geschichte entworfen, die in einem Filmstudio spielt. Dort gab es im Hintergrund ein Mädchen, ein Skriptgirl. Das war der Prototyp von Franka. Diese Geschichte wurde dann nicht realisiert, aber einige Charaktere habe ich in der Geschichte Das Kriminalmuseum verwendet. Dort gab es ein Team mit fünf Leuten, und Franka spielte zunächst nur eine Nebenrolle. Sie ist aber mit der Zeit in den Vordergrund gerückt.

PPM: Gibt es für Franka und die anderen Figuren Vorbilder? Woher kommt der Name Franka?
Kuijpers: Kommissar Nordwind ist eine Karikatur von Jean Gabin, sein Name ähnelt dem eines damals ziemlich bekannten holländischen Kommissars. Furora habe ich fix und fertig in dem Mode–Prospekt eines Stoffabrikanten gefunden. Die anderen Figuren entstammen meiner Phantasie. Franka ist eine holländische Form des italienischen Namens Francesca. Als ich so 14 Jahre alt war, entstand die erste Franca die ich jemals gezeichnet habe, Franca mit einem ‚c‘. Vielleicht war das der Ursprung. Es hätte aber auch ein anderer Name sein können.

Fortsetzung folgt in Teil 2

Autor: Michael Hüster