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14.11.2022
Schreiber & Leser

Miss October

Miss October

Stephen Desberg, renommierter Szenerist von dutzenden Comicserien und der Zeichner Alain Queireix sind die Schöpfer des vorliegenden eleganten Thrillers.

Die hübsche Lynn wurde zuhause überfallen und verlor dabei ihr Gehör. Ihr Vater deklarierte das in der Öffentlichkeit als Autounfall. Lynn möchte herausfinden, wer der Täter ist und beauftragt eine Detektivin, die mit der Zeit auch ihre Komplizin wird. Denn Lynn hat ein Doppelleben. Nachts stiehlt sie wertvolle Gegenstände, welche helfen sollen, die Nachforschungen zu finanzieren.
Gleichzeitig geschehen grausame Morde an jungen Frauen. Quasi wie die Modelle in der Zeitschrift Playboy als Miss Januar, Miss Februar und so weiter bezeichnet. Die Polizei müht sich der Sache auf die Spur zu kommen. Gibt es Verbindungen zum Überfall auf Lynn?

Der Vater von ihr scheint etwas zu verbergen. Der Polizist Glegg liebt zwar seine Frau und kleine Tochter, hat aber eine heimliche Geliebte. Ebenso wie seine Frau einen Liebhaber hat. Ein Geschäftsfreund von Lynns Vater hat es hinter seinem blütenweißen öffentlichen Leumund faustdick hinter den Ohren. Lynn entdeckte diese Heuchelei zufällig. Auch die Detektivin hat als ehemalige Prostituierte fragwürdige Bekanntschaften! Intrigen auch bei der Polizei. Lynn behauptet, sie kann sich an nichts mehr während des Unglücks in eigener Sache erinnern.

Mit diesen vielfältigen Gegebenheiten entsteht eine verwinkelte Story rund um Los Angeles in den 1960ger Jahren. Es sind etliche Protagonisten involviert, die die Handlung weitgefächert machen.
Das Ambiente und das Setting erinnert an diesbezügliche Filme aus den Hollywood Fabriken: Konflikte in allen Gesellschaftsschichten, ungeklärte Verhältnisse. Schöne Darsteller und Darstellerinnen, schnittige Karossen und modische Outfits dieser Ära. Das bürgerliche Leben ist ebenso mit moralischen Rissen dargestellt, wie das ausschweifende Leben der Reichen, Schönen und Skrupellosen. Sparsam eher ästhetisch gezeichnete Sexualität und wenig übertrieben Gewalt dienen dem darstellenden Stil. Die Zeichnungen sind äußerst detailliert; die Hintergründe reichhaltig und authentisch. Die Farben facettenreich und mit den feinsten Nuancen getrennt.

Desberg schrieb ein überzeugendes Drehbuch und führte meisterhaft Regie. Queireix als Kameramann zeigt abwechslungsreiche und der Story gut tuende Bildführung. Eine sehr unterhaltende und spannende Gesamtausgabe. Anspruchsvoll konzipiert und ausgeführt. Ein toller Comic, in dem die vielen offenen Handlungsstränge zu einer überraschenden Auflösung im Finale des ursprünglichen 3. Bandes führen! Eigentlich ist der Fall dann abgeschlossen. Doch in den folgenden 44 Seiten führt Desberg die Story insofern weiter, als dass auch alle anderen rätselhaften Zusammenhänge gelüftet werden!

Miss October
Text: Stephen Desberg, Zeichnungen: Alain Queireix
192 Seiten
schreiber und leser
39,80 Euro

Autor: Rolf Pressburger