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04.08.2023
Splitter

1629, oder die erschreckende Geschichte der Schiffbrüchigen der Jakarta 1

1629, oder die erschreckende Geschichte der Schiffbrüchigen der Jakarta 1

Mit dem besten Schiff zu jener Zeit, der Jakarta, soll ein Kapitän in ferne Gebiete aufbrechen, um dort Gewinne und Profit für eine reiche Gesellschaft durch Handel zu erwirtschaften.

Die Auswahl der Mannschaft birgt Sprengstoff. Schurken, Söldner oder sonstige gewissenlose Männer werden angeheuert. Mit auf die Reise geht eine junge vornehme Frau, Madame Lucretia Hans. Ihr Begleiter ist ein kleiner Affe. Ebenso als wichtiger Protagonist ist mit dabei ein selbstbewusster Apotheker.
Die Schiffsreise ist eine höllische Angelegenheit. Unmenschliche sanitäre und hygienische Bedingung, die zu jener Zeit nichts Ungewöhnliches sind, ist das tägliche Lebensgefühl. Dazu kommen herrische und grausame Regeln, die Gewalt und Meuterei zwar verhindern sollen, aber ein größeres humanitäres Verbrechen darstellen, als Ungehorsam. Die Vorgaben an den Kapitän sind klar: Zeit ist wichtiger als menschenwürdiges Zusammensein. Deshalb ist ihm auch ein Fortkommen vorrangiger als zeitaufwändige Beschaffungen von Vorräten und Süßwasser unterwegs. Doch es kommt noch schlimmer!
Die Story beginnt mit ausführlicher Einführung diverser Charaktere und erklärendem Text des Vorhabens mit relevanten Hintergründen. Es gibt viele Protagonisten. Vieles spielt sich an Bord des beengten Schiffes statt. Dabei werden weitere Hintergründe aufgezeigt. Dies ist spannend zu verfolgen und variabel erzählt: Interessengruppen, kurze philosophische Gedanken zur Menschlichkeit und überbordende Gewalt und Abgründe der menschlichen Psyche unter Stress.
Die Zeichnungen sind teils grandios im Großformat und höchster Detailfreude hinsichtlich des imposanten Schiffes. Die Seitenaufteilung hinsichtlich der einzelnen Panels ist abwechslungsreich und nie statisch. Die Farbgebung passend eher in düsteren Nuancen. Der Zeichner mutet dem Betrachter auch eher unappetitliche Szenen zu, ohne jedoch dies plakativ in den Vordergrund zu stellen, wie z.B. in Horrorcomics! Die visuelle Atmosphäre ist schmutzig und hoffnungslos.
Dorison versteht es hier hervorragend die Düsternis auf einem Schiff der damaligen Historie darzulegen. Die Dialoge sind ausgefeilt und anspruchsvoll. Es ist keine Piratenstory, wohl aber eine Er-zählung, die alle Elemente eines Seeabenteuers enthält. Sehr offen in der Auslegung der damals wohl vorherrschenden Macht von ein paar wenigen und der sklavenähnlichen Folgsamkeit der „untersten“ menschlichen Gesellschaft. Logisch, dass auch in dieser Story irgendwann das Pulverfass in die Nähe eines Zünders gerät und ein Inferno auszulösen in der Lage ist. Ein spannender erster Teil eines Comicroman mit hohem Unterhaltungswert und intensiver Handlung.

1629, oder die erschreckende Geschichte der Schiffbrüchigen der Jakarta 1
Text: Xaver Dorison, Zeichnungen: Thimothée Montaigne
136 Seiten
Splitter
35,00 Euro

Autor: Rolf Pressburger