Unter ihrem Ehenamen Kraus schrieb Edita erst vor ein paar Jahren einen Artikel über diese Anstalt für die Zeitschrift DER SPIEGEL.
In der vorliegenden Graphic Novel wird ein Roman von Antonio Iturbe über diese reale Person in Wort und Bild nacherzählt.
In ihrer bis zu Anfang der 1940er Jahre geborgenen Kindheit, in der sie vor allem ihrem Interesse und ihren Vorlieben für Bücher frönen konnte, lebte sie in Prag. Doch mit dem Einmarsch der Deutschen wurde sie mit Eltern und anderen Juden nach Auschwitz transportiert. Noch verstand sie die politischen Umstände dafür nicht ganz. Im Lager selbst wunderte sie sich, weil sie relativ anständig behandelt wurden. Es gab keine offenen Demütigungen oder Repressionen. Der Grund wurde ihr ein wenig später klar. Ihre Abteilung war quasi das Vorzeigeobjekt für das kontrollierende Rote Kreuz, das ja diesbezüglich nichts zu beanstanden hatte!
Dita, so ihr Kurzname, lernte Mengele kennen, erfuhr von unmenschlichen Experimenten in anderen Teilen des Gebäudekomplexes und lernte, sich angepasst zu verhalten. Sie setzte sich der Gefahr aus, als empfohlene Bibliothekarin, Bücher zu pflegen und sozusagen eine illegale Bibliothek im Geheimen zu leiten. Sie freundete sich mit Fredy und Ota an, den sie später heiratete. Doch Fredy hatte ein Geheimnis, hinter das sie zufällig gekommen ist. Zuvor wurde er schon als evtl. Verräter in Betracht gezogen. Erst mit dem Ankommen der Alliierten (Engländer) wurden sie und Leidensgenossen befreit.
Die Grafik ist auf den ersten Blick ein wenig karg konstruiert, erweist sich aber durchaus als passend für diese Geschichte! Der Zeichner Salva Rubio beschränkte sich auf die wesentlichen Aspekte der Darstellungen; farblich in gedämpften Nuancen von beige und braun und grau bis schwarz. So unterstreichen sie die düstere und freudlose Stimmung im Lager eindrucksvoll.
Dieser Titel ist ein weiterer Beitrag zur Aufarbeitung und Erinnerung an dieses dunkle Kapitel der Historie! Inhaltlich von Anfang bis Ende vollkommen auf die Geschichte des Mädchens ausgerichtet. Auch hinsichtlich ihrer Sichtweise und ihrer etwas anderen Erfahrung in Auschwitz eine ergänzende Nachbetrachtung.
Ich kenne den Roman nicht, deshalb ist mir ein Vergleich und evtl. Kritik an der Adaption nicht möglich. Doch die Story, hier von der Texterin Aroca stringent geschrieben, wird übersichtlich und weitgehend chronologisch erzählt und transportiert die Aussage, dass es einerseits furchtbare Zeiten waren, und andererseits doch Menschliches in Form von positivem Willen und unbeugsamem Mut gab.
Eine beeindruckende Geschichte einer kindlichen Protagonistin, die über sich hinaus wuchs, Glück im Unglück hatte und am Ende doch ein Happy End erleben durfte. Was nicht allen Insassen dieser wehmütigen, tragischen und schrecklichen Episode hinter Stacheldraht vergönnt war.
Die Bibliothekarin von Auschwitz
Text: Loreta Aroca, Zeichnungen: Salva Rubio
144 Seiten
Bahoe Books
26,00 Euro
Autor: Rolf Pressburger