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30.07.2018
Kult Comics

Ben Hur Integral 1

Ben Hur Integral 1

Jean-Yves Mitton ist ein Künstler, der schon verschiedenartigen historischen Stoffen ein grafisches Gesicht gegeben hat. So z.B. den bildgewaltigen Serien Quetzalcoatl, Chronik der Barbaren oder Vae Victis.

Somit war er sicher prädestiniert, auch Ben Hur adäquat zu adaptieren. Das Ergebnis liegt hier als gezeichneter Schmöker vor. Und es ist auch in dieser  Erzählform beeindruckend. Ursprünglich im Albenformat veröffentlicht, sind hier alle vier Teile in einer Gesamtausgabe enthalten. Es dürfte die umfangreichste Comic-Adaption dieses Klassikers sein, die bislang hierzulande veröffentlicht wurde. Und sie ist überaus gelungen! Als wollte er dem beinahe sechzig Jahre alten Monumentalschinken mit Charlton Heston als Ben Hur in nichts nachstehen, fiel seine grafische Ausarbeitung grandios aus. Inwieweit Mitton das literarische Vorbild übernahm und wie nah sein Werk dem Original von Lewis Wallace ist, bzw. welche künstlerischen Freiheiten er sich nahm, vermag ich nicht zu beurteilen. Doch Mitton ließ sich zur Einstimmung und zur Information sowohl die ungekürzte Version des Buches als auch den Film zukommen.

Die Hauptperson ist Judah Ben Hur, ein jüdischer Fürst in Jerusalem und Zeitgenosse von Jesus Christus. Es kommt zu einem Konflikt mit seinem Jugendfreund , dem Römer Messala, denn nach langer Trennung und Wiedersehen haben sich ihre Ansichten in entgegengesetzte Richtungen entwickelt. Im Laufe der Zeit werden sie noch zu erbitterten Feinde, denn während Messala als Tribun gnadenlos Interessen Roms durchzusetzen trachtet, verfolgt Judah eher eine andere Richtlinie. Messala beschuldigt Judah ungerechtfertigt eines Attentates und setzt ihn u.a. als Galeerensträfling einer Demütigung aus. Seine Mutter und Schwester werden ins Gefängnis geworfen. Judah schwört Rache und durch schicksalhafte Wendungen bekommt er eines Tages Gelegenheit dazu, als er im berühmtesten Pferdewagenrennen der Literatur gegen seinen Feind Messala antritt! Obwohl in einer Nebenhandlung der Gottessohn Jesus Christus ein Thema ist, ist diese Geschichte natürlich Fiktion, die sich Wallace ausgedacht hat, wenngleich auch einige andere (nicht alle) im Roman vorkommende Fakten konform mit den historischen Tatsachen sind.

Es ist eine bewegende, dramatische und heroische Geschichte, die von Mitton mit realistischen und üppigen Bildern kongenial dargestellt wird. Mit Liebe zum Detail spart er keinen noch so unwichtig scheinenden Aspekt aus; jedes einzelne Blatt an Bäumen und Büschen, jeder Mauerstein, jedes Kettenglied, ja, fast jedes Haar erachtet er als würdig, gezeichnet zu werden. Jerusalem selbst erstrahlt in prachtvollen Bauten mit Säulen, Rüstungen und Schiffe sind penibel zu Papier gebracht. Jede Seite ist angefüllt mit dem Ambiente historischer Feinheiten; in konservativem aber schwelgerischem Zeichenstil mit klaren Darstellungen und mit satter aber gediegener Kolorierung! Und auch textlich lässt sich das Epos flüssig lesen; mit sparsamen aber inhaltlich notwendigen Actionszenen erhält es Spannung und Dramaturgie! Als Vorspann sozusagen  ist eine 6-seitige Einführung und Abbildungen etlicher alter Filmplakate enthalten. Prädikat: Sehr lesenswert!

Ben Hur – Integral
Text und Zeichnungen: Jean-Yves Mitton
200 Seiten
Kult Comics
34,95 Euro

Autor: Rolf Pressburger