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23.11.2018
Interview mit Alan Tepper

Start der Flash-Gordon-Retrospektive beim Hannibal Verlag

Start der Flash-Gordon-Retrospektive beim Hannibal Verlag

Alan Tepper: Neben dem starken Science-Fiction-Einfluss finden sich bei Flash Gordon Elemente des Ritter-Epos, der Heldengeschichte, der Fantasy und natürlich eine Love-Story

Der Zeichner und Autor Alex Raymond startete die Comic-Serie im Jahr 1934. Bis auf den schlicht gezeichneten Buck Rogers hatte er keine Vorlagen. Die fantastischen Welten des Planeten Mongo und seiner Bewohner entsprangen allein seiner grenzenlosen Vorstellungskraft. Zwar fanden sich Elemente des Abenteuerromans und der Rittersagen, doch gerade die Verknüpfung unterschiedlicher Genres, gewürzt mit einer Prise Science-Fiction, war neu. Die Geschichte um Flash Gordon, seine Geliebte Dale und dem Wissenschaftler Dr. Zarkov euphorisierte die Leser vom Erstveröffentlichungstermin 1934 bis Raymonds Abschied von der Serie 1944. Sie warteten gebannt auf jede neue Ausgabe der in den sogenannten Sonntagsseiten veröffentlichten Serie. Die Popularität war so groß, dass Flash Gordon ab 1936 mit dem Schwimmweltmeister Buster Crabbe in mehreren Teilen verfilmt wurde. 1980 kam eine Neuverfilmung in die Kinos, für die die Rockband Queen den Soundtrack schrieb und einspielte. Eine weitere Kinoversion ist für 2019 geplant. Jetzt erscheint die Serie von Alex Raymond in sechs Bänden mit jeweils über 200 Seiten komplett neu beim Hannibal Verlag. PPM führte das folgende Interview mit Alan Tepper, der bei Hannibal für die Programmgestaltung zuständig und als Übersetzer und Lektor tätig ist, im August 2018.


Seit wann gibt es den Hannibal Verlag und wo hat dieser seine Heimat?

Alan Tepper: Hannibal besteht nun schon seit über 30 Jahren und wurde von dem musikbegeisterten Robert Azderball im österreichischen Innsbruck gegründet, wo sich heute noch das Verlagsbüro befindet. Die jetzige Verlagsleiterin Frau Dr. Monika Koch hat das Ruder vor zehn Jahren übernommen und führt das Programm im Gründergeist fort, setzt aber auch eigene Akzente.


Was waren die Beweggründe für HANNIBAL, in das Comic-Geschäft einzusteigen?

Alan Tepper: Vor allem wegen des Science-Fiction-Elements. Bei Hannibal war Science-Fiction schon öfter ein Thema. Neben Carrie Fishers Das Tagebuch der Prinzessin Leia sind bislang drei Bände mit über 1600 Seiten der fünfteiligen Reihe Perry Rhodan – Die Chronik erschienen, bei der die bahnbrechende Serie in all ihren Facetten dokumentiert wird. Auch faszinierte uns bei Flash Gordon die deutlich mitzuverfolgende Entwicklung von Alex Raymond. Muten die ersten 20 bis 40 Seiten noch ein wenig steif und unbeholfen an, hat sich Raymond danach in allen Aspekten immens gesteigert. Das bezieht sich auf die Texte, aber vor allem die Zeichnungen, die wirklich wunderschön wurden.



Warum wurde gerade Flash Gordon als Erstpublikation im Bereich Comics ausgewählt?

Alan Tepper: Im Laufe der Jahre wurden uns einige Graphic Novels aus dem Bereich Musikbios angeboten. Inhaltlich waren die Titel überwiegend sehr gut, doch die grafische Umsetzung fiel einfach zu düster aus. Hannibal stand mehrmals kurz vor einer Veröffentlichung, doch letztendlich konnten die visuellen Aspekte nicht überzeugen. Da sowohl Monika Koch als auch mir allgemein lebendigere und buntere Darstellungen zusagen, habe ich mich auf die Suche gemacht und bin dabei auf Flash Gordon gestoßen und habe ihn dann vorgeschlagen. Es ist ein Titel, der uns in allen Belangen überzeugte und auch ein starkes Science-Fiction-Element enthält.


Worum geht es in Flash Gordon? 

Alan Tepper: Flash Gordon strandet zusammen mit dem Wissenschaftler Dr. Zarkov und seiner Geliebten Dale auf dem Planeten Mongo. Mit Ming, dem Unbarmherzigen, macht er sich einen Erzfeind, gegen den er kämpfen muss. Die Story führt Flash in die entlegensten Gebiete des Planeten, zum Beispiel in Unterwasserwelten, in ein Baumkönigreich oder in finstere Höhlen, wo er sich immer wieder beweisen muss.
Die gesamte Geschichte wird schnell und mit viel Action erzählt, da Raymond sein Publikum bei der Erstpublikation immer „bei der Stange“ halten musste. Die Zielgruppe waren die Leser der Sonntagsseiten, die sich auch in der nächsten Woche die Ausgaben kaufen sollten. Dadurch entstand ein handlungsdichter Erzählstil, der auch heute noch fasziniert.



Wird der Verlag künftig auch auf den großen Comic-/Buch-Veranstaltungen präsent sein? Also auf der Buchmesse Leipzig + Frankfurt oder auf dem Comicsalon Erlangen?

Alan Tepper: Hannibal und damit auch Hannibal Kult stellen immer auf der Frankfurter und Leipziger Messe aus. Der Comicsalon in Erlangen ist natürlich eine Überlegung wert.


George Lucas wollte Mitte der 1970er Flash Gordon verfilmen, erhielt aber vom Rechteinhaber eine Absage. Dann schuf er Star Wars. Im Grunde war Flash Gordon somit ein Wegbereiter der Star Wars – Reihe …

Alan Tepper: Ja, das kann man durchaus so sehen. Viele Elemente von Flash Gordon wie zum Beispiel bestimmte Schauplätze (Wälder, Wüsten), Figurenkonstellationen, Utensilien (Schwerter) tauchen wieder bei Star Wars auf. Darüber hinaus wurde Flash Gordon schon in den Dreißigern mit dem Olympiaschwimmer Buster Crabbe in der Hauptrolle mehrteilig verfilmt und gilt unter Cineasten als Wegbereiter des Science-Fiction-Films. Nach der Absage an George Lucas – und dem Erfolg von Star Wars – wurden die Rechte dann letztendlich vergeben, was in die Verfilmung 1980 mündete, zu der die Rockband Queen den Soundtrack beisteuerte.


Ein abschließendes Wort zu Flash Gordon?

Alan Tepper: Ich hoffe, dass die Comic-Fans auch nur halb so viel Spaß bei der Lektüre haben wie wir bei der Produktion. Damit hätten wir ein wichtiges Ziel erreicht, denn Hannibal ist immer darauf bedacht, dem Leser neben der Vermittlung von Informationen eine angenehme Unterhaltung zu bieten.

 

Autor: Michael Hüster