Der eigentlich ungeliebte Neffe soll nach dem Willen seines sterbenden Onkels, dem König, Nachfolger werden. Es ist eine notgedrungene Wahl aufgrund fehlender Alternativen, beliebt ist er nicht beim Herrscher. Prinzessin Mileria sinniert darüber, ob es besser für das Reich Angleor wäre, wenn sie Königin würde. Dazu müsste sie günstig heiraten; zudem ist bislang noch nie eine König Regentin gewesen. Ihre Schwester gesteht ihr eine Schwangerschaft mit einem Mann aus dem Volk, Mileria ist „not amused“! Währenddessen bewirbt sich ein Halbwüchsiger bei der Garde. Obwohl er schmächtig aussieht, war sein alter Herr ein angesehenes Mitglied der Schutztruppe. Und das sind nur ein paar Ereignisse der einleitenden Sequenz.

Dieser 1. Teil dient im Großen und Ganzen der Einleitung einer Geschichte, die hier mit überaus vielfältigen Voraussetzungen beginnt. Angeor wird als riesiges Bauwerk dargestellt, ein überdimensionales Stadtgebilde, Königshaus, Burg und Festung zugleich. Oben das edle, unten das gemeine Volk. Zu Hofe sind allerlei Berater, Bedienstete sowie Hohe Herren und Damen zugange. Darin spinnen sie Intrigen, und Pläne; spielen sich tragische und romantische Szenen ab; geht es sozusagen hinter den Kulissen zu wie in einem klassischen Schauspiel! Dazu kommen Ereignisse in anderen Gebieten, wie das Auftreten eines gnadenlosen Kopfgeldjägers in einer Wüstengegend. Oder das Dilemma eines Auserkorenen, der eine andere heiraten soll, als jene, die er liebt. Stoff also für eine äußerst interessante, spannende und verschachtelte Story.

Die Zeichnungen sind von großer Fülle an Details! Die Protagonisten sind zwar Tiere, die werden aber zumindest in der Physiognomie des Kopfes im Gegensatz zu manch anderen Comics dieser Machart nicht als Karikatur oder verniedlicht im Disney-Stil dargestellt. Die Hintergründe zeigen alle Facetten einer realen Welt. Die Farbenpalette entspricht ebenso einer eher natürlichen, also nichts Grelles für die Augen.

Der Auftaktband zu einem groß angelegten Handlungsbogen ist überzeugend und in erzählerischer Qualität. Konflikte bezüglich Nationen, Spezies (im humanen Bereich gleichbedeutend mit Ethnien) und sozialen Gegebenheiten sind ebenso Bestandteil, wie die unterschiedlichen Eigenarten und Beweggründe jedes Mitglieds einer Gesellschaft. Eine sehr unterhaltsame Serie mit tierischen Charakterköpfen zwar, aber mit überaus menschlichem Verhalten und Gebaren.
 

Die 5 Reiche 1 - „Mit all meiner Kraft“
Text: Lewelyn, Zeichnungen: Jèròme Lereculey
64 Seiten
Splitter
16,00 Euro