Nach dem Prolog, einer kurzen Dokumentation von Paulinenhof, begründet von ausgewanderten Deutschen aus Pommern, das im Folgenden mal diesem, mal jenem Staat zugeschrieben wurde, beginnend im 15. Jahrhundert, beginnt die eigentliche Handlung des Comics.
Zu Anfang der 1970er Jahre werden in Alemannia Arbeiter gesucht, Friedrich bewirbt sich. In Deutschland hat er zwar gut bezahlte Arbeit, er hadert aber mit seiner nationalen Identifikation. Was für ein Landsmann ist er? Er spricht kaum die Sprache von Berlin oder Stuttgart, ist zurückhaltend Schweinefleisch gegenüber und mag am liebsten Döner.
In einer Zeitspanne von ca. 20 Jahren wird hier im Eigentlichen eine Geschichte von Heimat und Leben in der Fremde erzählt. Sie zeugt von Anpassungsschwierigkeiten, Traditionen und Zugehörigkeit. Am Beispiel einiger Protagonisten zeigt der Autor diverse Schicksale, Hoffnungen und Enttäuschungen. Kultur ist etwas, das an einen Ort gebunden ist, aber das man auch mit sich herumträgt. Der Titel bezieht sich darauf, dass in der Dorfgemeinde Paulinenhof heute nur noch ein Bewohner entschlossen ist, sein Leben hier zu beenden.
Die Zeichnungen sind ein bisschen verschroben dargestellt, in einem eigenen Stil des Künstlers. Interessant ist die Farbgebung, die wohl auch die Atmosphäre und politischen Hintergründe der Episoden ausdrücken möchte. Von eher kühlen, blaugrauen Nuancen, über Rotbraun hin zu einer bunten Vielfalt im Deutschland des Aufbruchs und wirtschaftlichen Hochfluges der 1970er Jahre.
Ein Stück Historie, die ohne groß angelegte Spannung aufgezeigt wird. Eher in Episoden erzählt, die wenig aufregend und außergewöhnlich sind; die aber trotzdem typische Zeitzeugnisse beinhalten.
Der letzte Deutsche
Text: Hakki Kurtulus, Zeichnungen: Cansin Caglar
96 Seiten
Interdictum Verlag
19,95 Euro
Autor: Rolf Pressburger
15.11.2018
avant-verlag Die Saga von Grimr26.11.2018
Splitter Verlag Tango 1: Meer der Steine27.07.2020
Splitter Reset 1 - Die Entwurzelten12.01.2018
comicplus+ Unterwegs – Gesamtausgabe 5