Doch die beiden neunmalklugen und eher hormongesteuerten Dummköpfe setzen damit unerwartet eine Kettenreaktion in Gang, in deren absolut famosen wie gnadenlosen Verlauf keiner der Involvierten dem anderen etwas gönnt: Pulp Fiction pur.
Meinung:
Der kleine (?) Margravio Verlag aus Bad Homburg bündelt hier den Zweiteiler der beiden italienischen Künstler Luca Pozza und Danilo Antoniucci, die im Original in den Jahren 2014 und 2021 veröffentlicht wurden. Die beiden Autoren sind zwar bereits seit rund 15 bis 20 Jahren im Comicgeschäft tätig, bisher war jedoch noch nichts von ihnen auf deutsch erschienen.
Die beiden Geschichten sind eine Mischung aus Thriller, Klamauk und Roadmovie, und können im Prinzip auch getrennt voneinander gelesen werden - was vielleicht auch die große Schaffenspause zwischen den beiden Teilen erklären mag. Doch zum Einstieg in Teil zwei ist die Vorgeschichte wichtig, sonst bekommt man den Zusammenhang nicht mit, danach ist es im Prinzip eine selbstständige Geschichte mit eigenen Protagonisten, die lediglich das Ende von Teil eins nochmal aufgreift und relativiert. Das ist eine nette Idee und als Aufhänger sicherlich gut gewählt. Inhaltlich will ich nicht zuviel verraten, sonst ist die Überraschung weg.
Wie schon das Titelbild verrät - und das hat mich überhaupt erst auf dieses Buch aufmerksam gemacht - verwendet der Zeichner für die Charaktere anthropomorphisierte Tiergestalten, also Figuren mit Tierköpfen. Und ähnlich wie bei „Blacksad” von Juan Díaz Canales und Juanjo Guarnido sind diese Gestalten absolut klasse! Sie leben natürlich von ihrer Mimik, und die ist rundum gelungen, geradezu perfekt. Wie im übrigen auch die gesamten Figuren, die Perspektiven, die Details: alles ist wirklich zeichnerisch auf höchstem Niveau. Und auch wenn die Geschichte an einigen Stellen ein wenig abgegriffen und plagiiert wirkt: ich denke, man sollte dieses Buch eher als Hommage bzw. Karikatur sehen - und dann ist dies durchaus erlaubt, sogar angebracht. Der künstlerisch große Unterschied zu z.B. „Blacksad” sind jedoch die Farben: Danilo Antoniucci hat hier die grellsten Bonbonfarben verwendet, die ich seit langem in einem Comic gesehen habe. Vielleicht am ehesten noch in einem Kindercomic - doch das macht die Sache eher noch krasser. Doch auch das passt irgendwie, karikiert den absurd brutalen Inhalt noch weiter und führt den Leser von Anfang an ein bisschen aufs Glatteis bezüglich der Frage, was er zu erwarten hat. Wobei das Titelbild schon Hinweise gibt, was kommt, mit der ikonischen Darstellung (einiger) der Hauptfiguren vor… ja was eigentlich: dem Vollmond? Der prallen Sonne? Beides würde passen.
Wie es scheint, spezialisiert sich Margravio Editors auf die Veröffentlichung von Comics aus Italien, demnächst wird ein weiterer Band, „Iris de Floris”, erscheinen. Wir werden auch hierüber berichten.
Obwohl Margravio-Bücher inzwischen über PPM ausgeliefert werden, ist die mir vorliegende Softcover -Ausgabe printed by Amazon Italia! Das Buch ist sauber gedruckt, auf mattem Papier, mit einem Softcover in einer Art Samt-Haptik. Das macht sich sehr nett und ist ein bisschen ungewöhnlich. Sowohl das Cover, als auch die Art des Prints. Lediglich die teilweise komplett schwarzen Zwischenseiten hat der Drucker nicht hinbekommen - sie sind streifig und erinnern ein bisschen an den Tintenstrahldrucker zuhause (zumindest an meinen). Doch die eigentlichen Comicseiten sind davon nicht betroffen. Ich weiß nicht, ob die gesamte Auflage über Amazon gedruckt wird. Es existiert im übrigen auch eine Hardcover-Edition für 32,00 €, die mit einem Variant-Cover versehen ist.
Zum Abschluss erhält man am Ende des Buches noch ein 20-seitiges Dossier mit Charakterstudien, Autorenporträts und den beiden Titelbildern von Vorder- und Rückseite, diesmal ohne störende Texte. Das rundet diese Veröffentlichung gelungen ab, und lässt mich gespannt auf die nächste zurück - wir werden sehen.
Dieses Buch ist jedenfalls für alle Freunde von guten Zeichnungen und ein bisschen Klamauk-Action absolut zu empfehlen!
Erhältlich im Buch- und Fachhandel, bei Amazon, oder direkt beim Verlag: www.margravio-editor.com
Fazit:
Ein turbulentes Roadmovie mit viel Action und ein bisschen Klamauk, von zwei bisher in Deutschland noch nicht veröffentlichten, italienischen Autoren. Vom gesamten Aufbau her stark an die Erzählweise von Filmen angelehnt, erinnert mich die Geschichte ein bisschen an „Pulp Fiction”, ein bisschen aber auch an Louis de Funes (der jedoch nie so brutal war). Man braucht keine starken Nerven für dieses Buch, doch eins ist sicher: selten haben sich die Charaktere in einer Geschichte so wenig gegönnt! Hasta la vista, Baby!
Quelle: Splashcomics.de
Autor: PPM