Innerlich ziemlich verunsichert hängt sie sehr oft ihren Träumen nach, in der sie mit ihren Helden aus Comics, die sie sehr liebt, Abenteuer erlebt. Ihre Hausaufgaben findet sie überflüssig und Mathe sowieso. Am liebsten würde sie zeichnen. Und so zieht sie mit ihrer Mutter in eine andere Stadt, wo sie das lernen kann. Sie stalkt einen Jungen, den sie mal sah und für den sie schwärmt. Deshalb erkundet sie die Gegend. Das „harte“ Leben eines jungen Mädchens geht in die nächste Runde.
Es ist eine nette und amüsante Geschichte; in Rückblenden erfährt der Leser die Gedankenwelt und die Erinnerungen von Lin Xiaolu, wie sie als jüngeres Mädchen auf bestimmte Situationen reagiert hat. Sie hat eine große Einbildungskraft. Es gibt Konflikte mit Erwachsenen und Gleichaltrigen, Differenzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Rivalitäten und Schwärmerei.
Die Bilder sind sehr schön, detailreich und in einem Stil zwischen Manhua und Comic gezeichnet. Viele großformatige und liebevoll kreierte Seiten zeigen eine Fülle von Einzelheiten, die in diesem Genre eigentlich selten sind! Sehr aufwändig. Mag sein, dass auch deswegen die Serie einige Preise erhielt.
In der Erzählung steckt auch Lokalkolorit und der politische Hintergrund der chinesischen Stadt Chengdu in den 90ger Jahren. Mit der Hauptfigur werden die allgemeinen Probleme der Heranwachsenden und der einhergehende Leistungsstress verknüpft. Deshalb ist diese Serie auch ein Spiegelbild der Jugend an sich, die sich wohl überall auf der Welt mit ähnlichen Nöten und Sorgen zwischen Hormonen und Hausaufgaben abplagen muss. In diesem 1. Band wird davon schon viel aufgezeigt. Die Geschichte ist nicht so leicht zu überfliegen, will man auch zwischen den Zeilen Andeutungen für zukünftige Bände nicht verpassen. Aber sie ist locker von zwei jungen Künstlerinnen erzählt, weil auch der Humor mal hier mal da aufblitzt.
Der freie Vogel fliegt 1
Szenario und Texte: Jidi, Zeichnungen: Ageng
310 Seiten
Chinabooks
24,90 Euro
Autor: Rolf Pressburger