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21.07.2022
Verlage und Handel in der Krise

Diskussion über Hilfen für die Buchbranche

Diskussion über Hilfen für die Buchbranche

Steigende Rohstoff- und Energiepreise setzen die Buch- und Comic-Branche immer mehr unter Druck. Insbesondere die Gremien des Börsenvereins diskutieren diverse Hilfsmodelle.

Erst war es vor allem die Papierknappheit und die damit verbundene Kostenexplosion, die zu großen Sorgen bei den Verlagen führte, dann kamen steigende Energiekosten hinzu, die von der Buchproduktion bis hin zum Beheizen von Ladengeschäften alle Marktteilnehmer trifft. Und schließlich wird die steigende Inflation beinahe zwingend Lohnanpassungen nach sich ziehen müssen.

All dies lässt große Sorgen in einer Branche aufkommen, die gerade noch glaubte, relativ glimpflich durch die Pandemie gekommen zu sein. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, werden seit einigen Wochen im Börsenverein, dem Spitzenverband der Buchbranche, diverse Ideen diskutiert, die an höchst unterschiedlichen Stellschrauben ansetzen:

1. Mindestpreise anstatt der bisherigen strikten Buchpreisbindung. Das würde es Händlern erlauben, auch höhere Preise zu verlangen, wenn sie diese für durchsetzbar halten – etwa für beim Verlag vergriffene Bände. Dieses schon jetzt in der Comic-Branche recht verbreitete Vorgehen – gerade bei besonders begehrten Vorzugsausgaben – ist bisher noch illegal.

2. Versandkostenaufschlag, wenn Bücher versendet werden. Der verpflichtende Aufschlag angemessener Versandkosten würde sich am Vorbild Frankreichs orientieren, wo bereits vor knapp 10 Jahren zum Schutz des stationären Handels Einschränkungen gegen den Amazon-Durchmarsch eingeleitet worden waren.

3. Null-Mehrwertsteuersatz für Bücher. Damit würde die besondere kulturelle Bedeutung von Büchern unterstrichen. Zudem wurde just dieses Frühjahr der notwendige legislative Prozess auf Ebene der Europäischen Union abgeschlossen, der genau dieses erlaubt. Die Bundesregierung könnte dieses also problemlos umsetzen.

4. Strukturelle Verlagsförderung nach dem Vorbild der Schweiz. Diese soll anstelle der derzeitigen Verlagsförderpreise treten, die vom Bund, aber auch einzelnen Ländern ausgelobt werden. Ähnlich wie schon jetzt in der Schweiz praktiziert, soll diese Verlagsförderung im Prinzip allen Verlagen und auch "populären" Gattungen offenstehen sowie mehrjährig angelegt sein, also mittelfristige Betriebsplanungen ermöglichen.

Man darf gespannt sein, in welchem Maße sich die deutsche Politik diese Vorschläge am Ende zu eigen macht.

Vertiefende Artikel zu diesem Thema aus dem Branchenblatt "Buchreport" finden sich hier:
"Geschmeidigere Preisbindung – geht das?"
"Europäische Union erlaubt Null-Mehrwertsteuersatz"
"Fördern wie die Schweizer?"
"Wie die Verlagsförderung in der Schweiz angelegt ist"

Foto: Ultra Comix

Autor: die neunte