News - Rezensionen


25.01.2023
Splitter

Die Totenkopfrepublik

Die Totenkopfrepublik

Unvermittelt trifft der Piratenkapitän Olivier mitten auf dem Meer auf ein sehr in Mitleidenschaft gezogenes fremdes Schiff. Darauf sind keinerlei Menschen zu sehen.

Olivier und ein Teil seiner Mannschaft entern es, denn Beute ist Beute. Plötzlich sind sie umringt von einer Horde schwarzer Männer. Majestätisch tritt eine nackte Frau in den Vordergrund, die Königin dieses Stammes. Olivier sieht nur eine Chance dem Gemetzel zu entgehen und zeigt dem beeindruckenden Weib seine Ehrerbietung, indem er auf die Knie fällt. Es stellt sich heraus, dass sie und ihre Männer sich mit Kampf von ihren Sklavenhändlern befreit haben, nachdem sie mit einer typisch weiblichen List einen ihrer Bewacher über den Tisch zog. Im weiteren Verlauf wird ihr sogar angeboten, ihr und ihren Männern das Einmaleins der Freibeuter beizubringen und sie in den ehrwürdigen Kreis der Piraten aufzunehmen. Sie lernen schnell und als ihr auch noch ein eigenes Schiff angeboten wird, tauft sie es auf den Namen „Revanche“! Doch es gibt auch Stimmen, die vor ihr warnen. Bald ist sie auf den Weltmeeren als Piratenbraut und schwarze Hexe in aller Munde.
Nach einer Zeit sehen sich die Piraten einer Bedrohung gegenüber. Sie wollen Richtung afrikanischen Kontinent fliehen, doch ihre eigenen Schiffe eignen sich nicht dafür. Also planen sie, eine Fregatte der sie verfolgenden Feinde zu kapern …

Die charismatischen Protagonisten sind ungewöhnlich für ein Abenteuer mit der schwarzen Totenkopfflagge. Es ist chronologisch von einem Mitstreiter niedergeschrieben, so dass der Leser wie aus einem Tagebuch die Handlung verfolgen kann. Das Innovative ist der geschichtliche Kontext, mit dem die Hintergründe der Bruderschaft der Piraten dargelegt wird. Ihr Leumund ist in weiten Teilen der Bevölkerungen eher ein dämonischer; ihre Charakter würden aus Lüge, Gewalt und Verbrechen bestehen. Tatsächlich war ihr Ehrenkodex von Demokratie und sozialen Hilfestellungen unter Gleichen gekennzeichnet. Sie taten im weitesten Sinne nichts anderes, als die Elite und die Mächtigen auch: Andere ausbeuten!
Doch dies nur nebenbei. Das vorliegende Abenteuer spielt in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts und weist zum einen alle Elemente dieses Genres auf, zum anderen ist es doch recht interessant gemischt. Angriffe auf Beuteschiffe, Flucht vor Verfolgern, die Suche nach einer geborgenen Heimat, und die Einbindung einer schwarzen Königin mit zweifelhaften Absichten!
Anspruchsvoll aufgebaut und erzählt. Anfänglich fallen gelassene Handlungsfäden werden später wieder aufgegriffen. Die ganze Story ist plausibel, wenn man nicht gar so strenge Maßstäbe an die Übersichtlichkeit stellt.
Die Zeichnungen sind schmissig und modern; manchmal ein wenig grob und verzerrt erscheinend, jedoch mit abwechslungsreich gestalteten Perspektiven und Hintergründen.

Ein Abenteuer, das sehr spannend und unterhaltend eine etwas andere Geschichte als den Standard erzählt. Mit viel Action und auch fast beiläufig mit romantischen, melancholischen und gesellschaftskritischen Elementen. Dazu ein paar Bonusseiten mit geschichtlichen Hintergründen. Ein toller Comic!

Die Totenkopfrepublik
Text: Vincent Brugeas, Zeichnungen: Ronan Toulhoat
224 Seiten
Splitter
35,00 Euro

Autor: Rolf Pressburger