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04.10.2021
Schreiber & Leser

Echo der Städte

Echo der Städte

Aus ihrem Zyklus Die Geheimnisvollen Städte legen hier Autor und Zeichner einen neuen Band vor. In altbewährter Manier von Text und imposanter Grafik ist er diesmal im Stile einer Zeitschrift konzipiert, in der einzelne Artikel zu einem Ganzen aufgebaut sind.

Der fiktive Verleger und Themenschreiber in einem, Stanislaus Sainclair, gibt sein Bestes, um die Zeitschrift „Echo der Städte“ am Laufen zu halten. Auf den ersten Seiten des Bandes trifft der Leser auf Nebenbeiträge, kurze Nachrichten, Rubriken und Werbeanzeigen. Dann folgen auf je einer Doppelseite Reportagen von Geschehnissen rund um Brüsel oder den dort wohnenden Berühmtheiten. Zwei davon sind die Forscher Arden und Professor Loderer, der eine gigantische Grabstätte unter dem Sand mit makellosen Kugeln entdeckt. Mysteriös und wohlwollend von Theosophen begrüßt, scheinen sie ein altes Rätsel zu einer Offenbarung zu bringen. Aber auch eigenartige Episoden um Fotografien sind einer Erwähnung wert. Ebenso Probleme, den Bürgermeister oder ein Waisenhaus betreffend. Und um das Gesamte noch fantastischer zu gestalten, spielt auch der Schriftsteller Jules Verne eine kleinere Rolle in der Berichterstattung.

Ebenso fantastisch-utopisch sind wie in jedem Band von Schuiten die Zeichnungen. Üppig und schwindelerregend ob der gigantischen Bauten, oder in Erstaunen versetzend wegen der gewagten architektonischen Strukturen. Mit feinem Strich und perspektivisch ein Augenschmaus bilden sie einen Blickfang auf fast jeder Seite!

Es mag für eine Neu-Leser ein wenig undurchsichtig erscheinen, dass eigentlich nur in stichwortartiger Beschreibung Personen, Zustände  und Geschehnisse dargestellt sind. Für Kenner des Universums von Schuiten und Peeters sind viele alte Bekannte mit involviert. Auch die Art und Weise, etwas zu erzählen ist hier außergewöhnlich. Erst im Laufe des Bandes verbinden sich einzelne Episoden zu einem Gesamtbild, das dann aber dennoch sehr offen in seiner Aussage ist.

Der vorliegende Comic ist eher ein Bildband, Panels mit fortlaufender Handlung fehlen. Einzelbilder oder auch mal zwei oder drei auf sich bezogenen Darstellung bestimmen die grafische Gestaltung. Schuiten und Peters im Duett von Text und Zeichnung.

Für Fans und Liebhaber dieses Comic-Gespannes ein weiterer Leckerbissen. Für Neueinsteiger vielleicht ein zu rätselhaft, nicht uneingeschränkt leicht zu genießen. Denn sie sprengen auch hier wie schon immer Konventionen und konservative Comic-Unterhaltung.

Echo der Städte
Text: Benoit Peeters, Zeichnungen: Francois Schuiten
56 Seiten
schreiber und leser
22,00 Euro

Autor: Rolf Pressburger