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26.06.2023
Schreiber & Leser

Die Profumo-Affäre

Die Profumo-Affäre

Anfang der 1960er Jahre entspann sich eine Skandalgeschichte die sämtliche Nachrichten der Welt eine Zeit lang bestimmten.

Das Modell Christine Keeler hatte eine Affäre sowohl mit dem damaligen britischen Kriegsminister John Profumo als auch mit dem russischen Spion Jewgeni Iwanow. Aus der Sicht ihres väterlichen Freundes Stephen Ward erzählen diese Geschichte die beiden Comicschaffenden Fromental und Hymann nach.

Ward lebte mit Christine zusammen wie ein Geschwisterpaar; also ohne sexuelle Intimitäten. Sie hatte Interesse an anderen Männern und viele Männer Interesse an ihr. So auch zwischenzeitlich ein farbiger Sänger, der sie jedoch mit Gewalt und Drohungen zu beherrschen versuchte, was ihr gar nicht gefiel. Das Hauptaugenmerk dieser Geschichte liegt auf der Beziehung von ihr zu den zwei Politikern. Der politische Hintergrund ist zu dieser Zeit die Berlin- und Kuba-Krise, als die Welt wegen der Gefahr eines Atomkrieges in Aufruhr war. Propaganda auf beiden Seiten zeigte ein verzerrtes Bild dieses Konfliktes.

Sex, Lügen und Staatsgeheimnisse - das lässt sich die Presse nicht entgehen. Es gibt Anklagen und Gerichtsverhandlungen. Im Mittelpunkt das Call-Girl Christine Keiler, das jedoch außer Sex und Beziehungen ohne Standesdünkel nicht viel zum medialen Skandal beiträgt.

Die Zeichnungen sind bis zu einer gewissen Grenze teilweise sehr freizügig und erotisch dargestellt. Vor allem in der ersten Hälfte des Comics sind viele Sex-Szenen zu finden. Hierbei offeriert die Grafik durchaus einen ästhetischen Reiz, der aber kaum ins plakativ Pornographische abdriftet.
Ansonsten wirken sie doch ein wenig in der oftmaligen Wiederholung von Gesichtern und sonst nicht viel drum herum ein wenig stereotyp! Dafür sind die Farben kräftig und in warmen Tönen gehalten.

Die Graphic Novel ist teils wie eine Dokumentation aufgebaut. Viele Protagonisten, Daten, Geschehnisse und zeitliche Abfolgen sind zwar nötig, um diese Profumo-Affäre zu erklären und mit Inhalt zu versorgen. Ganz am Ende ist die durchaus vorhandene Spannung jedoch ein wenig entspannt, weil zuvor vieles schon vor den letzten zehn Seiten dargelegt wird. Im Ganzen ist dieser Comic aber doch sehr unterhaltend, denn er zeigt ein kleines Stück Zeitgeschichte, das heute vielleicht weitgehend vergessen ist, aber wert ist, bekannt gemacht zu werden. Ein Comic für Interessierte an vergangenem politischem Medienrummel und pikanten Verwicklungen darin!

Die Profumo-Affäre
Text: Jean-Luc Fromental, Zeichnungen: Miles Hymann
104 Seiten
schreiber und leser
24,80 Euro

Autor: Rolf Pressburger