News - Comic / Graphic Novel


14.02.2025
DER KOPF DER HANSE

10 Fragen an Jens Natter

10 Fragen an Jens Natter
In seiner neuen Graphic Novel widmet sich Comicautor Jens Natter einem besonderen Aspekt der Geschichte Norddeutschlands, der Hanse.

Die Lübecker Kaufleute Johann Wittenborg und Brun Warendorp sind Freunde seit jeher. In der Mitte des 14. Jahrhunderts sind sie Teil des erstarkenden Hansebundes und der ersten Hansetage. Johann Wittenborg mausert sich durch zwielichtige Methoden zum obersten Kopf des Städtebundes. Diesen droht er im wahrsten Sinne wieder zu verlieren, als ihn seine Vergangenheit einholt…

PPM:  Hallo Jens! Wie entstand die Idee zu deinem Comic DER KOPF DER HANSE?
J. N.: Im Grunde war es fast ein Wunder, dass mir die Idee erst so spät kam, denn historische Themen und norddeutsche Regionalia sind schon seit Jahren Schwerpunktthemen in meinem Werk.
Die Initialzündung bildete ein Besuch im Holstentormuseum in Lübeck, wo natürlich viel über die Hanse zu finden ist und ich obendrein dort auch noch auf die Geschichte des Lübecker Bürgermeisters Johann Wittenborg gestoßen bin.
 
PPM:   Bist du Fan historischer Geschichten?  Auf welche Dokumentationen konntest du dich stützen?
J. N.: Ja, speziell die Begeisterung für Comics mit geschichtlichen Hintergründen existiert bereits seit Kindertagen. An Asterix und Lucky Luke führte kein Weg vorbei. Nach der Comiclektüre begann dann immer auch gleich die Überprüfung der wahren historischen Anteile dieser Comicalben.
Im Grunde hat sich bis heute an diesen Vorlieben nicht viel geändert. Nur dass ich jetzt die Geschichten selber zeichne und die Recherche nun davor stattfindet.
Für den "Kopf der Hanse" habe ich gleich mehrere Museen aufgesucht wie z.B. das Schifffahrts-Museum in Bremerhaven (dort befindet sich echt eine Original-Kogge aus der Hansezeit aus dem 14.Jahrhundert) oder das Salzmuseum in Lüneburg (um den Salzhandel zwischen Lüneburg und Lübeck erklären zu können). Ich bin sogar bis nach Helsingborg in Schweden für den Comic gereist, denn in der Story findet in einer Schlacht um Helsingborg ein entscheidender Wendepunkt für die Protagonisten statt. Für die Abbildungen im Comic wollte ich unbedingt sehen, wie die Stadt mit ihrem auch heute noch bestehenden mächtigen Festungsturm, dem Kärnan, in die Landschaft am Øresund eingebettet ist.
Durchgehende sehr gute Fachberatung über die Projektdauer erhielt ich dankenswerter durch das Europäische Hansemuseum in Lübeck. Natürlich musste ich mir aber auch auf eigene Faust alles erlesen, was für dieses Projekt wichtig war. 30 bis 40 Fachpublikationen werden es wohl gewesen sein …
 
PPM:  Wie entstand die Verbindung zur Edition 52?
J. N.: Bei der Hanse war mir klar, dass das Thema auch überregional interessant sein könnte, so dass ich nicht unbedingt, wie sonst, auf einen Regional-Verlag angewiesen war.
Somit war auch die Chance da, mal bundesweit nach einem Comicverlag zu schauen. Ich bin auch einfach gespannt, ob sich dadurch neue Vermarktungsmöglichkeiten ergeben werden.
Mit der Edition 52 wurden dann die gemeinsamen Vorstellungen einfach am schnellsten sehr konkret. Ich finde, das ist immer ein wichtiges Zeichen, wenn es mit einem Projekt auch voran gehen soll.

PPM:  Seit wann bist du als zeichnender und schreibender Comic-Künstler tätig?
J. N.: Irgendwo Mitte der 90er Jahre ging es mit den ersten kleinen Veröffentlichungen in kleinen Fanzines los.
 
PPM:  Was waren deine bisherigen Arbeiten?

J. N.: Vor dem Hansecomic dürften von mir die erfolgreiche Adaption von Theodor Storms’ "Schimmelreiter" (2014) und "Hammaburg"- eine Graphic Novel über Hamburgs frühe Tage (2020), die bekanntesten Werke sein.
Es gibt aber auch noch comicartige sehr beliebte Wimmelbücher über Regionen in Schleswig-Holstein von mir wie beispielsweise die Wimmelbücher „Nordfriesland“ und „Schlei“ oder bald neu „Büsum“.  

PPM:  Beschreib mal bitte kurz, worum es in deinem Hanse-Comic geht…
J. N.: Es geht um den Aufstieg und Fall des Lübecker Kaufmanns und Bürgermeister Johann Wittenborg, den es wirklich gegeben hat und der sich machthungrig in politische Ämter drängt. Es ist auch die Geschichte einer ungleichen Freundschaft mit dem charakterlich völlig gegensätzlichen Kaufmann Brun Warendorp, die sich wegen einer gemeinsamen Liebe zu Telse von Bardewick immer komplizierter gestaltet und in einer Katastrophe endet.
Die Geschichte an sich fand ich schon spannend, aber in der Lebenszeit von Wittenborg sind viele Ereignisse verankert, welche die Hanse ausmachen. So bezeichnete sich der Städtebund zum 1.Mal selbst offiziell als Hanse, es gibt den großen Handelsboykott gegen Flandern, auch die erste große Pestwelle erreicht Nordeuropa und die bürgerlichen Städte trauten sich plötzlich Krieg gegen den dänischen König zu führen. Und Wittenborg agiert immer mittendrin.
 
PPM:  Wie hast du deinen neuen Titel „Der Kopf der Hanse "handwerklich" umgesetzt?  (Ablauf: Szenario, Skizzen usw.)  Zeichnest du noch klassisch auf Papier?

J. N.: Nach der Recherche habe ich mir Kurzbiographien der Protagonisten und einen mehrseitigen Handlungstext als "Roten Faden" angelegt. Dann habe ich immer die Szenen für einige Seiten vorentworfen und danach in der Regel auf A3 Papier gezeichnet. Die komplette Farbgebung fand dann auf dem Wacom-Tablet statt.

PPM: Auffällig ist, dass du eine Mischung aus verschiedenen Stilen verwendest. Es gibt klassische Panels mit Sprechblasen und auch Bilderbögen…
J. N.: Ja, ich mag es gerne abwechslungsreich, letztendlich um mir die eigene Arbeit auch spannend zu gestalten. Ich hoffe mir dadurch aber auch für den Leser graphisch mehr Abwechslung. Dadurch überlege ich vor jeder Seite, wie ich dieser ein eigenes Gesicht geben kann. Da werden dann auch mal z.B. Segel oder Heringsfässer zu Panels …
 
PPM: Liest du selbst noch Comics und wenn ja: welche sind deine Favoriten?
J. N.: Ja, doch, jede Menge.  Neben den Ur-Einflüssen wie Asterix war lange Zeit "Hate" von Peter Bagge mein Lieblingscomic. Ralf König geht eigentlich auch immer bei mir. Ansonsten war in den letzten Jahren "Der Araber von morgen" einer meiner Favoriten. Von den deutschen Autoren und Autorinnen mag ich sonst noch die Sachen von Simon Schwartz und Barbara Yelin ziemlich gern.
 
 

 

PPM: Wird es Signieraktionen zu deinem neuen Buch geben?
 
J. N.: Die sind bereits in vollem Gang. Die nächsten Termine im 1. Halbjahr 2025 wären:

15.2. bei der Comic- und Mangaconvention in Bremen 
19.4. bei der Comic- und Mangaconvention in Münster
26.4. bei der Hamburger Museumsnacht im Archäologischen Museum
10.5. bei Hugendubel in der Lübecker Altstadt
 
Weitere folgen …
 
PPM: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für dein neues Buch!  

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Autor: Michael Hüster