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16.01.2023
Edition 52

Paul zu Hause

Paul zu Hause

Kanada im Jahr 2012. Paul ist 51 Jahre alt und alleinstehend.

Er besucht ab und zu seine Mutter, die nicht weit weg wohnt, kauft für sie ein, hört ihrem Lamentieren zu und begleitet sie zum Arzt. Ihr Krebsgeschwür zeigt sich wieder. Er hat eine Tochter, die er schon mal abends von der Arbeit abholt und heim fährt. Sie möchte zu seinem Unwillen nach England ziehen. Sein Hausgenosse ist ein kleiner Hund; ein paar schrullige Nachbarn halten ihn auf verschiedene Weisen auf Trab. Im Keller seines Hauses hat er sein Studio eingerichtet, denn er ist Comic Zeichner. Er hat ein paar gesundheitliche Probleme, Hypochondrie inklusive. Sein Garten ist marode, der Swimmingpool benötigt eine Inspektion. Und er hat ein Faible für Schriftarten, deren Entstehungsgeschichte er zumeist kennt; er sieht sie überall und kann sie zuordnen.

Der Erzählton, den Paul in der Ich-Form zu Worte bringt, ist sehr ruhig, teils lakonisch, humorvoll und redselig. Einige Panels erzählen ohne Worte, wohingegen kleine Auflockerungen den Fortgang der Geschichte kurz unterbrechen. Dann wird ähnlich einer technischen Erklärung Nebensächliches fachmännisch dargelegt. Interessante Einblicke in die Funktionsweise eines Patentes zum Beispiel, das Schlafapnoe verhindern soll.

Die Zeichnungen in schwarz-weiß und Grautönen sind detailreich. Die Figuren sind eher im charmanten Stil einer Karikatur dargestellt. Mancher Gag, Slapstick oder spaßiger Einfall ist immer wieder mal in die Story integriert. Poetisch anmutende ruhige Szenen wirken meditativ. Guter Mix.

Der Autor und Zeichner Michel Rabagliati setzt diese Graphic Novel mit den alltäglichen Episoden des Protagonisten Paul in Szene; er hat einige Preise u.a. für seinen Paul-Comic „Paul auf Reisen“ bekommen. Es sind zumeist humorvolle und eher leichtfüßige Alltagsgeschichten, auch wenn sie mal peinlicher Art für Paul sind.

Paul zu Hause ist somit eine lässige Geschichte, in der es keinen wirklichen Höhepunkt gibt, geschweige denn ein Spektakel. Und auch ein Happy End als solches ist nicht vorhanden. Nur eine fast verloren und melancholisch wirkende Endszene mit Paul.

Ein Comic für Liebhaber von Einblicken eines Durchschnittsmannes mittleren Alters in seinen Alltag; für Fans von Geschichten, die melancholisch, traurig und zum Schmunzeln sind; und selbstverständlich für Comicfreunde, die auf Autorencomics stehen, in denen Action nicht das alleinige Spannende und Unterhaltende sein muss!

Paul zu Hause
Text und Zeichnungen: Michel Rabagliati
208 Seiten
Edition 52
25,00 Euro

Autor: Rolf Pressburger