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19.03.2018
Splitter

The Death of Stalin

The Death of Stalin

Direkt beim Anhören einer kurios aufgenommenen Klassik LP sinkt Stalin zu Boden. Er bekam einen Hirnschlag und liegt nun im Koma. Die eilig herbei gerufenen obersten Funktionäre beraten, was nun zu geschehen hat.

Ärzte werden delegiert, doch auch sie können den Staatschef nicht mehr herrichten. Ein paar Tage später stirbt er! Und nun beginnt das Geschachere um die Nachfolge. Seilschaften und Intrigen werden vorbereitet. Die Machtspielchen nehmen noch vor der Beisetzung Formen an, die einer Planwirtschaft angemessen sind. Stalins Sohn Wassja, eh ein eingebildeter und eitler General, wird aufgetakelt und soll einen grandiosen Part bei den Trauerfeierlichkeiten spielen. Doch beim Bankett nimmt er ein paar Schluck zu viel, benimmt sich daneben, und wird degradiert. Derweil schießt man Zivilisten ab, die ein Verbot, sich dem Sarg zu nähern, umgehen wollen. Wassja kommt in eine Klinik, anstatt in den Gulag; das ist das Zugeständnis, das man dem „Sohn eines Gottes“ bewilligt. Mit radikalen Nachrichtensperren werden Verrat im Hintergrund verschwiegen. Und so fragt man sich in akademischen Kreisen, ob die nachfolgenden Generationen je die Wahrheit erfahren werden.

Was zu Beginn dieser Graphic Novel noch grotesk, auch witzig und unterhaltend dargeboten wird, verflacht im Laufe des Geschehens zur trockenen Nacherzählung von meist historischen Fakten. Der Tod des Parteiführers, bzw. die dramatischen Tage kurz davor und danach, nehmen natürlichen einen angemessenen Umfang ein. Der innere Apparat zeigt sein verzerrtes Gesicht. Korruption, Verrat und skrupellose Ausschaltung unliebsamer Personen sind allgegenwärtig. Die bedrückende Atmosphäre des Kreml zu jener Zeit ist kongenial charakterisiert! Eine folgende Neuorientierung der Sowjetunion wird zwar angerissen, aber hier endet die Story eben auch. In einem Zusatzbeitrag und mit eingefügten Zitaten wird diese Thematik ein wenig nachgeholt.

Die Zeichnungen sind in der Art von verschroben gezeichneten Gesichtern, die allerdings in ihrer karikaturartigen Grobheit durchaus Porträts mit Erkennungswert aufs Paper bringen. Die politischen Größen sind diesbezüglich sehr gut zu erkennen.
Allermeistens auf wesentliche Momente beschränkt, sind doch ab und an schöne großformatige Bilder von Moskau im Schnee zu sehen.
Die beiden routinierten Comicschaffenden Nury und Robin haben diese Ära düster, manchmal mit bissigem Humor, und mit interessantem Zeitkolorit wiedergegeben. Spannung gibt es wenig, dafür ist der Hintergrund all dieser Ereignisse kurz und bündig und durchaus lesenswert gestaltet. Ein Vergleich mit dem in den nächsten Wochen startenden Film überlasse ich dem Leser und Kinogänger.

The Death of Stalin
Text: Fabien Nury, Zeichnungen: Thierry Robin
144 Seiten
Splitter
29,80 Euro

Autor: Rolf Pressburger