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17.09.2018
Schreiber & Leser

Affendämmerung

Affendämmerung

In dieser Graphic-Novel zeichnete der Comic-Künstler Jean-Paul Krassinski eine satirische Allegorie auf die Machenschaften der Propheten und ihren (Leicht-) Gläubigern.

Er nahm sich aus dem Buddhismus, dem Islam und dem Christentum etliche Elemente heraus und erschuf eine unterhaltsame Geschichte, die durchaus auch einige Weisheiten zwischen den Panels enthält!
Der Despot und Clanchef der Schneemakaken, Taro, wird von seinen Untertanen gefürchtet und von der schönen Hisayo geküsst. Er regiert und agiert mit dem Recht des Stärkeren. Eines Tages fällt eine Raumkapsel herab und heraus klettert ein in ein sakrales Ornat (Raumanzug) gekleideter Rhesusaffe. Sofort wird er angebetet, als einer, der direkt vom Himmel kam. Im Folgenden bezeichnet sich der raumfahrende Affe als Gottgesandter und stellt neue Regeln und Gebote auf. Als Prophet beginnt er abstruse Mysterien in die Welt zu setzen und die Geschichte schreitet voran, oft mit bissigem Humor ausgestattet. Gleichnisse wie das vom „Auge um Auge“ oder einiger Wunder sind vertreten. Oder wie die Vorstellung vom Paradies voll mit Cookies, Bonbons und Erdbeereis entstand. Erzählt wird dies alles im Nachhinein vom alten Fukuto, der strikt gegen so ein Gebaren des Glaubens ist und der zum Schluss des Bandes für eine mystische Überraschung sorgt!

Mit viel Witz und Situationskomik lässt Krassinsky seine Affen durch den Wald und über Stock und Stein rasen. Nicht nur der Vergleich, dass manche Menschen dumm wie Primaten sind, sondern auch umgekehrt es auch Affen gibt, die dumm wie Menschen sind, sei hier erwähnt. Auch das frömmelnde und devote Beten, um die Gunst von Diou zu erheischen, sowie unverständliche Metapher einiger Prophezeiungen sind Teil der Persiflage auf die „Götterdämmerung“. So fragt ein Gläubiger einen anderen, ob er versteht, was da geredet wird; darauf antwortet der andere: Nein, aber es klingt gut … Deshalb sollte dieser Comic nicht allzu ernst bezüglich des ernsthaften Glaubens gelesen werden. Er enthält immer ein Augenzwinkern zwischen den Zeilen, auch wenn es ab und zu rabiat zur Sache geht.
Die Graphik erscheint auf den ersten Blick und in weiten Teilen eher reduziert auf den nötigsten Ausdruck. Doch ab und zu blättert man auf eine Seite, die wunderschön und mit satten Farben dargestellt ist. Affendämmerung ist eine absurde Geschichte zum Schmunzeln und ist trotz der fast 300 Seiten durchgehend unterhaltend, teils auch spannend; und ist vor allem aufgrund der innovativen Idee einer Art Sittengeschichte der Menschen/Affen mit religiösem Touch ein toller Comic. Quasi im Namen der heiligen Banane ein „Heiden“-Spaß nicht nur für Atheisten !

Affendämmerung
Text und Zeichnungen: Krassinsky
296 Seiten
schreiber und leser
29,80 Euro

Autor: Rolf Pressburger