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15.11.2018
avant-verlag

Die Saga von Grimr

Die Saga von Grimr

Er verliert seine Eltern bei einem Vulkanausbruch und reift in der Obhut eines Gönners zu einem Mann heran.

In der zerklüfteten, kargen und kalten Landschaft zwischen Küste und Bergen des Islands im 18. Jahrhunderts sucht er seine Identität und seinen Platz im Leben: Grimr, der etwas einfältige Held der Geschichte.

Er wird angeklagt und zum Tode verurteilt, denn ihm wird ungerechtfertigt ein Doppelmord zur Last gelegt, nur sein Hund war Zeuge, dass die Tatbestände andere sind. Er flieht aus der Gefangenschaft, denn er hört Dinge über seine Geliebte, die ihn wütend machen. Doch man trachtet ihm weiterhin nach dem Leben! Schlussendlich beschämt er aber als wahrer Held seine Mitmenschen.

Die Geschichte handelt von einem, der in einer Zeit der Unterdrückung und der Armut nur ein Stückchen Glück erheischen möchte und dafür gegen allerlei widrige Umstände mit der Kraft eines Bären und dem Willen eines Entschlossenen ankämpft. Und der gern in den Annalen des Landes verewigt sein möchte. Die Einfachheit der Bevölkerung und die dem gegenüberstehende Selbstgerechtigkeit der Reichen und Mächtigen sind durchgehend Bestandteil dieser Tragödie. Grimr, der charakteristisch dargestellt wird wie ein tapsiger, unbeholfener Hüne, hat ein gutes Herz, einen Gerechtigkeitssinn und trotz all seiner Demütigungen zieht er, fast grimmig, ein geheimnisvolles Tun inmitten der Lavafeldern bis zum Schluss durch.

Diese Story ist wahrlich einer Nordischen Saga würdig! Tragisch, mit ein paar Lebensweisheiten gespickt, und spannend bis zum Ende. Die Protagonisten sind facettenreich charakterisiert und das Umfeld in üppigen Bildern und teils ohne begleitenden Text eindrucksvoll gemalt. Mit etlichen Wendungen und immer wieder neuen Aspekten in der Geschichte wird dem Leser ein Epos kredenzt, das sehr unterhaltsam daher kommt. Die Graphik wirkt düster und kühl, die Farben ein wenig blass, so dass das Geschehen manchmal passend dunstig und wie im Dämmerlicht erscheint. Den schneebedeckten Bergen und Tälern stehen Fjorde und das Meer gegenüber; eine immanente Atmosphäre der Bedrücktheit wird kurzzeitig aufgelöst durch ein paar romantische Bilder; und ein außergewöhnlicher Hauptdarsteller erwirbt von Seite zu Seite mehr Sympathien beim Leser! Ein ausgezeichneter Comic in zweifachem Sinn: 2018 bekam er den Fauve d'Or beim Comicfestival in Angoulème.
 

Autor: Rolf Pressburger