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10.12.2018
Hirnstoff-Verlag

Solange ich atme - Über die Ostsee in die Freiheit

Solange ich atme - Über die Ostsee in die Freiheit

Die Schriftstellerin Carmen Rohrbach studierte in der DDR und entschloss sich Anfang der 1970ger Jahre in den Westen „rüberzumachen“.

In ihren als Graphic-Novel umgesetzten Erinnerungen schildert sie ihr Kindheit und Jugend in der DDR, sowie das Vorhaben, über die Ostsee nach Dänemark zu fliehen.

Sie war nie so recht die angepasste Bürgerin, hatte Konflikte im Elternhaus, in der Schule und während des Studiums. Sie träumte vom mehr Freiheit und erhoffte sich fast täglich ein Leben in ihrem Sinne. Sie liebte Natur, Tiere und wollte anderen Menschen in anderen Ländern begegnen.
Also machte sie sich mit einem Freund eines Nachts auf, über das Meer zu fliehen und diese Wünsche wahr werden zu lassen. In Taucheranzügen schwammen sie in die weite Welt. Fast völlig entkräftet zogen sie sich nach zwei Tagen an einer Boje hoch und vermeinten sich schon außerhalb des Einflussbereiches des Regimes. Diese Flucht wird in Text und Bildern immer wieder unterbrochen und in Rückblenden erfährt der Leser ausführlich von vergangenen Jahren der Protagonistin und Erzählerin.

Die Flucht über das Wasser ist hierbei fast nur eine Randerscheinung, für andere Episoden wird wesentlich mehr Aufmerksamkeit aufgewendet. Der Titel und das Titelbild geben nicht die vielen Facetten des Inhalts wieder. Der Leser erfährt einiges von den gesellschaftlichen und politischen Umständen und vom Leben allgemein in der Ex-DDR. Die Graphic-Novel ist arm an Höhepunkten, eine Spannung entsteht natürlich in der Sequenz auf hoher See, als die zwei Flüchtenden in einer misslichen Lage sind. Die Adaption ist um eine ausführliche Nacherzählung des Lebensberichtes von Rohrbach bemüht, kommt dabei aber auch bisweilen in eine Langatmigkeit. Im Sinne der Dramatik weht ein eher laues Lüftchen. Trotzdem ist die Story durchaus interessant zu lesen, denn die Zeichnungen sind wirklich gut und auch ansprechend koloriert. Für seine erste lange Story hat der Künstler viele schöne Bilder geschaffen.

Ein kleines Manko an diesem handlichen Buch ist, dass Text und Bild zu dicht an der Bindung liegen, so dass manches nicht leicht zu lesen ist, bzw. nur, wenn geknickt wird. Eine autobiografische Graphic-Novel, deren Geschehnisse und Umstände über 40 Jahre zurückliegen und in der sowohl nostalgische Eindrücke als auch persönliche Erfahrungen und Gedanken einer Heranwachsenden in lockerem Erzählton geschildert werden.
 

Autor: Rolf Pressburger