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08.10.2019
Bunte Dimensionen: Kalte Sonne 1

H5N4 - Ein tödlicher Virus bedroht die Menschheit

H5N4 - Ein tödlicher Virus bedroht die Menschheit

So einiges erinnert mich in „Kalte Sonne“ von Pécau/Damien an „The Fall“ von Jared Muralt. In „Kalte Sonne“ erlebt der Leser, wenn auch in einem insgesamt anderen Szenario, aber zumindest zu Beginn ebenfalls in der Schweiz verortet, eine postapokalyptische Geschichte, ausgelöst durch einen tödlichen Virus.

Und auch in „Kalte Sonne“ ist die gesellschaftliche Ordnung aus den Fugen geraten. Durch die permanent vorhandene Gefahr, sich tödlich zu infizieren, haben die Überlebenden neue bzw. abgeänderte Strukturen geschaffen, um in der außerordentlichen Situation zu bestehen.
Dabei konkurrieren, sich nicht immer wohlgesonnen, verschiedene Gruppen um den verbliebenen Lebensraum: da gibt es die Gruppe der Flüchtlinge, die Grüne Armee, reguläre Armeeeinheiten, Gruppen von Zivilisten und andere, die sich auf eigene Faust durchschlagen. Unter den letzteren gibt es auch kriminelle Banden wie die Travellers.
Die Autoren haben das Werk auf zwei zeitlichen Ebenen angelegt. Zu Beginn der Story begegnet der Leser Jan, den Helden der Story, in einem Hochtal von Chamonix, an der Schweizer Grenze, im nicht allzu fernen Jahr 2030. Mit einem Roboter, dem er den Namen Magarit verpasst hat, schlägt er sich durchs Hochgebirge. Keine einfache Aufgabe, denn Straßen und Wege wurden seit Jahren nicht instandgehalten.
Magarit fungiert als so eine Art Beschützer und technisches Hirn. Leider funktioniert die Technik jedoch nicht immer zuverlässig und das sorgt hier und da für brenzlige Situationen. In einem hoch in den Bergen gelegenen Berghaus trifft Jan auf Bewohner eines nahegelegenen Dorfes. Dort angekommen, erfährt Jan näheres über die dortige Situation und ein geheimnisvolles Labor, in dem noch lange an dem Virus gearbeitet wurde. Auf den Computern entdeckt Jan, zusammen mit ehemaligen Mitarbeitern des Labors, dass es möglicherweise in den Pyrenäen einen Orbital-Aufzug Google X gibt, der in sichere Raumstationen führen soll.  
Man vereinbart, dass sich Jan auf den weiten Weg macht, um den vermeintlich rettenden Lebensraum zu finden. Kaum hat er das Dorf verlassen, wird Jan von Travellers angegriffen…
Zwischenzeitlich erfährt man in Rückblenden nach und nach etwas über Jans Vergangenheit. Insbesondere über einen sehr umstrittenen Einsatz mit vielen Opfern, der schließlich zu seinem Rauswurf aus der Armee geführt hat. Dieses Wissen erklärt, warum Jan so ist, wie er ist.
Schon eine ganz besondere Geschichte, die sich Szenarist Pécau da ausgedacht hat. Kurzweilig begibt man sich als Leser mit Jan auf die Wanderschaft durch die Schweizer Bergwelt und erlebt die mitunter witzige Interaktion zwischen Mensch Jan und Maschine Magarit. Ein echtes Team die beiden. Die Geschichte entwickelt sich zunächst langsam, nimmt aber zum Ende des Albums hin deutlich Fahrt auf. Auch ein wenig Erotik darf in dem Album nicht fehlen, die dem Helden allerdings nur Ärger einbringt…
Zeichner Damien setzt das Szenario in einem realistischen Stil gekonnt um. Durch seine atmosphärisch gelungenen Bilder vermittelt er dem Leser beinahe das Gefühl, Teil der Handlung zu sein. Actionszenen scheinen Damien besonders zu liegen.

Autor: Michael Hüster