Kurz vor der Landung der Alliierten in der Normandie (6.6.1944) wird Jeanne, eine junge Widerstandskämpferin der Résistance, aufgrund einer Anzeige durch einen anonymen Brief, von der französischen Polizei festgenommen. Sie findet sich in einer Zelle eines französischen Kommissariats wieder, in der Erwartung an die Gestapo ausgeliefert zu werden.
Am folgenden Tag widerfährt Francois, ein etwas zynischer Vorstadtgauner, dasselbe Schicksal. Er landet in der derselben Zelle wie Jeanne auf dem bereits bekannten Polizeikommissariat. Dank eines Fliegeralarms entkommen Jeanne und Francois über die Dächer der Stadt. Eine zufällige Laune des Schicksals führt zwei jungen Leute zusammen, die eigentlich nichts gemeinsam haben.
Francois bringt Jeanne auf dem Transportkahn eines befreundeten Flussschiffers und dessen Familie unter. Während Francois immer wieder seinen „Geschäften“ nachgeht, macht sich Jeanne viele Gedanken und Sorgen um ihre Schwester Mathilde und den Résistance-Kämpfer Michel, die beide ebenfalls zur Organisation gehören. Während sie Michel bei einem Treffen noch warnen kann, kommen die Bemühungen bei ihrer Schwester zu spät. Die Sorge um deren ungewissen Verbleib ist natürlich jetzt noch größer geworden und ständig droht Jeanne in ihrem Versteck die Entdeckung durch die Deutschen.
Jean-Pierre Gibrat’s „Jeanne-Zyklus“ ist eine emotionale Erzählung mit interessanten Dialogen und sehr menschlichen Porträts. Gibrat bestätigt mit „Von Dieben und Denunzianten“, dass er zu den besten Autoren des zeitgenössisch gezeichneten Comics zählt.
In einem Spiel von Farben und Lichteffekten rekonstruiert er in seinen detailreichen Zeichnungen peinlich genau Straßen, Häuser, Verkehrsmittel sowie Personen aus der Zeit des besetzten Paris und beschreibt diese in einer Schönheit, dass es richtig Spaß macht, diesen Band zu lesen.
Und dann ist da noch die Heldin Jeanne, von der ein ganz besonderer Charme ausgeht und in die man sich nach ein paar Seiten fast verlieben könnte. Diese Augen ...
Autor: Michael Hüster