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03.06.2020
Die Comic-Werkstatt: Der Finix Verlag

Ein Interview mit Oliver Hornig über Lizenzen, Marketing und Produktion

Ein Interview mit Oliver Hornig über Lizenzen, Marketing und Produktion

Nach Horst Gotta vom Splitter-Verlag berichtet auch Oliver Hornig vom Finix Verlag aus der ‚Comic-Werkstatt‘ über Lizenzen, Marketing, Produktion und den Markt. Das Interview bietet einen Blick hinter die Kulissen des Finix-Comic-Alltags.

Welche Möglichkeiten gibt es für euch, an eine Lizenz zu kommen?  Verlage im Ausland, auf Comicfestivals, etc. Fahrt ihr auch zu den ausländischen Verlagen, nach Angoulême etc?

Oliver Hornig: Buchmesse Frankfurt, Comicsalon Erlangen, Mail, das Telefon.

Lasst ihr euch für die Auswahl ausländische Comicbände von den Originalverlagen senden oder besorgt ihr euch die selbst?

Oliver Hornig: In der Regel verschicken die Lizenzgeber mittlerweile vermehrt digital (pdfs) anstelle analoger Bücher.

Gibt es da schon so eine feste Routine, wo man verhandelt?

Oliver Hornig: Ja. Anfrage auf der Buchmesse, alles weitere per Mail (schriftliche Angebote – Zu- und Absagen)

Wie bekommt ihr mit, ob Lizenzen frei sind bzw. eben nicht frei sind? Wie geht ihr vor, wenn eine Lizenz frei ist und ihr diese haben wollt?

Oliver Hornig: In der Regel laufen Lizenzen drei bis fünf Jahre (zumindest im frankobelgischen Raum). Es empfiehlt sich also ungefähr 4 Jahre nach Erscheinen des letzten Bandes auf dem Markt, einmal nachzufragen.
Ansonsten melden sich die Lizenzgeber selbst oder man klärt das auf dem „kleinen Dienstweg“ mit den vorherigen Lizenznehmern (Verlag).

Wer entscheidet bei euch, welche Lizenzen/Comics eingekauft werden?

Oliver Hornig: Finix. Ist ein Sonderfall. Als Verlagsleiter bin ich dem Votum der Mitglieder unterworfen.
Auf Basis unserer Wunschliste arbeite ich die Titel nach Verfügbarkeit (Rechte/digitale Vorlagen) und Machbarkeit (Kalkulation – Preis, Auflagenhöhe, Nachfrage, Produktionsaufwand) ab.
Anders als bei den Verlagskollegen, spielen also persönliche Vorlieben keine Rolle.

Welche Plattformen (WWW, Katalog, Werbung, Rezis) nutzt ihr, um eure Produkte am Markt zu platzieren?

Oliver Hornig: Eigene Homepage, Präsenz in Comicforen, Social Media (Facebook), gedruckter Programm-Katalog der halbjährlich erscheint, Messeauftritt Comicsalon Erlangen, Mailverteiler für Kunden, die sich über unsere Homepage anmelden, Presseverteiler, Telefon und gelegentlich der gute alte Brief, wenn wir postalisch angeschrieben werden (JA, das kommt noch vor.)

Wenn ihr eine Lizenz erfolgreich eingekauft habt, wie geht es dann weiter?

Oliver Hornig: Für jede Lizenz muss ein Vertrag geschlossen und die Lizenzgebühren vorab! (Lizenz und digitale Daten) bezahlt werden. Die digitalen Daten werden elektronisch geliefert und von uns aufgebaut. Der übersetzte und lektorierte Text wird gelettert, evtl. Extras layoutet und eingebaut.
Teile des Comics werden vorab an den Lizenzgeber geschickt (Approvals) und von diesen genehmigt.
An die Druckerei erfolgt im Vorfeld eine Bestellung über die benötigte Papiermenge (pro Monat).
Die Druckdaten für die Druckerei müssen jeden Monat zu einem speziellen Termin elektronisch an diese weitergeleitet werden. Es gibt also eine feste Deadline.

Die Comicseiten und Einbände werden gedruckt und weitergeleitet an die Buchbinderei. Zuvor werden die Druckfahnen nochmals durch unseren Produktionsleiter überprüft. Nach der Bindung lagern die Comics einige Zeit, um zu trocknen.

Die Comics werden nach einem festen Terminplan (monatlich) an den Großhandel ausgeliefert, Eine kleine „Fuhre“ geht an einen Produktioner im Team, der die Qualität prüft und erst danach die Freigabe für den Handel genehmigt. Die Comics der „Extra-Fuhre“ dienen als Belegexemplare für den Lizenzgeber, in unserem Falle die Investoren, Presse (auf Anfrage) und Onlinekunden.
Es folgt der Versand der Comics durch den Großhandel an die Fachläden und den Buchhandel.
Ach ja, und zum Schluss bezahlt man die Rechung der Druckerei/Buchbinderei.

Autor: Michael Hüster