News - Rezensionen


28.08.2020
Dantes

Outlaw Nation 1 - Das Ende

Outlaw Nation 1 - Das Ende

Der Comicautor Jamie Delano fiel hierzulande vor allem hinsichtlich knallharten oder mystischen Stoffen auf. Szenarien für Hellblazer, Crossed oder Bücher der Magie (Kinderkreuzzug) hat er geschrieben.

Der Zeichner Goran Sudzuka ist vorwiegend bei Superhelden zuhause, illustrierte aber auch z.B. die Bestseller Y-The Last Man und A Walk Through Hell.

Dem Leser wird in der ausgedehnten Saga  einer Familie oder Sippe eine weit verzweigte Story kredenzt. Die Mitglieder sind sich nicht alle untereinander bekannt. Einigen Protagonisten räumt der Autor viel Raum ein; die jeweiligen Werdegänge reichen teils weit in die Vergangenheit zurück. Stellvertretend soll hier erwähnt sein der traumageschädigte „Billy Bad News“, der in der Zeit nach dem Kambodscha Krieg seine geliebte „Zuckerpuppe“ wieder finden will. Sie ist einige der wenigen Fakten, an die er sich noch erinnern kann. Sein Überleben damals bescherte ihm zwar Schockmomente, doch er wollte nichtsdestotrotz Geschichten schreiben.

Es gibt sehr viele Szenenwechsel in der Handlung, weswegen sie sehr komplex und anspruchsvoll konzipiert ist. Auch die Zeitebenen sind sehr sprunghaft darin eingewoben. Vom Hintergrund der amerikanischen kulturellen Gegenbewegung aus gestaltet sich dieser Comic immer mehr zu einer Art Roadmovie; wortlastig, mit vielen Anspielungen auf damalige Umgangssprache, Literatur und Musik. Häufige Randbemerkungen und Erklärungen in Fußnoten von verwendeten Zitaten, historischen Eckpunkten und politischen Fakten sind zwar erkenntnisreich, tragen aber wenig zur Stringenz der Story bei.
Die ist allerdings äußerst ansprechend! Wie in einem groß angelegten Roman gibt es viele Darsteller und Handlungsstränge, die wohl zusammengeführt werden (müssen)! Es sind Dramen darunter, kriminelle Machenschaften, Gefühle von Hass und Liebe.

Die Graphik ist richtig gut. Realistisch und übersichtlich. Sie erinnert in ihrer schwarz-weißen Klarheit und Brillianz an die von Terry Moore. Die Panels sind auch hier eher konventionell aufgeteilt, ohne jedoch statisch daher zu kommen.

Ein Manko ist - wie an manch anderen Taschenbüchern auch - dass die Texte und Illustrationen der Seiten bis nahe an die Bindung gehen, keinen Abstand zur Buchrückenklebung aufweisen. Bisweilen kommt man an diese Inhalte fast nur ran, wenn man die Bindung bricht. Das ist sehr unpraktisch und ärgerlich!
Abgesehen davon ist Outlaw Nation eine durchaus spannende Geschichte. Sie ist nicht leicht einfach so zu lesen, denn sie erfordert auch Geduld beim Aufschließen der Begebenheiten. Ein literarisch und zeichnerisch sehr guter Comic!

Outlaw Nation – 1. Das Ende
Text: Jamie Delano, Zeichnungen: Goran Sudzuka
180 Seiten
Dantes Verlag
17,50 Euro

Autor: Rolf Pressburger