Das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen: Conquistador ist eine spannende Story mit allen Zutaten, die einen historischen Abenteuercomic aus der Zeit von Cortés und den Azteken lebendig werden lassen.
Mit einer geheimnisvollen Rückblende fängt es an, die den Leser mit dem Helden der Story bekannt macht. Und dieser sieht aus, als hätte er schwer was durchgemacht: völlig abgerissen und mit zerrissener Kleidung tritt er in Erscheinung. Doch sein Ende scheint vorprogrammiert. Jedenfalls deuten seine Schilderungen am Anfang der Geschichte darauf hin, treibt er doch in einer Piroge auf einen gigantischen Wasserfall zu…
„Das Datum. Ich muss mich am Datum festhalten. Das ist alles, was mir bleibt. Wir schreiben das Jahr 1520. Den Tag? Ich erinnere mich nicht an den Tag. Mein Name? Hernando Royo. Ja. Der Name eines Mannes, der noch am Leben ist. Eines Mannes, der dem „Reisenden Geist“ entkam. Txlaka, Sohn der Wurzeln des Oqtal. Ich habe vom Saft des Oqtal geleckt. Vielleicht bin ich deshalb nicht gestorben wie die anderen. Die Anderen. Sind es ihre Knochen, die mich bedecken? Ich weiß es nicht mehr.
Es ist wie das Grollen in meinem Kopf, ein Grollen, das stärker wird. Ein Grollen, dem ich nicht entfliehen kann! Hier also endet alles! Hier verscheidet für immer der Sohn des noblen Herzogs del Royo. Ein von seinen Eltern verfluchter Sohn, ihres Namens unwürdig. Über einen Wasserfall verschwand ich aus ihrem Gedächtnis, denn dieser Fall war mein Schicksal!“
Doch wie fing alles an. Wir schreiben das Jahr 1520. Ort: Die Hauptstadt der Azeteken namens Tenochtitlan. Seit der Ankunft in Amerika werden Hernán Cortés und seine Armee vom Herrscher der Azteken, Moctezuma, als Gottheiten betrachtet. Schon lange wirtschaftet Cortés eher in die eigene Tasche als in jene der weit entfernten spanischen Krone.
Der History-Comic ist für mich überraschend gut aufbereitet und begrenzt sich auf einen kurzen Ausschnitt aus der Zeit von Cortés in Mittelamerika. Im Prinzip geht es in erster Linie um eine Schatzjagd, zu der Cortés den Auftrag gibt. Danach wendet sich der Conquistador selbst anderen Aufgaben zu. Hauptdarsteller ist somit eine zusammen gewürfelte Truppe aus Soldaten und Söldnern, die den Schatz für Cortés stehlen sollen. Unter ihnen befindet sich auch der Held der Serie, Hernando Royo.
Die Story ist, wie bereits beschrieben, sehr gut konzipiert. Die Zeichnungen von Xavier haben ihren ganz eigenen Reiz. Mir gefallen diese sehr gut. Der Zeichner arbeitet gerne mit großen Panels, nicht selten besteht eine Seite nur aus 2, 3 oder 4 Bildern. Dadurch lässt sich die Geschichte visuell sehr schnell erfassen und das Lesen ist daher eher recht kurzweilig. Die Story lebt vor allem von seinen Protagonisten. Nur selten kreiert Xavier sehr detaillierte Hintergründe. Falls aber doch, wie z.B. bei der monumentalen Pyramide, mit großer Klasse. Häufig kommt er bei seinen Darstellungen (fast) komplett ohne Hintergründe aus. Erstaunlicherweise stört das aber nicht wirklich.
Die Figuren sind sehr differenziert ausgearbeitet. Bei der Vielzahl der handelnden Personen wirkt das sehr positiv. Die Struktur der Geschichte ist schnell erzählt. Zunächst wird der Hauptdarsteller Hernando Royo vorgestellt. Es folgt die Location sowie die zeitliche Zuordnung ins Azteken-Reich zur Zeit von Cortés und Moctezuma. Dann erfolgt die Bildung der Truppe, die den Schatz Moctezumas rauben soll. Diese muss natürlich zunächst mal eingesammelt werden. Und natürlich muss sich der männliche Hauptdarsteller erst einmal in einem Zweikampf gegen einen übermächtig erscheinenden Gegner beweisen. Am Ende besteht der verwegene Haufen aus sechs Männern und einer Frau. Letztere erinnert mich ein wenig an eine Piratenbraut. Es folgt Schatzraub, ein Kampf mit den Wächtern des Schatzes und die Flucht.
Bereits das Ende von Band 1 deutet darauf hin, dass bei der Schatzjagd etwas verdammt schiefgelaufen ist und die Beteiligten an dem Beutezug noch mächtig Ärger bekommen werden. Die Rückblende zu Beginn der Story scheint dies zu bestätigen. Denn außer Royo hat wohl niemand der Schatzräuber die Flucht überlebt…
Die komplette Serie:
Autor: Michael Hüster