Selbstverständlich ist ein großer der Teil der Schauplätze das Meer. Aber auch andere exotische Länder sind hier Teil einer Geschichte, die wie in Maltese-Manier gewohnt facettenreich ist.
Corto gelangt unter lebensbedrohlichen Umständen an ein geheimnisvolles Büchlein, in dem von einem Schatz die Rede ist. Kurz danach wird er vom japanischen Geheimdienst observiert. Er scheint ihn aber abschütteln zu können.. Das Büchlein weist den Weg zum Schatz Richtung Peru. Dorthin unterwegs trifft er seine alte Liebe Freya. Doch ihre Wege trennen sich wieder, da er dem Ruf des „Goldenen Schädels“ in dem Büchlein folgt und sie ihrem Job als Fotografin nachgehen muss. In Peru trifft er unvermittelt einen Teenager, der nach Schätzen gräbt. Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt zieht Corto weiter in das notierte Bergwerk, wo er schon erwartet und bedroht wird. Auch hier kann er entfliehen und er wird von einer jungen Frau eine Zeit lang begleitet. Und auch sein alter „Freund“ Rasputin läuft ihm zufällig wieder über die Wege. Nach einer kurzen romantischen Episode allein mit Freya auf dem Meer trifft er wieder die Frau vom japanischen Geheimdienst. Hat er das Rätsel des Goldschatzes gelöst?
Sehr viele Ortswechsel und unvermittelt sich ändernde Szenarien machen den Comic sehr abwechslungsreich. Leider sind die Sprünge von einer Episode in die andere äußerst abrupt. Die Logik bleibt zwar erhalten, wenn man die ausgelassene Zwischenzeit oder räumliche Überwindung als Stilmittel versteht. Dennoch erscheint eine zusammenhängender Fortlauf arg abstrakt und gekürzt dargestellt. Wie bei der Graphik dürfte hier auch gelten, dass Auslassungen die Fantasie des Lesers brauchen, um eine Stringenz zu wahren. Die Handlung spielt um die Zeit des Angriffs auf das World Trade Center, zu dem es allerdings keinen weiteren Bezug zur Story gibt. Die alte Seefahrerromantik ist nicht mehr, die leicht mysteriösen Begebenheiten in Corto Malteses Abenteuern sind geblieben. Am Ende ist es eine weitere Geschichte, in der er nicht direkt als glorreicher Sieger heraus kommt, aber immerhin weiterhin recht zufrieden mit seinen Taten (und Gewinn?) ist.
Die Zeichnungen sind karg, abstrakt und doch voller Dynamik und Raffinesse. Nur die ersten paar Seiten in spärlichen Farbe. Vivès kopiert Pratt zwar nicht, bemüht sich aber diesen Stil nicht zu sehr zu modernisieren.
Ein würdiges weiteres Abenteuer, von Corto, der sich jetzt auch unverfroren als Pirat bezeichnet. Wenngleich auch ein sehr moralischer und menschenfreundlicher, wie er auch in diesem Band zeigt, indem er z.B. für den mitgefangenen Teenager ein gutes Wort einlegt, weil der ein wichtiges Rendezvous mit seinem Mädchen wahrnehmen muss. Mit sparsamer Aktion aber einem überraschenden Ende.
Corto Maltese - Schwarzer Ozean
Text: Martin Quenehen, Zeichnungen: Bastien Vivès
184 Seiten
Schreiber und Leser
24,80 Euro
Autor: Rolf Pressburger