Einige nennen ihn „Junior“. Er könnte ihr Sohn sein, er lebt momentan auf der Straße und er verliebt sich unsterblich in Yoshiko. Und Minakata alias Junior alias Yataro, Oberhaupt des Yakuza-Clan Kurogome, weiß, was er will und wie er es bekommt.
„Ich bin ein Rüpel”, erklärt er seiner Angebeteten in entwaffnender Offenheit. Und schiebt nach: „So war ich schon als Kind…“ Dazu die zerknirschte Miene und der Welpenblick.
Da wird selbst die schöne, berühmte, weltläufige Yoshiko schwach. Wie er heißt – ob Minakata, Yataro oder schlicht Junior – ist ebenso zweitrangig wie sein Beruf – Möbelpacker, Penner, Uni-Absolvent oder Yakuza. Aber seine Umgangsformen sind echt ein Problem, besonders im gesitteten Japan.
Und was sich nur ungehobelte Ausländer erlauben: er lässt seinen Gefühlen in der Öffentlichkeit freien Lauf. Das Thema gibt es bei Jiro Taniguchi öfter, seine Liebe gehört dem scheinbaren Versager, Einzelgänger, Underdog, der um die reiche, erfolgreiche Frau buhlt.
Natürlich ist der Rude Boy stark und mutig und ein Held, etwas wie Furcht scheint er nicht zu kennen. Aber am Ende packt ihn doch der Schreck - ob ein freudiger oder ein eisiger, bleibt offen.
Interessante ungewöhnliche Thematik.
Wie gewohnt glänzt Jiro Taniguchi mit seinem eigenen, detailgenauen und sensiblen Stil. In seinen Anfängen beeinflussten ihn die großen europäischen Comic-Künstler stark. Daher ist er auch der „Europäer“ unter den Manga-Zeichnern, was seinen Zeichenstil betrifft. Wenig verwunderlich ist daher, dass Taniguchi in Europa eine große Fangemeinde hat.
S/W östliche Leserichtung
Leseprobe
Autor: Michael Hüster