Bräutigam Charles soll eins der größten Vermögen im Empire erben, hat aber auch einiges zu verbergen – immense Wettschulden sind noch sein kleinstes Problem. Gewaltsame Tode kommen da erst recht ungelegen...
Nicht nur sprichwörtlich gelassen, sondern erstaunlich kaltblütig bis zynisch sind die Briten in dieser Serie. Lady Elza ist ein Intensivkurs in ”Keep calm and carry on.”
Niemand weiß, was hinter Lady Elza Rochesters lilienweißer Stirn vorgeht, aber die Glut unter der Marmorhaut bricht sich dennoch hin und wieder Bahn. Nur vielleicht nicht gerade beim 5-Uhr-Tee mit der hochbetagten Lady Edwina Pendrock, die gerne strategische Morde plant.
Streckenweise geht es zu wie in einer klassischen Salon-Komödie, unterhaltsam und voll bissigem Humor. Die alte Sklavenhalter-Mentalität erstreckt sich auf die Behandlung des Personals, ohne das der Lebensstil der Lords zusammenbrechen würde…
Auf den Kenner der Populärkultur warten zahlreiche Anspielungen, von Ernährungsgewohnheiten (fish & chips) bis hin zu Stars aus Genre-Filmen wie Michael Caine oder dem unheimlich leuchtenden Milchglas aus Hitchcocks Verdacht.
Nicht kennzeichnend allein für Briten, sondern typisch für Adelshäuser ist die Fixierung auf „Familie”, womit nicht die Keimzelle Vater-Mutter-Kind gemeint ist, sondern der Stammbaum und damit das Familienerbe. Weite Bereiche der Kriminalliteratur wären ohne diese Thematik hinfällig. Zusätzliche Komplikationen erfahren Plots im britischen Landadel dadurch, dass alle mit allen verwandt sind. Und dass jeder irgendwelche Leichen im Keller hat…
Jean Dufaux hat mit Lady Elza eine komplexe und sehr interessante Krimi-Handlung geschaffen. Die sehr realistischen Zeichnungen von Philippe Wurm sind sehr ansprechend und haben mir gut gefallen, auch wenn er sehr häufig nur Köpfe oder Teilfiguren zeichnet.
Die Farben von Bertrand Denoulet sind 1 A.
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Autor: Michael Hüster