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13.10.2025
Splitter-Backlist

„Sohn der Sonne“ von Nury & Henninot

„Sohn der Sonne“ von Nury & Henninot
Die Südsee – Inbegriff westlicher Träume von Romantik und Abenteuer. Und Reichtum.

Darum gibt es auch zahlreiche Geschichten von Draufgängern und Träumern, die in den Weiten des Pazifiks ihr Glück suchten.
Eine Adaption von Jack Londons „Ein Sohn der Sonne“ verheißt demnach das große, klassische Abenteuer, und diese Erwartung wird von Fabien Nury (Text) sowie Eric Henninot (Zeichnungen) vollauf erfüllt.

Prolog. Irgendwann zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Auf einer Insel im Archipel der Salomonen mit dem exotischen Namen Hikihoho. Hierbei handelt es sich um ein kleines Königreich von Parlay. Einst aus Frankreich gekommen, machte er in der Südsee ein Vermögen, vor allem dank der Lagune seiner Insel, in der es unendlich viele wertvolle Perlen gab. Allerdings meinte es das Schicksal mit Parlay nicht gut und so trifft der Leser auf Hikihoho auf einen gebrochenen Mann.

Des Lebens überdrüssig, lädt er die schlimmsten und gierigsten Händler der Salomonen ein, um seinen immensen Perlenbestand meistbietend zu verkaufen. Und Parlay ist sich seiner Aktion sehr sicher: „Sie werden alle kommen, diese Geier! Geleitet von ihrer Raffgier… von meinen Perlen angelockt…sie werden dem Ruf des alten Parlay folgen…

Anschließend folgt noch eine geheimnisvolle Äußerung von Parlay, die ganz wesentlich mit der Einladung zu tun hat: „… und ich reiche sie dir dar, meine süße Armande.“ An dieser Stelle kann man ein wenig erahnen, dass es dem Alten nicht um den Verkauf seiner Perlen geht, sondern vielmehr um eine gewaltige Abrechnung mit den alten Konkurrenten, den Gaunern der Salomonen.    

Im Zentrum der Geschichte steht jedoch David Grief, genannt „Der Sohn der Sonne“, ein erfolgreicher Händler, der es im gesamten Pazifikraum zu Wohlstand gebracht hat. Nach der Schilderung von einigen Erlebnissen, die vor allem ein persönliches Bild von Grief zeichnen sollen, findet sich auch Grief in dem Kreis der Händler ein, die sich auf den Weg nach Hikihoho machen.

Grief, der nicht von Parlay zur Versteigerung eingeladen worden war, hat jedoch seine ganz eigenen Beweggründe, warum er an der Versammlung teilnehmen will. Einst war er in Armande, der exotischen und bildhübschen Tochter von Parlay verliebt, die ihn jedoch abwies und wenig später, unter anderem aufgrund einer tragischen Liebesverbindung, Selbstmord beging. Grief konnte das nie verwinden. In den Tagen, in denen er Armande kannte, lies Grief ein Gemälde von der jungen Dame anfertigen, dass er deren Vater Parlay vor vielen Jahren schenkte. Während Griefs Konkurrenten den Perlenschatz begehren, möchte Grief etwas haben, das für ihn viel wertvoller ist …

Es kommt schließlich zum dramatischen Showdown, denn es dauert nicht lange, bis das Verhängnis in diesem sorgfältig ausgearbeiteten Drama aus Gewalt und Gier seinen unausweichlichen Verlauf nimmt. Das Ganze wird jedoch noch durch die Gewalt der Elemente Wind und Wasser weit übertroffen. Mit verheerenden Folgen.

Mit „Der Sohn der Sonne“ ist dem Kreativteam Fabien Nury und Eric Henninot eine bemerkenswerte Adaption des Romans von Jack London gelungen. Von der ersten bis zur letzten Zeichnung ist der Band fesselnd!

Unglaublich gut, wie die Comicmacher die machiavellistische Rache eines verrückten Tyrannen zu Papier bringen und den Leser im tödlichen Wüten der Elemente atemlos zurücklassen.

Henninot liefert u.a. glänzende maritime Zeichnungen ab. Seine Segler sind echte Eyecatcher. Ein Traum ist auch die Zeichnung der Lagune von Hikihoho. Gewaltig sind auch seine Darstellungen von dem Wüten von Wind und Wasser. Das exotische Set für den Comic ist natürlich sehr ansprechend und man begibt sich mit viel Spaß als Leser an Bord der Wonder.

Autor: Michael Hüster