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03.02.2020
Kult Comics

Die Spinne

Die Spinne

Der deutsche Comic-Zeichner Andreas Möller liebt alte Filme, aus denen er viele Anregungen bezieht, um seine Comics dementsprechend auszustatten.

Michael Mikolajczak ist ein versierter Autor diverser Romane und Graphic-Novels. An der vorliegenden arbeiteten die beiden zusammen. Die Spinne ist ein Thriller im Amerika der 1970ger Jahre.
Der alte Kriegsveteran Jimmy trauert einer Angebeteten nach, an die er fortlaufend denken muss. Doch es war keine erfüllte, befriedigende Liebe. Als eines Tages die ebenso hübsche Tochter des ansässigen Figaros bei ihm in Untermiete einzieht, erwacht in ihm eine psychotische Ader von Neuem. Er nimmt sie gefangen, sperrt sie ein, färbt ihre Haare blond wie die von Libby, seiner Angebeteten, und weidet sich durch überall im Haus angebrachte versteckte Gucklöchern an ihr.

Doch eines Tages entdeckt Amber, so ihr Name, eine Chance, zu entfliehen. Doch noch ist sie nur aus ihrem Raum entkommen, aber immer noch in der Wohnung eingesperrt. Es entsteht ein Kampf auf Leben und Tod mit Jimmy.
Das ist allerdings nur die Hälfte der Geschichte. Sie hat einige überraschende Wendungen und einen nicht zu erwartenden Ausgang. Sie ist sehr spannend erzählt und mit den nötigen Hintergrundinformationen ausgestattet, um diese oder jene Beweggründe der Protagonisten zu offenbaren. Mikolajczak versteht es, den Leser mit immer neuen Informationen zu ködern, die im Laufe der Story ein schlüssiges Bild der Handlung ergeben. Die ist im Gesamten nicht unbedingt völlig neu, hat aber genügend eigene Facetten, um nicht von Vorneherein als Plagiat diverser Psychothriller da zu stehen. Deshalb schwenkt er geschickt immer wieder in die Vergangenheit, um daraus Erklärungen zu beziehen.

Die Zeichnungen sind hervorragend mit routiniertem Strich zu Papier gebracht; zwar nur schwarz-weiß mit einigen Grautönen, die aber gerade deshalb die realistischen Darstellungen sehr gut wiedergeben. Auch die Einbeziehung von Licht und Schatten möchte ich hier als sehr gekonnt bezeichnen. Ebenso sind Perspektivwechsel wohltuend für den Gesamteindruck zu vermerken.
Der Titel hat nur am Rande etwas mit der Handlung der Story zu tun. Das Buch ist ansprechend gestaltet, handliches Hardcover inbegriffen. Ein toller Comic mit internationalem Anspruch in den Gefilden von einschlägigen Thrillern, in denen das Grauen und der Horror direkt aus der verbogenen und krankhaften Psyche der Menschen kommt.

Die Spinne

Text: Michael Mikolajczak, Zeichnungen: Andreas Möller
200 Seiten
Kult Comics
25,00 Euro

Autor: Rolf Pressburger