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20.05.2020
avant-verlag

Fante Bukowski

Fante Bukowski

Der Schöpfer dieser Graphic Novel ist ein umtriebiger amerikanischer Autor und Comiczeichner, der schon etliche Preise gesammelt hat.

Sein Gesamtwerk umfasst bis dato Dutzende von Comics. Hierzulande deputiert er nun mit der vorliegenden Satire Fante Bukowski.

Der Protagonist Kelly Perkins nimmt den Künstlernamen seines großen Vorbildes an und unternimmt fast alles, um ebenso berühmt zu werden. Eigentlich recht talentlos überschätzt er seine schriftstellerischen Fähigkeiten und wähnt sich wiederum in Fachkreisen total unterschätzt. Permanent in Geldnot schnorrt er mal hier mal da und wartet auf den gewinnbringenden Durchbruch ...

Der Zeichenstil ist in den Gefilden angesiedelt, die man früher wohl zum „underground“ zählte. Also ohne gängige Konventionen, was die Ästhetik dieser Kunst anbelangt. Frei, wild und auf gewisse Weise auch naiv. Spontane Gestaltung der Seiten inbegriffen. Nur ab und zu wird der Comic durchaus dem Anspruch eines Bild-Romans gerecht, um mal eine andere Bezeichnung für Graphic-Novel zu verwenden. Denn das Auge liest in diesem Sinne nicht nur, es schaut und sieht auch – im Idealfall eben die visuelle Gestaltung als Augenschmaus. Doch hier ist die Strichführung sehr locker und wohl wenig auf Arrangement bedacht, der Text steht eindeutig im Vordergrund. Und der ist, was Erzählweise und Handlungsführung angeht, sehr abwechslungsreich und eher hervorzuheben, als die Grafik.

Der sympathische Loser Fante Bukowski erlebt skurrile Episoden und irrwitzige Situationen seines Möchtegernkünstlerdaseins. Er lernt unterschiedliche Frauen kennen, manche auch erst im Bett. Er ist neidisch auf erfolgreiche Kollegen und im Konflikt mit seinem Vermieter. Er träumt oft schwer und hat keinen leichten Stand gegenüber den Widrigkeiten der Existenz. Aber er wurstelt sich so durch und schlamasselt von einer Untiefe in die nächste und fühlt sich nach klitzekleinen Erfolgen (der Verkauf von ein paar seiner Fanzines, von denen er hochtrabend 20000 Exemplare kopieren ließ) als Gewinner der ganzen Welt.

Diese Geschichte ist voller Humor, Ironie und Situationskomik. Pointierte Alltagsmomente und witzige Dialoge zu Hauf. Es macht großen Spaß, diese Story zu lesen. Denn Fante bleibt in gewisser Weise sich selbst treu, er scheint sich selbst der größte Widersacher zu sein, der einen schnellen Ruhm in der Welt der Hohen Literatur verhindert. Und man wünscht sich als mitfühlender Leser, dass dieser Antiheld irgendwie doch noch in einem befriedigenden Happy End sein Glück findet. Ein Comic-Roman mit zwar relativ einfach gestalteten Bildern, aber mit sehr unterhaltendem und gut geschriebenem literarischen Inhalt!

Fante Bukowski
Text und Zeichnungen: Noah Van Sciver
416 Seiten
avant-verlag
30,00 Euro

Autor: Rolf Pressburger