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16.11.2020
Schreiber & Leser

Nestor Burma: Die Ratten im Mäuseberg

Nestor Burma: Die Ratten im Mäuseberg

Neuer Fall, neue Verwicklungen und neue Ermittlungen. Altbekannter Detektiv, alte Umgebung und eine frische Spur aus der Feder des bekannten Romanautors. Nestor Burma schnüffelt!

Die Sache startet wie so viele Detektivkrimis mit einem Auftrag. Ein Klient wird erpresst, Lösegeld zu zahlen, um Schlimmes abzuwenden. Burma steckt den Vorschuss ein, zündet sich ein Pfeifchen an und will sich auf die Lauer legen, um bei der Übergabe des Geldpaketes zuzuschnappen. Eigentlich so einfach, wie eine Mausefalle zu spannen. Was hat die Räuberbande genannt „Die Ratten vom Mäuseberg“ damit zu tun, fragt sich nicht nur der Detektiv. Denn was so geradlinig beginnt nimmt immer rätselhaftere Formen an. Gleich zwei Rothaarige (die Burma immer suspekt waren und sind), gezeichnete Nacktportraits und mehrere Tote sind nur ein paar Elemente dieses Rätsels. Die investigative Aufklärung führt bis zurück in die Kriegsjahre. Während im Paris Mitte der 1950ger Jahre, in der die Geschichte spielt, vieles noch politisch und gesellschaftlich davon geprägt ist. Etliche Verdächtige und Protagonisten tummeln sich in und in nächster Nähe der Seine-Stadt. Ein wenig deprimiert sinniert Burma schon mal, dass immer ein gewaltsamer Tod folgt, scheint er diesen verzwickten Fall endlich beim Wickel zu packen.

Mit einigen Wendungen ausgestattet und in althergebrachter Manier führt dieser klassische Krimi in eine Story aus Lüge, Betrug, Mord und Heuchelei. Sekretärin Helene hilft wie immer tatkräftig mit, Dinge anzuleiern und aufzudecken, ebenso alte und neue Bekannte im Umfeld. Es geht hier nicht um vordergründige Action dem Spektakel zuliebe, sondern um hintergründige Spannung und abwechslungsreiche Tätersuche.

Eine Story aus dem reichen Fundus von Malet, dem Romanautor. Sehr unterhaltend adaptiert und getextet von Moynot und dem Zeichner Ravard. Der ist neu in der Riege der graphischen Gestalter der Figuren von Tardi. Auch er setzt sie im Stil des Altmeisters kongenial um; ähnlich sind die Farben erdig und eher als gedeckt zu bezeichnen. Die Zeichnungen fangen wie immer das Ambiente von Paris zehn Jahre nach dem Krieg in all seinen Facetten ein und führen in verschiedenste Winkel und Häuser der französischen Metropole.

Gediegene Krimikost für für die zwar althergebrachte Vorgehensweise eines sympathischen  Privatspürhundes, jedoch nicht altbacken, was Komplexität und historischer Hintergrund angeht! Sehr unterhaltend mit vielleicht vorauszuahnender Auflösung (wenn der Leser selbst mitdenkt und durchaus vorhandene Hinweise Im Laufe der Handlung nicht übersieht) die gleichwohl ein würdiges und erklärendes Finale ist.
 

 

 

Nestor Burma: Die Ratten im Mäuseberg
Text: Emmanuel Moynot, Zeichnungen: François Ravard
72 Seiten
schreiber und leser
18,80 Euro

Autor: Rolf Pressburger